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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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angeblich nicht viel schlimmer sein als ein Besuch beim Röntgenarzt. Wenn wir nicht allzu lange hier bleiben, sollte es gehen. Damit zunächst zurück ins Studio.«
    »Vielen Dank, Richard Schirm«, sagte der junge Moderator. »Ja, meine Damen und Herren, Sie haben gerade gesehen, welch ungeheure Explosionskraft die Bombe hatte. Bei uns im Studio ist jetzt Dr. Karl Gründler, Terrorismusexperte am Institut für politische Konfliktforschung der Universität Göttingen. Herr Gründler, was kann eine solche Katastrophe hervorrufen? Ist die immer wieder geäußerte These, dies sei ein Terroranschlag mit einer Atombombe, richtig, oder gibt es noch eine andere Erklärung?«
    Gründler war ein schlanker, hochgewachsener Mann mit Halbglatze. Er trug einen eleganten Anzug und eine Brille mit Goldrand. Im Unterschied zu dem Experten vom Katastrophenschutz schien er Erfahrung im Umgang mit Medien zu haben. »Nein«, sagte er mit klarer Stimme. »Es handelt sich ganz eindeutig um einen nuklearen Sprengsatz.«
    »Wer könnte diesen Sprengsatz gezündet haben? Kann man das schon sagen?«
    »Es ist natürlich noch zu früh, um etwas Definitives festzustellen. Der Verfassungsschutz hat bereits mehrere Bekennerschreiben islamistischer Terrorgruppen erhalten, die jedoch zurzeit noch auf ihre Echtheit geprüft werden. Wir Sicherheitsexperten haben schon seit langem mit einem |181| solchen Anschlag gerechnet. Allerdings, das muss ich zugeben, nicht in einer solchen Dimension.«
    »Sie meinen, nicht mit einer solchen Zerstörungskraft?«
    »Ja, genau. Sehen Sie, wir haben immer vermutet, Al Qaida oder eine ihrer vielen Splittergruppen könnten über Pakistan oder den Iran an Plutonium gelangen. Damit kann man im Prinzip eine Atombombe bauen, ein paar Kilo genügen schon. Aber so einfach ist das nicht. Man braucht komplizierte technische Anlagen. Viel wahrscheinlicher erschien es uns, dass die Terroristen das Plutonium mit konventionellem Sprengstoff vermischen und eine sogenannte schmutzige Bombe bauen würden. Damit hätten sie in gewissem Umfang radioaktive Verseuchung erreicht, mehr nicht. Der Anschlag in Karlsruhe ist aber eindeutig auf einen vollständig ausgebauten nuklearen Sprengkopf zurückzuführen, und zwar auf einen sehr großen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Es ist Ihnen vielleicht bekannt, dass die Sprengkraft von Atombomben, wie sie im allgemeinen Sprachgebrauch genannt werden, in Kilotonnen angegeben wird. Die Hiroshima-Bombe beispielsweise hatte eine Sprengkraft von etwa 13 Kilotonnen, also so viel wie 13 000 Tonnen konventioneller Sprengstoff. Nun, ich bin kein Experte in solchen Dingen, aber ich würde schätzen, die Explosionskraft der Bombe in Karlsruhe war mindestens zehnmal so groß.«
    »Zehnmal so groß? Wie kommen Sie darauf? Ich meine, Hiroshima ist doch vollständig zerstört worden?«
    »Die Hiroshima-Bombe wurde in fünfhundert Metern Höhe über der Stadt gezündet, die damals fast ausschließlich aus Holzhäusern bestand. Viele davon fingen sofort Feuer, die meisten hat die Druckwelle einfach platt gedrückt. In Karlsruhe dagegen wurde die Bombe am Boden gezündet. Das bedeutet, dass der größte Teil der Explosionsenergie wirkungslos nach oben oder in den Untergrund |182| abgestrahlt wurde. Außerdem sind moderne Gebäude aus Stahlbeton sehr viel widerstandsfähiger als die Holzhäuser von Hiroshima. Dass trotzdem eine so große Zerstörung stattgefunden hat, deutet darauf hin, dass die Bombe viel stärker gewesen sein muss.«
    »Und was heißt das nun?«
    »Nach unseren Erkenntnissen sind weder der Iran noch Pakistan oder Nordkorea in der Lage, eine Bombe mit einer solchen Sprengkraft zu bauen. Meiner Meinung nach kommen als Urheber der Bombe nur vier Mächte in Frage: Russland, China, die USA und Israel. Eventuell noch Indien, aber das halte ich eher für unwahrscheinlich.«
    Der Moderator machte unbewusst einen Schritt zurück. »Wollen Sie etwa behaupten, dass eines dieser Länder einen terroristischen Akt gegen Deutschland verübt hat?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber Sie müssen sehen, dass zu Zeiten des Kalten Krieges eine unübersehbare Zahl von Atombomben gebaut wurde. Niemand weiß genau, wie viele es wirklich waren. Ein Teil davon ist im Rahmen der START-Abkommen zerstört worden. Aber immer noch existieren weltweit mindestens 27 000 atomare Sprengsätze. Viele davon haben eine Sprengkraft von 500 Kilotonnen oder mehr.«
    »Sie meinen, eine dieser Bomben ist Terroristen in die Hände

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