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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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Eine Kugel traf ihn ins Bein. Er stolperte, fiel in die Mitte des Raums, über den Körper des Mannes mit den Filzpantoffeln.
    Klauke wartete nicht, ob er noch in der Lage war, sich umzudrehen, die Waffe zu ziehen und zu schießen. Er jagte dem Mistkerl eine Kugel in den Rücken. Das hier war kein normaler Polizeieinsatz mehr. Das hier war Krieg. Und so, wie es aussah, war er der Einzige, der noch kampffähig war, wenn man von Mike Deichmann absah, der draußen immer noch mit der Einsatzleitung sprach.
    Klauke wusste, es war klüger, auf Verstärkung zu warten. Die Terroristen konnten schließlich nicht fliehen, sie hatten keine Chance, ihren Widerstand auf Dauer aufrechtzuerhalten. Man würde Tränengas einsetzen, notfalls härtere Mittel. Es hatte keinen Sinn, weitere Verletzte zu riskieren. Als Truppführer hätte er den Rückzug befohlen.
    Doch etwas trieb ihn an. Eine Ahnung vielleicht, eine innere Unruhe, die ihm sagte, dass sich Unheil anbahnte.
    Natürlich hatte man ihn nicht darüber informiert, ob die Araber tatsächlich etwas mit Karlsruhe zu tun hatten. Er hatte keine Ahnung, welche Ermittlungsergebnisse gegen sie vorlagen, was das LKA, das BKA oder der Verfassungsschutz über sie wussten. Aber die Intensität des Widerstands, der Grad der Bewaffnung waren eindeutig. Eine grimmige Genugtuung erfüllte ihn bei dem Gedanken, dass er einer derjenigen war, die die Schweine zur Strecke bringen würden.
    Im Wohnzimmer war es ruhig. Klauke wusste nicht genau, wie viele Männer sich in der Wohnung aufhielten. Drei waren tot, aber es war ohne weiteres möglich, dass sich noch ein oder zwei weitere im Wohnzimmer oder im angrenzenden Raum versteckten.
    Er ignorierte die Handzeichen von Deichmann und das |236| Stöhnen der Verletzten. Die plötzliche Ruhe gefiel ihm nicht. Sie gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Er lief zur Tür, spähte um die Ecke. Drei tote Araber lagen auf dem Boden, zwei davon hatte er erwischt. Die spärlichen Möbel waren zersplittert. Die Tür zum Nebenraum war angelehnt.
    So leise er konnte, ging Klauke zu der Tür und spähte hinein.
    Der Raum mochte einmal als Schlafzimmer gedacht gewesen sein. Tatsächlich lagen zwei Matratzen und Decken auf dem Boden, doch ansonsten wirkte es hier eher wie in einem Labor. Kanister und Fässer standen herum, auf einem Holztisch waren Flaschen und Bechergläser, ein Feuerlöscher, ein Lötkolben, verschiedene Apparaturen, aus denen Drähte ragten.
    Ein Araber stand zwischen den Kanistern. Er hielt eine stabförmige Handgranate.
    Klauke sprang in den Raum. »Hände über den Kopf!«, brüllte er.
    Der Araber rührte sich nicht. Er war jung, wahrscheinlich noch keine achtzehn. Sein Vollbart war eher ein dünner Flaum. Doch in seinen Augen lag eine grimmige Entschlossenheit. Er schien keine Angst zu haben.
    »Hände über den Kopf, hab ich gesagt!«
    Der Araber sagte nichts. Er zog den Sicherungsstift von der Granate und ließ sie einfach auf den Boden fallen, mitten zwischen die Kanister.
    Klauke versuchte, aus der Tür zu springen, aber es war zu spät. Die Druckwelle der Detonation riss ihn zu Boden, dann wurde die Welt dunkel. Schmerzen spürte er nicht.

|237| 49.
    Lennard wurde von dem Tonsignal geweckt, das der Laptop von sich gab, sobald sich vor den Kameras aus Pawlows Wohnung etwas bewegte. Er streckte sich und setzte sich an den Schreibtisch.
    Pawlow ging gerade ins Badezimmer. Gestern Abend war er gegen halb acht nach Hause gekommen. Er hatte ein paar Gymnastikübungen gemacht und mit den Hanteln trainiert, sich dann eine Pizza in den Ofen geschoben, sich vor den Fernseher gesetzt und einen amerikanischen Krimi angeschaut. Wenn Pawlow in irgendwelche illegalen Machenschaften verwickelt war, dann hatten sie gestern Abend geruht, oder er war zu schlau, um von seiner Wohnung aus irgendetwas zu unternehmen.
    Während Pawlow duschte, zog Lennard sich an. Er beobachtete, wie sein Zielobjekt Müsli und Toast frühstückte und die Wohnung verließ. Lennard folgte ihm.
    Pawlow fuhr nicht in die Zentrale von Always Online, die in einer ehemaligen Fabrik in Altona untergebracht war, sondern setzte den Weg Richtung Westen fort, bis er Benz’ luxuriöses Anwesen an der Elbchaussee erreichte. Er parkte seinen BMW auf einem Stellplatz neben dem Garagenhäuschen an der Grundstücksauffahrt.
    Eine schlanke Frau öffnete ihm. Lennard erkannte sie sofort an der Art, wie sie ihr langes, rotes Haar zurückstrich. Obwohl es ihm unwahrscheinlich, beinahe surreal erschien,

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