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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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und verabschiedete sich, wie man sich eben von einer Blumenverkäuferin verabschiedet. Mit einem vagen Gefühl der Enttäuschung stieg er ins Auto.
    Er blieb nur kurz auf dem Friedhof, um die Blumen auszuwechseln und einen Moment an Ben zu denken, wie er dort auf dem Feldbett gelegen hatte. Wo auch immer er jetzt war, es musste besser sein als damals in dem Zelt zwischen all den schreienden und jammernden Menschen.
    Seine Trauer fühlte sich jetzt anders an als zuvor. Lennard konnte ihr begegnen, konnte sie berühren wie eine frisch vernarbte Wunde. Er konnte sich die schönen Momente mit |227| Ben in Erinnerung rufen, ohne dass sich alles in ihm zusammenkrampfte. Der Klumpen kalter Wut in seinem Bauch schien kleiner geworden zu sein. Es hatte etwas mit Fabienne Berger zu tun. Sie tat ihm gut, wie Salbe auf verbrannter Haut. Gern hätte er mehr Zeit mit ihr verbracht.
    »Sagt Ihnen der Name Heiner Benz etwas?«, fragte Roland Treidel, als Lennard eine halbe Stunde später in dessen Büro saß.
    Er nickte. »Einer der reichsten Deutschen, soviel ich weiß.«
    »Und einer der großzügigsten. Er hat zehn Millionen Euro aus seinem Privatvermögen für die Opfer von Karlsruhe gespendet.«
    »Ich dachte, seine Firma wäre von dem Anschlag besonders hart getroffen worden? Hatte er nicht seine technische Zentrale in Karlsruhe?«
    Treidel fummelte mit der rechten Hand an seinem linken Ohrläppchen herum, wie immer, wenn er sich einer Sache nicht sicher war. »Soweit ich weiß, hat er einen Teil seiner Aktien nach dem Börsengang der Firma verkauft, so dass er genug auf der hohen Kante haben dürfte. Jedenfalls haben wir einen Auftrag aus seinem direkten persönlichen Umfeld bekommen, und ich möchte, dass Sie diesen Job besonders sorgfältig erledigen. Wenn wir Benz und seine Firma Always Online als Kunden langfristig binden könnten, wäre das für Treidel Security ein Meilenstein. Ich verlasse mich auf Sie!«
    »Natürlich. Wer ist die Zielperson?«
    »Nun, das ist ein bisschen brisant. Der Mann heißt Mirko Pawlow. Er ist der Sicherheitschef von Benz’ Firma Always Online, außerdem zuständig für Benz’ persönlichen Schutz.«
    »Warum feuert Benz ihn nicht einfach, wenn er ihm misstraut?«
    |228| »Der Auftrag kommt nicht von Benz. Es gibt da jemanden, dem dieser Pawlow offenbar nicht geheuer ist. Immerhin ist der Mann oft dabei, wenn sich Benz irgendwo geheim mit Geschäftspartnern oder Investoren trifft. Er weiß praktisch alles über dessen Pläne und Geschäfte. Benz vertraut ihm, und es gibt keinen konkreten Beweis gegen ihn. Deshalb ist es notwendig, dass Sie absolut diskret vorgehen. Weder Pawlow noch Benz noch sonst irgendjemand in seinem Umfeld dürfen etwas von der Observation mitbekommen!«
    »Wer ist der Auftraggeber?«
    »Das bleibt vertraulich.«
    »Ich darf nicht mit ihm reden?«
    »Nein.«
    »Das gefällt mir nicht. Woher wollen wir wissen, dass es sich nicht um eine Intrige handelt? Vielleicht will jemand Benz oder seiner Firma schaden?«
    »Sagen wir, ich habe Grund, unserem Auftraggeber zu vertrauen. Mehr müssen Sie nicht wissen.« Er reichte Lennard einen braunen Umschlag. »Hier drin ist alles, was ich an Informationen über Pawlow habe.«
    »Wann soll ich anfangen?«
    »Sofort.«
    »Gibt es einen Zeitplan?«
    »Nein, keinen konkreten Termin, aber Sie sollten sich ranhalten. Unser Auftraggeber ist sehr besorgt. Es wäre schon ziemlich peinlich für uns, wenn vertrauliche Informationen in nächster Zeit in die falschen Hände gerieten.«
    »Verstanden. Noch was?«
    »Setzen Sie Überwachungstechnik ein. Das volle Programm. Ich nehme das auf meine Kappe.«
     
    Pawlows Wohnung lag in der Nähe eines kleinen Parks in Eppendorf im zweiten Stock eines Jugendstilhauses. Sie war sicher nicht billig, aber als Sicherheitsbeauftragter eines |229| Milliardärs verdiente er wohl gut genug. Lennard ging ein wenig in der Umgebung spazieren, um sich mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen. Dabei entdeckte er ein kleines Privathotel ein paar Häuser weiter auf der anderen Straßenseite. Von einem der Zimmer, die zur Straße raus lagen, würde er beobachten können, wann Pawlow das Haus betrat oder verließ und ob er Besuch bekam. Außerdem lag das Hotel nah genug, um dort die schwachen Signale der Mikrowanzen zu empfangen, die er in Pawlows Wohnung installieren würde.
    Wieder zu Hause, zog er sich um. Er wählte einen schwarzen Rollkragenpullover, der für Mitte August eigentlich viel zu warm war, und eine

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