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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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füllte zwei Gläser. Eines reichte er ihr. Eva nippte daran, verzog angewidert das Gesicht, kippte dann den Inhalt auf einmal hinunter.
    »Und jetzt noch mal von vorn. Was ist passiert?«
    »Ich … ich habe etwas gehört«, sagte Eva. Ihre Stimme klang schrill, beinahe hysterisch. »Er hat vorhin mit jemandem telefoniert.«
    »Wer? Mit wem?«
    |289| »Heiner. Mit wem, weiß ich nicht. Aber sie haben deutsch gesprochen.«
    »Und?« Er goss ihr noch einen Wodka ein.
    Eva nahm einen Schluck. Allmählich beruhigte sie sich. Sie setzte sich aufs Sofa, ohne ihren Regenmantel auszuziehen und das Kopftuch abzunehmen.
    »Ich stand zufällig in der Nähe. Er hatte die Tür zu seinem Arbeitszimmer nur angelehnt. Ich weiß auch nicht, warum ich gelauscht habe. Normalerweise interessieren mich seine geschäftlichen Angelegenheiten nicht.«
    »Komm endlich zum Punkt, Baby. Was hat er gesagt, das dich so erschreckt?«
    »Zuerst klang es ganz harmlos. Sie haben über ›die Aktion‹ gesprochen, und über den Ruck, der danach durch Deutschland gegangen ist. Einmal hat Heiner laut gelacht. Aber dann …« Sie begann zu schluchzen.
    »Was dann? Sag schon!«
    »Er … er sagte, es sei die Sache wert gewesen. Dass er sich jederzeit wieder für die Aktion entscheiden würde. Dass er … dass er notfalls auch zweihunderttausend Tote in Kauf genommen hätte. Gegen einen Krieg sei das gar nichts, hat er gesagt.«
    Lennards Nackenhaare stellten sich auf, obwohl er nicht genau wusste, worauf Eva hinauswollte.
    Pawlow schien es ähnlich zu gehen. »Und?«
    Eva sah ihn an. »Was, und?«
    »Ich verstehe kein Wort«, gab Pawlow zu. »Dein Mann hat eine zynische Bemerkung gemacht. Vielleicht hat er das als Witz gemeint, was weiß ich. Aber was zum Kuckuck ist so schlimm daran? Hast du noch nie etwas politisch Unkorrektes gesagt?«
    Eva sprang auf. Dabei stieß sie gegen die Wodkaflasche, die bedrohlich kippte. Pawlow reagierte blitzschnell und fasste die Flasche, bevor sie umfallen konnte.
    |290| »Politisch unkorrekt?«, rief sie. »Kapierst du denn nicht? Das war kein Witz! Heiner steckt mit denen unter einer Decke!«
    »Mit wem?«
    »Mit den Attentätern! Mit den Leuten, die die Bombe nach Karlsruhe gebracht haben!«
    Pawlow lachte. »Das meinst du doch nicht ernst! Glaubst du wirklich, dein Mann würde gemeinsame Sache mit islamistischen Terroristen machen?«
    »Sag mal, bist du eigentlich wirklich so naiv, Mirko?«, rief Eva. Ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet. »Glaubst du wirklich, das waren Islamisten?«
    »Wer denn sonst?«
    »Ich weiß es nicht. Aber einer von denen hat mit Heiner gesprochen. Und es klang, als wüsste er Bescheid! Als wenn … als wenn Heiner mit von der Partie war!« Sie setzte sich und ließ zu, dass Pawlow sie in den Arm nahm. »Mirko, ich hab schreckliche Angst!«
    »Eva, jetzt sei doch mal vernünftig! Du siehst Gespenster! Ich weiß nicht, was dein Mann am Telefon gesagt hat. Aber mit Sicherheit hat er nichts mit dem Anschlag zu tun. Ich meine, unabhängig davon, dass Heiner kein kaltblütiger Mörder ist, ist er ja wohl auch nicht bescheuert! Das Attentat hat den Kurs der Firma ins Bodenlose stürzen lassen. Eines unserer Rechenzentren wurde zerstört. Viele unserer besten Mitarbeiter sind dabei draufgegangen. Wie kannst du es auch nur eine Sekunde für möglich halten, dass er damit etwas zu tun hat!«
    Eva setzte sich wieder. »Du kennst Heiner nicht. Wenn er etwas will, ist ihm jedes Mittel recht. Nach außen hin gibt er sich gern kumpelhaft, doch er ist eiskalt!«
    »Das weiß ich selber. Aber das heißt noch lange nicht, dass er ein Massenmörder ist!«
    »Zuerst wollte ich es ja auch nicht glauben. Auch ich |291| habe gedacht, dass der Anschlag uns fast ruiniert hätte, und konnte es gar nicht fassen, als er dann noch diese Riesensumme spendete. Ich hatte keine Ahnung, wie er sich das leisten konnte – er spricht mit mir nie über Geld. Aber dann habe ich diese Unterlagen in seinem Tresor gesehen …«
    Lennard konnte sehen, wie Pawlow sich versteifte. »Du … du warst an seinem Tresor? Woher hattest du die Kombination?«
    »Ihr Männer seid doch alle gleich blöd! Glaubst du etwa, ich kenne Heiner nicht gut genug, um zu wissen, wie er sich seine geheimen Ziffernkombinationen merkt?«
    Pawlow rückte ein kleines Stück von Eva ab. »Was … was für Unterlagen waren das?«
    »So was wie Kontoauszüge. Finanztransaktionen. Ich verstehe nicht viel von diesen Dingen. Aber eines ging daraus ganz

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