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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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der Hosentasche, doch bevor er es benutzen konnte, hatte ihm einer der beiden jungen Männer ein volles Glas Rotwein ins Gesicht geschüttet. Rohlfs rammte ihm das Knie in den Unterleib. Während er aufstöhnte und sich zusammenkrümmte, war es leicht, ihm das Messer zu entwinden.
    »Danke«, sagte der junge Mann, der geweint hatte.
    »Schon gut.« Rohlfs sah voller Verachtung auf die drei Männer, die sich langsam aufrappelten und ihn dabei ängstlich anstarrten. Er hatte nicht übel Lust, ihnen noch ein paar Dinger zu verpassen. Doch er unterdrückte seinen Zorn, setzte sich wieder zu Eckart an den Tisch und trank einen Schluck von seinem exzellenten Trollinger.
    »Hätte nicht gedacht, dass du noch so gut in Form bist«, kommentierte sein Freund. »Immerhin liegt dein letzter Boxkampf schon fast zwanzig Jahre zurück!«
    Rohlfs rieb sich sein schmerzendes Handgelenk. »Ich auch nicht«, sagte er.

|298| 60.
    Aus dem Hotelfenster sah Lennard Eva in Richtung des Taxistands am Ende der Straße hasten. Er folgte einem Impuls, griff sich Jacke und Dienstwaffe und rannte den Hotelflur entlang.
    Eva stand an dem leeren Taxistand und telefonierte. Lennard lief zu seinem Auto, das er nicht weit entfernt geparkt hatte. Er wartete, bis ein Taxi in die Bucht rollte und Eva einstieg, dann folgte er ihr. Sie fuhr nicht nach Hause. Stattdessen hielt das Taxi vor einem Mittelklassehotel am Rand der Innenstadt.
    Lennard parkte den Wagen auf dem Hotelparkplatz. Er wartete, bis Eva eingecheckt hatte und im Lift verschwunden war. Dann stieg er aus und setzte sich an die Hotelbar. Um diese Zeit war wenig Betrieb, nur zwei Geschäftsreisende saßen über Papiere gebeugt an einem Tisch und diskutierten bei einem Bier ihre Tageserfolge.
    Er bestellte einen Rotwein. Das Getränk war bestenfalls zweitklassig, aber der herbe Geschmack tat ihm gut. Seine Hände zitterten immer noch leicht.
    Heiner Benz war einer der Mörder seines Sohnes.
    Plötzlich hatte sein verfahrenes Leben wieder einen Sinn: Er musste dieses miese Schwein zur Strecke bringen, egal, was es kostete! Es war absurd, aber er hatte plötzlich das Gefühl, dass sein Sohn irgendwie die Hand im Spiel hatte – dass er von dort, wo auch immer er jetzt war, die Ereignisse gelenkt und dafür gesorgt hatte, dass sein Vater die entscheidenden Informationen über seinen Mörder bekam. Bens Tod würde gesühnt werden; alles andere war unbedeutend.
    |299| Er nippte am Wein und überlegte, was er tun sollte. Nur mit Evas Hilfe konnte er an Beweise kommen, um Heiner Benz zu überführen und die Verschwörung aufzudecken. Doch wenn sie wusste, dass er sie überwacht hatte, würde sie ihm wahrscheinlich nicht trauen. Er musste unauffällig Kontakt zu ihr aufnehmen. Es musste wie ein Zufall aussehen. Vielleicht konnte er …
    »Lennard? Lennard Pauly?«
    Der Rotwein schwappte aus seinem Glas, als Lennard zusammenzuckte. Langsam fuhr er herum. Eva stand in der Tür der Bar. Ihr Gesicht spiegelte seine eigene Überraschung.
    Er fing sich wieder. »Eva!« Er stand auf und ging auf sie zu. »Das gibt’s doch nicht! Wie geht es dir?«
    Sie lächelte scheu. »Gut. Und dir? Es muss, warte mal … fast zwanzig Jahre her sein, dass wir uns zuletzt gesehen haben!«
    Er nickte. »Ganz schön lange. Aber du hast dich überhaupt nicht verändert.«
    Sie lächelte. »Nett von dir!«
    Sie setzten sich an den Tresen. Eva bestellte ebenfalls Rotwein und verzog das Gesicht, als sie davon kostete. »Was machst du denn inzwischen so?«, fragte sie.
    Lennard entschied sich, so dicht an der Wahrheit zu bleiben wie möglich. »Ich arbeite im Sicherheitsbereich.«
    Eva runzelte die Stirn. »Im Sicherheitsbereich? Was meinst du damit?«
    »Ich versuche, Industriespione zu überführen.«
    »Wow. Klingt aufregend!«
    »Na ja, James Bond bin ich nicht gerade. Meistens ist der Job eher langweilig.«
    »Und was tust du jetzt hier? Verfolgst du gerade einen Spion?«
    Lennard improvisierte. Er beugte sich zu ihr vor und |300| sagte leise: »Ja. Den Entwicklungsleiter einer Softwarefirma. Eigentlich sollte hier in diesem Hotel heute Abend die Übergabe der Source Codes der Firma an die Chinesen stattfinden.«
    Sie nickte in Richtung der Geschäftsleute. »Die beiden da?«, flüsterte sie verschwörerisch. In ihrem Atem lag ein schwacher Hauch von Alkohol.
    »Nein. Die Sache ist wohl abgeblasen worden. Vielleicht hat mein Verdächtiger gemerkt, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind. Und du? Ich hab dich zuletzt auf

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