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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Masuji Ibuse
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sie über Hiroshima abgeworfen
haben, hat die Kraft von mehreren tausend Fünfzig-Kilogramm-Bomben in einer
Streichholzschachtel Platz. Die müssen ein furchtbares chemisches Mittel
entdeckt haben. Ich weiß nicht, was das für ein Ende nehmen soll, wenn sie
jetzt damit durch die Welt ziehen, um Menschen zu ermorden. Und was meinen
Schwager betrifft, so habe ich ihn aufgegeben — der ist tot und verbrannt.“
    Tränen rollten ihm die Wangen herab. Man konnte
nichts mehr aus ihm herausbekommen, und es blieb Teiko selbst überlassen, ob
sie nun noch nach ihrem Schwager suchen wollte oder nicht. Als sie ihm dann
aber sagte, sie habe sich entschlossen, doch nach Hiroshima zu gehen, gab er
ihr zum Abschied eine kleine Flasche mit Kreosot-Tabletten.
    In Hiroshima angelangt, fragte sie sich bei
Leuten, die Trümmer wegräumten, zum Gelände des Lazaretts der Zweiten Armee
durch. Ein einziges Zelt stand in den Ruinen. Sie trat an einen der Soldaten im
Zelt heran und fragte ihn, was sie wissen wollte.
    „Es tut mir leid“, sagte er, nachdem er drei
Meldebücher durchgeblättert hatte, „aber der Mann, den Sie suchen, ist hier
nicht eingetragen — kein Armeekoch, das heißt so einer, auf den die Angaben
zutreffen. Es tut mir wirklich leid. Die Überlebenden von dieser Einheit sind
in Notlazarette nach Hesaka und Shobara auf der Strecke nach Geibi geschickt
worden und einige auch nach Kabe. Hesaka liegt kaum
mehr als zehn Kilometer von hier. Die Strecke nach Kabe ist zwischen Yokogawa
und Yamamoto zerstört. Zum Bahnhof Yamamoto laufen Sie am besten vom
Fernmeldeamt auf den Gleisen entlang und halten sich dann links. Warten Sie,
ich zeig’s Ihnen — der Bahnhof Yamamoto liegt ungefähr in der Richtung...“
    Konnte das Fehlen eines Namens in den Unterlagen
wirklich bedeuten, daß man den Leichnam nicht gefunden hatte? Oder sollte er
allein heil davongekommen sein? Ob die Eintragungen unvollständig waren? Sie
stand noch immer unschlüssig da, als ein junger Mann sie ansprach, der neben
dem Soldaten saß.
    „Ich finde, man sollte Sie warnen“, sagte er.
„Fast alle Verwundeten aus dieser Einheit haben durch die Verbrennungen so
aufgedunsene Gesichter, daß selbst ihre nächsten Angehörigen sie kaum
identifizieren können. Manche von ihnen sind nicht einmal in der Lage zu
antworten, wenn man sie mit ihrem Namen anspricht. Deshalb hat man ihnen ein
Schild mit Namen und Heimatanschrift an den Uniformgürtel geheftet. Sie müssen
sich also mächtig zusammennehmen und die Schilder lesen.“ Er sprach nicht wie
ein Soldat.
    Teiko schwankte, ob sie nach Kabe oder Hesaka
gehen sollte; aber es dauerte nicht lange, und sie hatte sich entschlossen, sie
sagte sich, daß keine Zeit zum Zaudern wäre, und brach nach Kabe auf.
Dummerweise verließ sie das Zelt, ohne daran gedacht zu haben, nach dem Schwager
von Dr. Hosokawa zu fragen. Dann sei sie, wie sie mir erzählte, geradewegs in
die Richtung gelaufen, die ihr der Soldat gewiesen hatte, bis sie mich hier auf
dem Bahndamm getroffen habe.
    Während wir zusammen weitergingen, erzählte sie
mir alles mögliche über das Leben während des Krieges
im Gebiet von Fukuyama. Sie gab mir auch diese und jene vertrauliche
Information weiter, Dinge, die ihr Durchreisende im Gasthaus mitgeteilt hatten.
So hieß es, daß die zwanzig Öfen, die in der Stadt Imbe normalerweise Bizen-Steingut brannten, jetzt auf Armeebefehl Handgranaten und Wasserflaschen
aus dem gleichen Material herstellten. Vor ein paar Tagen war eine Gruppe von
Unteroffizieren von irgendwoher in Imbe aufgetaucht und hatte die Wirkung der
Handgranaten getestet. Die Granaten erwiesen sich als genauso wirksam wie die herkömmlichen : Sie hatten ein Kiefernbrett von einem halben
Zoll Stärke durchschlagen und in einem Teich in der Nähe alle Fische an die
Oberfläche gebracht.
    Ein anderer hatte ihr von
Panzern amerikanischer Bauart erzählt, die die Briten an der Front in
Burma benutzten. Wenn einer von denen auf einen japanischen Tank schoß, ging
die Granate glatt durch, wenn aber der japanische Tank feuerte, verursachte das
Geschoß am feindlichen Panzer praktisch nur eine kleine Schramme. „Es ist
furchtbar“, hatte der Mann gesagt’. „Was wäre aus der japanischen Armee
geworden, wenn die Briten nur ein paar von den Dingern in Malaya gehabt
hätten?“ Ob das nun stimmte oder nicht, solches Geschwätz half natürlich
Gerüchte verbreiten und war unverhohlener Defätismus.
    Wir mußten auf dem Bahnhof Yamamoto warten,

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