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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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lassen.«
    Servaz sagte nichts. Aber er dachte sich seinen Teil. D’Humières und Canter hatten Anweisungen von weit oben erhalten. Es war immer das Gleiche. Auch wenn beide kompetente Vorgesetzte waren – den meisten Karrieristen in den Staatsanwaltschaften und Ministerien weit überlegen –, hatten sie, wie die anderen, ein sehr empfindliches Gespür für drohende Gefahren entwickelt. Irgendjemand von der obersten Führungsebene, vielleicht sogar der Minister persönlich, war auf die blendende Idee gekommen, diesen ganzen Zirkus zu veranstalten, um Eric Lombard einen Gefallen zu tun, weil er mit einigen höchsten Amtsträgern der Republik befreundet war.
    »Und Lombard? Wo ist er?«
    »In den USA , auf Geschäftsreise. Wir wollen sicher sein, dass es sich tatsächlich um eines seiner Pferde handelt, bevor wir ihn verständigen.«
    »Einer seiner Verwalter hat uns heute Morgen gemeldet, dass eines ihrer Tiere verschwunden ist«, erklärte Maillard. »Seine Box war leer. Die Beschreibung passt auf das tote Pferd. Er müsste jeden Moment da sein.«
    »Wer hat das Pferd gefunden? Die Arbeiter?«
    »Ja, als sie hochgefahren sind, heute Morgen.«
    »Sind sie oft da oben?«
    »Mindestens zweimal im Jahr: zu Beginn des Winters und vor der Schneeschmelze«, antwortete der Direktor des Kraftwerks. »Die Anlage ist alt, die Maschinen sind marode. Sie müssen regelmäßig gewartet werden, auch wenn sie automatisch funktionieren. Zum letzten Mal waren sie vor drei Monaten da oben.«
    Servaz bemerkte, dass Irène Ziegler ihn nicht aus den Augen ließ.
    »Ist der Todeszeitpunkt bekannt?«
    »Nach den ersten Erkenntnissen muss es in der vergangenen Nacht passiert sein«, sagte Maillard. »Die Autopsie wird uns genauere Aufschlüsse liefern. Jedenfalls hat es den Anschein, dass der- oder diejenigen, die das Pferd da oben aufgehängt haben, wussten, dass die Arbeiter bald hochfahren würden.«
    »Wird das Kraftwerk denn nachts nicht überwacht?«
    »Doch, von zwei Wachleuten. Ihr Raum liegt am Ende dieses Gebäudes. Sie sagen, sie hätten nichts gesehen und nichts gehört.«
    Servaz zögerte. Wieder runzelte er die Stirn.
    »Ein Pferd lässt sich doch nicht einfach so transportieren, auch wenn es tot ist. Da braucht man mindestens einen Anhänger. Einen Van. War da kein Besucher, kein Fahrzeug? Nichts? Vielleicht haben sie ja geschlafen und wollen es nicht zugeben? Oder vielleicht haben sie sich ein Spiel im Fernsehen angeschaut. Oder einen Film. Den Kadaver in die Kabine einzuladen, hochzufahren, ihn dort aufzuhängen, wieder runterzufahren – das dauert. Wie viele Personen braucht man überhaupt, um ein Pferd rumzuschleppen? Macht die Seilbahn keinen Lärm, wenn sie läuft?«
    »Doch.« Zum ersten Mal meldete sich Capitaine Ziegler zu Wort. »Man kann ihn unmöglich überhören.«
    Servaz wandte sich um. Irène Ziegler stellte sich die gleichen Fragen wie er.
Irgendetwas stimmte nicht.
    »Haben Sie eine Erklärung?«
    »Noch nicht.«
    »Wir müssen sie getrennt vernehmen«, sagte er. »Noch heute, bevor man sie wieder gehen lässt.«
    »Wir haben sie bereits getrennt«, antwortete Ziegler ruhig und bestimmt. »Sie befinden sich in zwei verschiedenen Zimmern unter strenger Bewachung. Sie …
haben noch auf Sie gewartet.
«
    Servaz bemerkte den eiskalten Blick, den Ziegler auf d’Humières warf. Plötzlich fing der Boden an zu beben. Es kam ihm so vor, als würden die Erschütterungen auf das ganze Gebäude übergreifen. In einem kurzen Moment der Verwirrung dachte er an eine Lawine oder an ein Erdbeben, ehe ihm klarwurde, dass das die Seilbahn war. Ziegler hatte recht: Man konnte den Lärm nicht überhören. Die Tür zu dem gläsernen Büro ging auf.
    »Sie kommen herunter«, verkündete ein Gendarm.
    »Wer?«, fragte Servaz.
    »Die Kriminaltechniker«, erklärte Ziegler, »mit dem Kadaver in der Kabine. Sie sind mit ihrer Arbeit dort oben fertig.«
    Der Laborwagen gehörte den Kriminaltechnikern. Er war ausgerüstet mit fotografischem Material, Kameras und Musterkoffern für die Entnahme biologischer und sonstiger Proben, die versiegelt und anschließend ans Nationale Kriminologische Forschungsinstitut der Gendarmerie in Rosny-sous-Bois bei Paris geschickt wurden. Wahrscheinlich gab es im Wagen auch einen Kühlschrank für die organischen Proben, die sich am schnellsten zersetzten. Und dieser ganze Aufwand für ein Pferd.
    »Also los«, sagte er. »Ich will den Star des Tages sehen, den Gewinner des Großen Preises von

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