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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Confiant und d’Humières. Ziegler trug eine lederne Motorradkombi – aber der Anzug war an mehreren Stellen gerissen, so dass man ein geschwollenes Knie und einen geschwollenen Ellbogen voller Blutergüsse und getrockneten Blutes sah. Sie hatte offenbar noch keine Zeit gehabt, ihre Wunden zu verbinden. In der Hand hielt sie noch ihren Helm, das Visier war gesprungen.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Das würden wir gern von Ihnen wissen«, entgegnete Confiant.
    Servaz warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Einen Moment lang stellte er sich vor, der junge Richter wäre ein zerbrechlicher Porzellangegenstand und er ein Hammer. Dann wandte er sich Cathy d’Humières zu.
    »Ist es Perrault?«, fragte er, auf den Körper unter der Plane zeigend.
    Sie nickte.
    »Er hat mich auf meinem Handy angerufen«, erklärte er. »Er wollte sich schnellstens mit mir treffen. Er hatte offensichtlich Angst. Er fühlte sich bedroht. Er hat mich auf die Bergstation bestellt. Ich habe Capitaine Ziegler verständigt und bin losgedüst.«
    »Und Sie haben es nicht für nötig gehalten, Verstärkung anzufordern?«, sagte Confiant.
    »Die Zeit drängte. Er wollte, dass ich allein komme. Er wollte nur mit mir reden.«
    Confiant sah ihn mit vor Wut blitzenden Augen an. Cathy d’Humières war nachdenklich. Servaz warf einen Blick auf die mit einer Silberplane zugedeckte Gestalt auf der Bahre: Techniker klappten gerade die Räder ein und schoben sie in den Rettungswagen. Den Rechtsmediziner sah er nicht. Offenbar war der schon wieder aufgebrochen. Hinter dem Absperrband, am anderen Ende des Parkplatzes, hatten sich Schaulustige versammelt. Plötzlich ein Lichtblitz. Dann ein zweiter. Der Hubschrauber musste gelandet sein, man hörte ihn nicht mehr.
    »Und der Mörder?«, fragte er.
    »Hat sich aus dem Staub gemacht.«
    »Wie?«
    »Als die Kabine in Sicht kam, fehlte eine Scheibe, und darunter hing Perrault«, sagte Maillard. »In diesem Moment haben wir alles angehalten. Es gibt eine Stelle, an der die Seilbahn einen Gebirgspfad kreuzt, der zur Bergstation hinaufführt. Er ist ziemlich breit, und im Winter kann man ihn für die Talabfahrt bis nach Saint-Martin als Skipiste nutzen. Die Kabinen hängen etwa vier Meter über dem Weg. Aber der Kerl hat sich vermutlich am anderen Ende des Seils, mit dem er Perrault erhängte, heruntergelassen. Ein guter Skifahrer ist dann in drei Minuten unten im Tal.«
    »Wo endet der Pfad?«
    »Hinter dem Thermalbad.« – Maillard deutete auf den Berg. – »Das Viertel mit dem Thermalbad liegt östlich dieses Bergs. Der Pfad führt in einem Bogen herum und endet direkt hinter dem Gebäude, uneinsehbar.«
     
    Servaz sah sich das große Gebäude, an dem er schon zweimal vorbeigefahren war, noch einmal an. Ein großer rechteckiger Platz, an dessen einer Seite sich das Thermalbad an den bewaldeten Berghang schmiegte; das Bad war im 19 . Jahrhundert erbaut, aber kürzlich renoviert und um einen vollverglasten Anbau erweitert worden. Die drei anderen Seiten des Platzes säumten Hotels und Cafés. In der Mitte befand sich ein Parkplatz, auf dem natürlich Dutzende von Autos standen …
    »Dort verliert sich seine Spur«, sagte Maillard.
    »Führen Sie auch auf dem Gebirgspfad Tatortermittlungen durch?«
    »Ja, wir haben den gesamten Bereich abgesperrt, und ein Team von Technikern ist dabei, jeden Quadratmeter zwischen der Seilbahn und dem Parkplatz des Thermalbads genau unter die Lupe zu nehmen.«
    »Er hat die Tat sehr sorgfältig geplant«, bemerkte Ziegler.
    »Obwohl er nicht viel Zeit hatte.«
    »Woher wusste er von Perraults Hilferuf?«, fragte die Gendarmin.
    Sie dachten einen Moment über diese Frage nach, aber niemand hatte eine befriedigende Antwort.
    »Er hat ein elastisches Seil verwendet«, sagte Maillard. »Gutes Bergsteigermaterial. Er hatte es vielleicht ständig in seinem Wagen, genauso wie die Skier. Und danach konnte er es einfach in einem Rucksack verstauen.«
    »Jemand Sportliches«, bemerkte Ziegler. »Und mit ziemlichem Schneid.«
    Servaz nickte.
    »Er muss bewaffnet gewesen sein. Perrault wäre nie freiwillig mit ihm eingestiegen. Aber ich habe weder eine Waffe noch Skier, noch einen Rucksack gesehen. Das ging alles sehr schnell. Und ich habe nicht weiter auf das geachtet, was sonst noch in der Kabine war.«
    Perraults Gesicht … Angstverzerrt … Er bekam es einfach nicht aus dem Kopf …
    »Wo stand er in Bezug auf Perrault?«, fragte Ziegler.
    »Perrault stand vorn, der

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