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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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hinter dem Absperrband versammelt hatten. »Ich will nicht, dass wir ein Bild der Uneinigkeit bieten. Daher werden wir mit einer Stimme sprechen: und zwar mit meiner! Ich hoffe, dass dieser Fall bald aufgeklärt wird«, versetzte sie im Weggehen. »Und ich will in einer halben Stunde eine Besprechung, um eine Zwischenbilanz zu ziehen!«
    Der Blick, den Martial Confiant im Weggehen Servaz zuwarf, glich dem eines Taliban, der einen nackten Pornostar in einer Moschee erblickt.
    »Du verstehst es wirklich, dir Freunde zu machen«, sagte Ziegler, während sie Confiant und d’Humières nachblickte. »Du hast gesagt, sie standen in der Kabine hintereinander?«
    »Perrault und der Mörder? Ja.«
    »War er größer oder kleiner als Perrault?«
    Servaz dachte nach.
    »Kleiner.«
    »Mann oder Frau?«
    Servaz überlegte kurz. Wie viele Zeugen hatte er im Laufe seines Berufslebens befragt? Er erinnerte sich daran, wie schwer es ihnen fiel, auf solche Fragen zu antworten. Jetzt war er an der Reihe. Er merkte, wie unzuverlässig das Gedächtnis ist.
    »Ein Mann«, sagte er nach kurzem Zögern.
    »Warum?«
    Ziegler hatte sein Zögern bemerkt.
    »Ich weiß nicht …« – Er legte eine kurze Pause ein. – »Wegen der Art und Weise, wie er sich bewegte, seiner Haltung …«
    »Hängt es nicht eher damit zusammen, dass du dir nicht recht vorstellen kannst, dass eine Frau so etwas tut?«
    Er sah sie mit einem leichten Lächeln an.
    »Vielleicht. Warum wollte Perrault auf den Berg hinauffahren?«
    »Ganz offensichtlich war er vor jemandem auf der Flucht.«
    »Jedenfalls wurde hier schon wieder jemand gehängt.«
    »Aber diesmal kein abgeschnittener Finger.«
    »Vielleicht hatte er einfach nicht genug Zeit dazu.«
     
    »Ein bärtiger blonder Sänger mit großen, fiebrig glänzenden Augen, der mit Vornamen Kurt hieß, im Jahr 1993 , sagt dir das etwas?«
    »Kurt Cobain«, antwortete Ziegler, ohne zu zögern. »Hing der im Zimmer von einem der jungen Selbstmörder?«
    »Bei Alice.«
    »Offiziell hat sich Kurt Cobain umgebracht«, sagte die Gendarmin, während sie zu Servaz’ Wagen humpelte.
    »Wann?«, fragte der und blieb unvermittelt stehen.
    » 1994 , glaube ich. Er hat sich eine Kugel in den Kopf gejagt.«
    »Glaubst du das, oder bist du dir sicher?«
    »Ich bin mir sicher. Jedenfalls, was das Datum betrifft. Ich war damals ein Fan von Cobain – und es gab Gerüchte, wonach er ermordet wurde.«
    »
1994
 …
Dann kann es sich nicht um Nachahmungstaten handeln«, folgerte er, weiter gehend. »Warst du schon beim Arzt?«
    »Mach ich später.«
     
    Sein Handy klingelte gerade, als er den Motor anlassen wollte.
    »Servaz.«
    »Hier Vincent. Was ist denn mit deinem Telefon? Ich hab den ganzen Vormittag versucht, dich zu erreichen!«
    »Was gibt’s?«, fragte er, ohne zu antworten.
    »Der Siegelring: Wir haben herausgefunden, was darin eingraviert ist.«
    »Und?«
    »Zwei Buchstaben: ein C und ein S.«
    »›C S‹?«
    »Ja.«
    »Und was bedeutet das, deiner Meinung nach?«
    »Keine Ahnung.«
    Servaz überlegte kurz. Dann fiel ihm etwas anderes ein.
    »Du hast doch nicht den Gefallen vergessen, um den ich dich gebeten habe?«, sagte er.
    »Welchen Gefallen?«
    »Wegen Margot …«
    »Ach, verdammt, Mist. Hab ich total vergessen.«
    »Und wie weit seid ihr mit dem Obdachlosen?«
    »Ach ja, man hat die Fingerabdrücke der drei Jungs an ihm gefunden. Aber das ändert nicht viel: Laut Samira glaubt der Richter an die Hypothese vom Tod durch Ertrinken.«
    Servaz’ Blick verfinsterte sich.
    »Bestimmt steht er unter Druck. Die Obduktion wird ausschlaggebend sein. Man könnte meinen, dass Cléments Vater Beziehungen hat.«
    »Die anderen jedenfalls nicht: Der Richter will den Ältesten, den Sohn des Arbeitslosen, noch einmal vernehmen. Er hält ihn für den Anstifter.«
    »Sonst noch was? Und Lombard, hast du was über ihn herausgefunden?«
    »Bin noch dabei.«
     
    Ein großer Raum ohne Fenster. Durch hohe Metallregale voller staubiger Aktenordner in mehrere Gänge unterteilt und von Neonröhren beleuchtet. In der Nähe des Eingangs zwei Schreibtische, einer mit einem Computer, der mindestens fünf Jahre alt war, der andere mit einem uralten Mikrofiche-Lesegerät – ein schwerer, sperriger Apparat. Mikrofiche-Kästen standen ebenfalls auf den Regalen.
    Das gesamte Gedächtnis des Institut Wargnier.
    Diane hatte gefragt, ob alle Akten inzwischen digitalisiert waren, und es hatte nicht viel gefehlt, und der Angestellte hätte ihr ins

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