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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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zurückgezogen wurde. Und dann ist da noch, was wir in Grimms Hütte gefunden haben. Dieses Cape und diese Stiefel … Die gleichen oder fast die gleichen wie die, die an seiner Leiche gefunden wurden …«
    Aus Erfahrung wusste Servaz, dass man Staatsanwälten und Ermittlungsrichtern besser nicht zu viel verriet, solange man nicht über stichhaltige Erkenntnisse verfügte, denn sonst neigten sie häufig zu grundsätzlichen Einwänden. Trotzdem musste er einfach noch etwas mehr ausplaudern.
    »Saint-Cyr behauptet, dass Grimm, Perrault, Chaperon und ihr Freund Mourrenx seit dem Gymnasium ein unzertrennliches Quartett bildeten. Wir haben außerdem herausgefunden, dass die vier Männer alle den gleichen Siegelring trugen –
genau den, der an Grimms abgeschnittenem Finger hätte sitzen müssen …
«
    Confiant warf ihnen mit gerunzelter Stirn einen fragenden Blick zu.
    »Ich verstehe nicht, was diese Geschichte mit den Ringen damit zu tun hat«, sagte er.
    »Nun, man könnte vermuten, dass es sich um eine Art Erkennungszeichen handelt«, bemerkte Ziegler.
    »Ein Erkennungszeichen? Wofür?«
    »Gegenwärtig lässt sich das noch nicht sagen«, räumte Ziegler mit einem finsteren Blick auf den Richter ein.
    »Perrault wurde nicht der Ringfinger abgeschnitten«, gab d’Humières zu bedenken, ohne aus ihrer Skepsis einen Hehl zu machen.
    »Das stimmt. Aber das Foto, das Commandant Servaz gefunden hat, beweist, dass er einmal einen solchen Ring getragen hat. Dass der Mörder ihm den Finger nicht abgeschnitten hat, liegt vielleicht daran, dass Perrault ihn inzwischen nicht mehr trug.«
    Servaz sah sie an. Im Innersten wusste er, dass sie auf dem richtigen Weg waren. Irgendetwas kam da an die Oberfläche, wie Wurzeln, die aus der Erde herauswachsen. Etwas Schwarzes, Entsetzliches.
    Und in dieser Geographie des Grauens waren die Umhänge, die Ringe, die Finger – ob abgeschnitten oder nicht – wie Steinchen, die der Mörder hinter sich hatte fallen lassen.
    »Wir haben ganz offensichtlich die Lebensgeschichte dieser Männer nicht gründlich genug unter die Lupe genommen«, mischte sich Confiant unvermittelt ein. »Hätten wir das getan, statt uns auf das Institut Wargnier zu konzentrieren, dann hätten wir vielleicht etwas gefunden, das uns rechtzeitig alarmiert hätte – um Perrault zu retten.«
    Allen war klar, dass dieses »wir« rein rhetorisch war. Im Grunde meinte er »ihr« – und dieses »ihr« richtete sich an Ziegler und Servaz. Allerdings fragte sich Servaz, ob Confiant diesmal nicht recht hatte.
    »Jedenfalls gehörten zwei der Opfer zu denen, gegen die damals Anzeige erstattet wurde, und sie trugen diesen Ring«, beharrte er. »Das kann man nicht ignorieren. Und der dritte noch Lebende, der von dieser Anzeige betroffen war, ist niemand anderes als Roland Chaperon …«
    Er sah, wie die Staatsanwältin erbleichte.
    »In diesem Fall haben wir genau eine Priorität«, sagte sie unverzüglich.
    »Ja. Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um den Bürgermeister zu finden und ihn unter Polizeischutz zu stellen – und zwar sofort.« Er sah auf die Uhr. »Daher schlage ich vor, dass wir diese Sitzung beenden.«
     
    Der stellvertretende Bürgermeister im Rathaus von Saint-Martin sah sie mit sorgenvoller, aschfahler Miene an. Er saß in seinem Büro im ersten Stock und spielte nervös an seinem Kugelschreiber herum.
    »Er ist seit gestern Morgen nicht erreichbar«, äußerte er auf Anhieb. »Wir sind in großer Sorge. Vor allem nach dem, was passiert ist.«
    Ziegler nickte zustimmend.
    »Und Sie haben nicht die leiseste Ahnung, wo er sich aufhalten könnte?«
    Der Stadtvater wirkte verzweifelt.
    »Nicht die leiseste …«
    »Gibt es jemanden, den er besucht haben könnte?«
    »Vielleicht seine Schwester in Bordeaux. Ich habe sie angerufen. Sie hat nichts von ihm gehört. Ebenso wenig seine Ex-Frau …«
    Unschlüssig blickte der verängstigte zweite Bürgermeister von einem zum anderen, als wäre er der Nächste auf der Liste. Ziegler hielt ihm eine Visitenkarte hin.
    »Wenn Sie etwas Neues hören, rufen Sie uns sofort an. Selbst wenn es Ihnen nicht wichtig erscheint.«
    Sechzehn Minuten später parkten sie vor Chaperons Abfüllfabrik, in der Servaz schon vor zwei Tagen gewesen war. Das niedrige, moderne Gebäude war umgeben von einem hohen Drahtzaun mit Stacheldrahtspiralen. Auf dem Parkplatz warteten Lkws darauf, mit Flaschen beladen zu werden. Innen herrschte ein höllischer Lärm. Wie beim letzten

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