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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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verwendeten Medikamente sind hier erfasst, und dank dieses Systems wissen wir genau, wie groß die verfügbaren Bestände sind. Anschließend werden die Produkte an die verschiedenen Stationen verteilt. Jede Auslieferung von Medikamenten wird vom Oberpfleger der Station und von mir quittiert.«
    Sie öffnete die Akte, die sie in der Hand hielt, und zeigte ihm die handschriftliche Notiz am Rand des beigefügten Blatts.
    »Das ist Ihre Handschrift, oder?«
    Sie sah, wie er die Stirn runzelte.
    »Ja«, antwortete er nach kurzem Zögern.
    »Sie scheinen mit der Medikation dieses Patienten nicht einverstanden zu sein …«
    »Nun … ich … ähm … ich hab nicht verstanden, warum ihm zwei Anxiolytika und Zuclopenthixolacetat und Clozapin gleichzeitig verschrieben wurden … Ich … hm! … Das ist ein bisschen technisch …«
    »Und haben Sie das Dr. Xavier gefragt?«
    »Ja.«
    »Und was hat er geantwortet?«
    »Dass ich für die Apotheke, nicht für die Behandlung verantwortlich bin.«
    »Verstehe. Werden alle Patienten mit so starken Dosen behandelt?«
    »Die meisten, ja. Wissen Sie, nach jahrelanger Behandlung sind fast alle …«
    »…
resistent gegen Psychopharmaka
 … ja, ich weiß … Dürfte ich mal einen Blick darauf werfen?« Sie deutete auf das Journal und den Ordner mit den Lagerscheinen über die einzelnen Medikamente.
    »Ja, klar. Nur zu. Setzen Sie sich doch.«
    Er verschwand im Nebenzimmer, und sie hörte, wie er leise telefonierte. Wahrscheinlich mit seiner Freundin. Er trug keinen Trauring. Sie schlug das Journal auf und blätterte es durch. Januar … Februar … März … April …
    Die Bestandsliste für den Monat Dezember umfasste zwei Seiten. Auf der zweiten Seite zog eine Zeile in der Mitte ihre Aufmerksamkeit auf sich: »Lieferung auf Bestellung von Xavier«, versehen mit dem Datum des 7 . Dezembers. In dieser Zeile standen drei Medikamentennamen, die sie nicht kannte. Sie war sich sicher, dass es keine Psychopharmaka waren. Aus Neugier schrieb sie die Namen auf ihren Block und rief Dimitri. Sie hörte, wie er flüsterte »Ich liebe dich« – und dann wieder auftauchte.
    »Was ist das?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Das stammt nicht von mir. Ich hatte damals Urlaub.«
    Er durchstöberte den Ordner mit den Produktbögen und zog die Brauen hoch.
    »Ach, das ist ja seltsam … Für diese drei Produkte gibt es keine individuellen Lagerscheine, sondern nur die Rechnungen … Wahrscheinlich kannte der, der das Journal geführt hat, nicht die Vorschriften …«
    Jetzt zuckte Diane mit den Schultern.
    »Schon gut. Das ist nicht weiter wichtig.«

20
    S ie versammelten sich in demselben Zimmer wie letztes Mal. Anwesend waren Ziegler, Servaz, Capitaine Maillard, Simon Propp, Martial Confiant und Cathy d’Humières. Servaz bat Ziegler, kurz den Stand der Ermittlungen zusammenzufassen. Ihm fiel auf, dass sie ihn in ihrer Darstellung von jeder Fehleinschätzung reinwusch und im Gegenteil sich selbst vorwarf, leichfertig gehandelt zu haben, als sie an diesem Morgen ohne Rücksicht auf den Wetterbericht mit dem Motorrad gefahren war. Besonders hob sie das eine Detail hervor, das diesen Mord mit dem vorhergehenden verband: das Erhängen. Die Selbstmörder erwähnte sie nicht. Dafür wies sie darauf hin, dass Grimm und Perrault zusammen mit Chaperon und einem vierten Mann, der vor zwei Jahren gestorben war, wegen angeblicher sexueller Nötigung angezeigt worden waren.
    »Chaperon?«, sagte Cathy d’Humières ungläubig. »Davon habe ich nie gehört.«
    »Laut Saint-Cyr liegt diese Geschichte über zwanzig Jahre zurück«, stellte Servaz klar. »Lange bevor sich der Bürgermeister zur Wahl stellte. Und die Anzeige wurde auch umgehend wieder zurückgezogen.«
    Er wiederholte, was Saint-Cyr ihm gesagt hatte. Die Staatsanwältin warf ihm einen skeptischen Blick zu.
    »Glauben Sie wirklich, dass es da einen Zusammenhang gibt? Ein betrunkenes Mädchen, junge Männer, die ebenfalls blau waren, einige kompromittierende Fotos … Ich möchte das nicht verharmlosen – aber so schlimm ist das doch auch wieder nicht.«
    »Nach Darstellung von Saint-Cyr kursierten über diese vier noch andere Gerüchte«, sagte Servaz.
    »Was für Gerüchte?«
    »Über ähnliche Vorfälle, Geschichten über sexuellen Missbrauch, Gerüchte, denen zufolge sie dazu neigten, gegenüber Frauen ausfällig und gewalttätig zu werden. Allerdings blieb es bei dieser einen Klage, die, wie gesagt, umgehend

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