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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Seit fast einer Stunde war sie jetzt in diesem Büro.
    Es gab da ein Problem: Sie war alles andere als eine versierte Hackerin. Gute zehn Minuten lang zermarterte sie sich das Hirn nach einem guten Passwort, und sie versuchte es mit Julian Hirtmann und Lisa Ferney in allen möglichen Varianten, aber keiner dieser erbärmlichen Versuche war erfolgreich. Sie griff noch einmal in die Schublade, in der sie eine Aktenmappe mit den persönlichen Dokumenten gesehen hatte, und versuchte es mit der Telefonnummer und der Sozialversicherungsnummer, vorwärts und rückwärts, dann mit dem Geburtstag, mit dem ersten
und
dem zweiten Vornamen (der vollständige Name der Pflegedienstleiterin lautete Elisabeth Judith Ferney), probierte schließlich eine Kombination der drei Initialen mit dem Geburtsdatum … Ohne Erfolg.
Verdammt!
    Wieder fiel ihr Blick auf den Salamander …
    Sie tippte »Salamander«, dann »Rednamalas«.
    Diane sah auf die Uhr in der unteren Ecke des Bildschirms. 21 : 28  Uhr.
    Noch einmal betrachtete sie das Tier. Einer plötzlichen Eingebung folgend, hob sie es hoch und drehte es um. Auf seinem Bauch stand »Van Cleef & Arpels, New York«. Sie gab diese Namen in den Rechner ein. Nichts …
Verdammt! Das ist doch lächerlich! Man könnte meinen, man wäre in einem dieser saudoofen Spionagefilme!
Sie kehrte die Namen um … Auch nichts …
Was hast du denn erwartet, meine Liebe? Wir sind hier nicht im Kino!
In letzter Verzweiflung probierte sie nur die Initialen aus: VC & ANY . Nichts. Also umgekehrt: YNA & CV  …
    Plötzlich begann der Bildschirm zu flackern, und sie erhielt Zugriff aufs Betriebssystem.
Bingo!
Diane traute ihren Augen kaum. Sie sah zu, wie sich das gesamte Desktop aufbaute.
    Das Spiel kann beginnen …
Aber die Zeit verging. 21 : 32  Uhr.
    Sie betete dafür, dass Lisa Ferney tatsächlich die ganze Nacht wegbleiben würde.
     
    Die E-Mails …
    Gut hundert Mails stammten von einem geheimnisvollen Démétrius.
    Jedes Mal stand in der Spalte
Subject
der Eintrag:
Encrypted email
 …
    Sie öffnete eine, aber sie enthielt nur eine unverständliche Zeichenfolge. Diane begriff, was los war, weil ihr dasselbe schon einmal auf der Universität passiert war: Die Lizenz, die zur Verschlüsselung der Nachricht verwendet wurde, war abgelaufen, und daher konnte der Empfänger sie nicht mehr entschlüsseln.
    Sie dachte fieberhaft nach.
    Um derlei Probleme zu vermeiden, riet man dem Empfänger, den Inhalt der Nachricht sofort irgendwo zu sichern, sie zum Beispiel im html -Format zu speichern. Sie jedenfalls hätte das an Lisa Ferneys Stelle getan. Sie öffnete »Meine Dateien«, dann »Meine empfangenen Dateien«, und da war er auch schon – ein Ordner namens »Démétrius«.
    Lisa Ferney hatte keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen: Ihr Rechner war ja durch einen Code gesichert, und außerdem wusste sie, dass es sowieso niemand wagen würde, darin herumzustöbern.
     
    Lisa,
    bin bis Sonntag in New York. Der Central Park ist ganz weiß, und es ist eisig kalt. Herrlich. Denk an dich. Manchmal wache ich mitten in der Nacht schweißgebadet auf, und ich weiß, dass ich von deinem Körper und deinem Mund geträumt habe. Ich hoffe, ich bin in zehn Tagen in Saint-Martin.
    Eric.
     
    Lisa,
    ich fliege am Freitag nach Kuala Lumpur. Können wir uns vorher noch sehen? Ich bin die ganze Zeit im Schloss. Komm.
    Eric.
     
    Wo bist du, Lisa?
    Weshalb lässt du nichts von dir hören? Bist du mir wegen letztem Mal noch böse? Ich habe ein Geschenk für dich. Ich habe es bei Boucheron gekauft. Sehr kostbar. Es wird dir gefallen.
     
    Liebesbriefe … Oder vielmehr E-Mails … Dutzende … Vielleicht sogar Hunderte … Über mehrere Jahre verteilt …
    Lisa Ferney hatte sie sorgfältig aufbewahrt. Alle. Und alle waren mit demselben Vornamen unterschrieben, »Eric«. Eric reiste viel, Eric war reich, Erics Wünsche waren mehr oder minder Befehle. Eric liebte eindringliche Bilder und war ein krankhaft eifersüchtiger Liebhaber:
     
    Die Wellen der Eifersucht brechen über mich herein, und jede lässt mich noch hilfloser zurück als die vorige. Ich frage mich, mit wem du vögelst. Ich kenne dich, Lisa: Wie lange hältst du es aus, ohne dir ein Stück Fleisch zwischen die Schenkel zu schieben? Schwör mir, dass es niemanden gibt.
     
    Und wenn weder Drohen noch Jammern half, verfiel Eric manchmal in eine bereitwillige Selbstkasteiung:
     
    Du musst mich für einen Scheißkerl halten. Ein verdammtes

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