Schwarzer Schmetterling
geschäftsführenden Vorsitzenden von Lombard Média gedroht, ihn wegen Urkundenfälschung anzuklagen. Der Mann hatte Muffensausen gekriegt und schließlich ausgepackt: Diese Fälschung sei auf Verlangen von Eric Lombard in größter Eile erfolgt. Vom Verwendungszweck dieses Geldes habe er keinerlei Kenntnis. Da Vincent das Dezernat für Wirtschaftskriminalität gebeten hatte, ihn über jegliche Unregelmäßigkeit der letzten Zeit zu informieren, hatte ihm seine Kontaktperson beim Dezernat davon berichtet, obwohl es scheinbar nichts mit dem Tod eines Pferdes zu tun hatte.
»Ja, und wo ist denn nun die Verbindung?«, fragte eines der hohen Tiere von der Gendarmerie.
»Tja«, sagte Ziegler, »Lieutenant Espérandieu hat sich da etwas gedacht. Er hat bei einer Fluggesellschaft angerufen, die für reiche Geschäftsleute Jets chartert, und es stellte sich heraus, dass diese Summe exakt dem Preis eines transatlantischen Hin- und Rückflugs an Bord eines Privatjets entsprechen könnte.«
»Eric Lombard hat seine eigenen Flugzeuge und seine eigenen Piloten«, wandte einer der Gendarmen ein. »Warum sollte er eine andere Firma in Anspruch nehmen?«
»Damit dieser Flug keine Spuren hinterlässt, damit er in der Buchführung des Konzerns nirgends auftaucht«, antwortete Ziegler. »Nur der Ausgabenposten selbst musste noch verschleiert werden.«
»Daher die fingierte Reportage«, mischte sich d’Humières ein.
»Ganz genau.«
»Interessant«, sagte der Gendarm. »Aber das sind nur Vermutungen.«
»Nein, durchaus nicht. Lieutenant Espérandieu sagte sich, dass Eric Lombard, falls er in der Nacht, in der das Pferd starb, heimlich aus den Vereinigten Staaten zurückkehrte, nicht allzu weit weg von hier gelandet sein kann. Und so hat er nacheinander die verschiedenen Flugplätze in der Gegend angerufen: Tarbes, Pau, Biarritz … Beim dritten hatte er es: Tatsächlich war am 9 . Dezember, einem Dienstag, auf dem Flughafen Biarritz-Bayonne abends ein Privatjet einer amerikanischen Fluggesellschaft gelandet. Nach den Informationen zu urteilen, über die wir verfügen, ist Eric Lombard unter falschem Namen und mit falschen Papieren eingereist. Niemand hat ihn gesehen. Das Flugzeug blieb etwa zwölf Stunden und hat dann im Morgengrauen wieder abgehoben. Genug Zeit, um im Auto von Bayonne nach Saint-Martin zu fahren, sich ins Reitzentrum zu begeben, Freedom zu töten, ihn an der Bergstation der Seilbahn aufzuhängen und zurückzufahren.«
Alle starrten die Gendarmin jetzt unverwandt an.
»Und das ist noch nicht alles«, sagte sie. »Die amerikanische Fluggesellschaft ist im Nachtflugregister von Biarritz erfasst worden. Daraufhin hat sich Vincent Espérandieu über Interpol mit dem FBI in Verbindung gesetzt. Die haben heute dem Piloten einen Besuch abgestattet. Er hat Eric Lombard zweifelsfrei erkannt. Und er ist bereit auszusagen.«
Ziegler richtete ihren Blick auf Servaz.
»Lombard weiß vielleicht schon Bescheid, was wir vorhaben«, sagte sie. »Vermutlich hat er seine eigenen Kontakte beim FBI oder im Innenministerium.«
Servaz hob die Hand.
»Zwei meiner Leute schieben seit den frühen Abendstunden Wache vor dem Schloss«, ließ er sie wissen. »Seit mir schwante, was da läuft. Wenn Monsieur Confiant recht hat, ist Lombard noch im Schloss. Wo ist übrigens Vincent?«
»Unterwegs. Er muss in ein paar Minuten hier sein«, antwortete Ziegler.
Servaz stand auf, seine Beine trugen ihn kaum.
»Du gehörst auf eine Entgiftungsstation«, schaltete sich Irène Ziegler ein. »Du bist nicht in der Lage, an einer Operation teilzunehmen. Du brauchst eine Magenspülung und ärztliche Überwachung. Wir wissen nicht mal, welche Droge dir Saint-Cyr verabreicht hat.«
»Ich geh ins Krankenhaus, wenn alles vorbei ist. Dieser Fall ist auch mein Fall. Ich werde im Hintergrund bleiben«, fügte er hinzu. »Es sei denn, Lombard lässt uns ohne Widerstand rein – was mich wundern würde.«
»Sofern er überhaupt noch dort ist«, bemerkte d’Humières.
»Irgendetwas sagt mir, dass er noch dort ist.«
Hirtmann hörte, wie der Wind das Fenster mit seinen eisigen kleinen Flocken bestrahlte. Ein echter Schneesturm, sagte er sich lächelnd. Er saß am Kopfende des Bettes und fragte sich, was er als Erstes täte, wenn er eines Tages die Freiheit wiedererlangte. Dieses Szenario spielte er regelmäßig durch, und jedes Mal zog es ihn in lange und köstliche Tagträume hinein.
In einem seiner Lieblingsszenarios holte er sich das Geld
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