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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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glauben!«
    Servaz löste ein Aspirin in einem Glas Wasser auf. Plötzlich hob sich der Nebel in seinem Gehirn, und er sah noch einmal alles, was sich in der Mühle ereignet hatte, vor sich ablaufen. Mit weit aufgerissenen, geröteten Augen sah er seine Kollegen an.
    » VERDAMMT !«, stieß er hervor. »Während ich nicht mehr bei mir war, hat Saint-Cyr diese … Lisa im Institut angerufen … und ihr gesagt, dass die Psychologin nur mit mir gesprochen hat … dass er die Situation unter Kontrolle hat … Kurz bevor er mich …«
    Die Staatsanwältin erbleichte.
    »Das bedeutet, dass diese Frau in Gefahr ist! Maillard, haben Sie noch immer ein Team zur Überwachung des Instituts da oben? Ihre Männer sollen sofort eingreifen!«
    Cathy d’Humières zückte ihr Telefon und wählte eine Nummer. Nach wenigen Sekunden steckte sie es wieder ein.
    »Dr. Xavier geht nicht dran.«
    »Wir müssen Lombard verhören«, artikulierte Servaz mit Mühe, »und ihn in Polizeigewahrsam nehmen. Fragt sich nur, wie. Er kann überall sein: in Paris, in New York, auf einer privaten Insel oder hier – aber ich bezweifle, dass wir das einfach so verraten bekommen.«
    »Er ist hier«, sagte Confiant.
    Alle Blicke richteten sich auf ihn.
    »Bevor ich hierherkam, war ich auf seine Bitte hin im Schloss, um ihn über die neusten Fortschritte bei den Ermittlungen zu informieren. Unmittelbar bevor mich Ihr Stellvertreter angerufen hat«, sagte er zu Servaz. »Ich hab … äh … nicht die Zeit gehabt, das zu erwähnen. Danach ist zu viel passiert …«
    Servaz fragte sich, wie oft der junge Richter seit Beginn der Ermittlungen im Schloss gewesen war.
    »Darüber reden wir später«, sagte d’Humières in strengem Ton. »Sind alle Straßen im Tal abgesperrt? Sehr gut. Wir werden die Generaldirektion der Polizei kontaktieren. Ich will, dass Lombards Wohnung in Paris zur gleichen Zeit durchsucht wird, zu der wir das Schloss durchsuchen. Wir müssen koordiniert vorgehen. Und diskret. Nur die Personen, bei denen es unabdingbar ist, werden eingeweiht. Und dass er sich an einen meiner Männer gewagt hat, war ein Fehler«, fügte sie mit Blick auf Servaz hinzu. »Lombard oder nicht – damit hat er eine Grenze überschritten. Und wer immer die überschreitet, bekommt es mit mir zu tun.« Sie stand auf. »Ich muss das Justizministerium verständigen. Wir haben sehr wenig Zeit, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen und die Details zu regeln. Anschließend greifen wir zu. Wir haben keine Minute zu verlieren.«
    Um den Tisch herum waren nicht alle dieser Meinung. Die unteren Dienstgrade der Gendarmerie zauderten: Lombard war schließlich ein großer Fisch. Karrieren stünden auf dem Spiel, der Dienstweg müsse eingehalten werden, Nebenaspekte seien zu berücksichtigen …
    »Woher wusste Vincent, dass Lombard nicht in den Vereinigten Staaten war?«, fragte Servaz.
    Ziegler sagte es ihm. Sie hatten Glück gehabt. Nach einer anonymen Anzeige hatte das Dezernat für Wirtschaftsdelikte der Kripo Paris die Buchhaltung einiger Tochtergesellschaften des Familienkonzerns unter die Lupe genommen. Offenbar braute sich da gerade ein gewaltiger Skandal zusammen. Als die Polizei vor einigen Tagen die Geschäftsbücher von Lombard Média überprüfte, war sie auf eine weitere Unregelmäßigkeit gestoßen: eine Überweisung in Höhe von 135 000  Dollar von Lombard Média an eine Produktionsgesellschaft für Fernsehreportagen, außerdem mehrere Rechnungen. Die automatische Überprüfung bei der Produktionsgesellschaft hatte ergeben, dass bei ihr keine Reportage, die dieser Summe entsprach, in Auftrag gegeben worden war. Die Mitarbeiter des Dezernats hatten sich daraufhin gefragt, wofür diese Summe aufgewandt wurde und vor allem, warum sie verschleiert werden sollte. Schmiergeld? Unterschlagung? Sie hatten einen weiteren Durchsuchungsbefehl erwirkt, diesmal gegen die Bank, die die Überweisung tätigte, und von dieser verlangt, ihr den wahren Empfänger zu nennen. Leider hatten sich die Drahtzieher dieser Transaktion nach allen Seiten hin abgesichert: Die Summe war innerhalb weniger Stunden auf ein Konto in London überwiesen worden, von dort auf ein anderes Konto auf den Bahamas und endlich auf ein drittes Konto in der Karibik … Dann verlor sich die Spur des Geldes. Wozu diese Verschleierung? 135 000  Dollar, das war schon ein stattliches Sümmchen, zugleich aber Peanuts für das Lombard-Imperium. In einer Vorladung hatten sie dem

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