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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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ergänzende Informationen. Zum einen über Marousset, den Koch. Der zweite heißt Tarrieu. Und außerdem noch über einen gewissen Schaab, der bei einem Unfall im letzten Jahr seine Hand verloren hat.«
    »Und wieso die beiden anderen?«
    »Reine Routineüberprüfung.«
    Er sah im Geist noch einmal den Blick von Marousset vor sich.
    »Wir sollten uns auch beim Drogendezernat erkundigen, ob sie den Koch in ihrer Datenbank haben.«
    Irène Ziegler sah ihn aufmerksam an, aber sie sagte nichts.
    »Wie weit ist man mit der Ermittlung potenzieller Zeugen?«, fragte er.
    »Wir befragen die Bewohner der Dörfer an der Straße, die zum Kraftwerk führt. Vielleicht hat jemand von ihnen gestern Nacht ein vorbeifahrendes Fahrzeug gesehen. Bis jetzt hat es aber nichts erbracht.«
    »Was noch?«
    »Graffiti auf den Außenmauern des Kraftwerks. Falls sich Sprüher hier in der Gegend rumtreiben, haben sie vielleicht etwas gehört oder gesehen. Wer eine solche Inszenierung plant, muss Vorbereitungen treffen, den Ort auskundschaften. Das bringt uns wieder zu den Wachleuten. Vielleicht wissen sie, wer diese Graffiti angebracht hat. Und wieso haben sie nichts gehört?«
    Servaz dachte daran, was Tarrieu gesagt hatte. Maillard war zu ihnen gestoßen. Er machte sich auf einem kleinen Block Notizen.
    »Und das Institut Wargnier?«, fragte Servaz. »Auf der einen Seite haben wir eine Tat, die offensichtlich von einem Irren begangen wurde, auf der anderen Seite haben wir psychopathische Straftäter, die einige Kilometer von hier interniert sind. Selbst wenn der Klinikdirektor versichert, dass keiner seiner Insassen die Anstalt unbemerkt verlassen hat, müssen wir dieser Fährte nachgehen.« Er sah zuerst Ziegler, dann Maillard an. »Haben Sie einen Psychiater in der Schublade?«
    Ziegler und Maillard wechselten einen kurzen Blick.
    »In den nächsten Tagen soll ein Kriminalpsychologe eintreffen«, antwortete Irène Ziegler.
    Servaz runzelte unmerklich die Brauen.
Ein Kriminalpsychologe wegen eines Pferdes …
Er wusste, dass die Gendarmerie der Polizei auf diesem Feld wie auch auf anderen weit voraus war, doch er fragte sich, ob das alles nicht doch ein bisschen übertrieben war: Selbst die Gendarmerie mobilisierte doch nicht so ohne weiteres ihre Fachleute.
    Eric Lombard hatte wirklich Einfluss …
    »Sie haben Glück, dass wir da sind«, witzelte sie und riss ihn aus seinen Gedanken. »Sonst hätten Sie sich an einen unabhängigen Experten wenden müssen.«
    Er ging nicht darauf ein. Er wusste, worauf sie hinauswollte: Da die Polizei, anders als die Gendarmerie, keine eigenen Profiler ausbildete, musste sie oftmals externe Fachleute heranziehen – Psychologen, die für diese Arbeit nicht immer qualifiziert waren.
    »Andererseits geht es doch nur um ein Pferd«, antwortete er ohne innere Überzeugung.
    Er sah sie an. Jetzt lächelte Irène Ziegler nicht mehr. Im Gegenteil, er las in ihrem Gesicht Anspannung und Sorge. Sie warf ihm einen Blick voller Fragezeichen zu.
Sie nimmt diese Geschichte inzwischen nicht mehr auf die leichte Schulter,
dachte er. Vielleicht setzte sich auch in ihr allmählich der Gedanke durch, dass sich hinter dieser makabren Tat etwas Bedrohlicheres verbarg.

5
    » Haben Sie
Die Zeitmaschine
gelesen?«
    Sie schritten durch menschenleere Gänge. Ihre Schritte hallten, zusammen mit dem Geplauder des Psychiaters, in Dianes Ohren wider. »Nein«, antwortete sie.
    »Als Sozialist interessierte sich H. G. Wells für die Fragen des technischen Fortschritts, der sozialen Gerechtigkeit und des Klassenkampfs. Vor allen anderen hat er sich mit Themen wie der genetischen Manipulation – in
Die Insel des Dr. Moreau
 – oder den Abwegen der Wissenschaft – in
Der Unsichtbare
 – befasst. In der
Zeitmaschine
lässt er seinen Erzähler auf Zukunftsreise gehen. Der entdeckt dabei, dass England zu einer Art Paradies auf Erden geworden ist, in dem ein friedliches und sorgenfreies Volk lebt: die Eloi.« Ohne den Blick von ihr abzuwenden, steckte er seinen Ausweis in ein weiteres Lesegerät. »Die Eloi sind die Nachfahren der privilegierten Schichten aus der bürgerlichen Gesellschaft. Im Laufe der Jahrtausende haben sie einen solchen Wohlstand und eine solche Stabilität erreicht, dass ihre Intelligenz dafür stark abgenommen hat und sie nur noch den IQ fünfjähriger Kinder besitzen. Da sie seit Jahrhunderten keinerlei Anstrengungen mehr unternehmen mussten, ermüden sie sehr schnell. Sie sind sanftmütige und fröhliche

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