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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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gemeint.«
    Ziegler nickte widerstrebend mit dem Kopf, aber sie sagte nichts.
    »Falls es Ihnen nichts ausmacht«, warf Servaz ein, »würde ich Ihnen gern gleich ein paar Fragen stellen – wo wir schon mal hier sind.«
    »Natürlich. Folgen Sie mir. Erlauben Sie mir, Ihnen einen Kaffee anzubieten.«
    Eric Lombard öffnete eine andere Tür in der Rückwand. Ein Salon. Die Sonnenstrahlen drangen durch die Fenstertüren und fielen auf das Leder zweier Sofas und einen niedrigen Couchtisch, auf dem ein Tablett mit drei Tassen und einer Wasserkanne stand. Servaz hielt sie für alt und wertvoll. Wie auch den Rest des Mobiliars. Alles war bereits angerichtet – einschließlich Zucker, Feingebäck und Milch.
    »Als Erstes würde ich gern wissen«, hob Servaz ohne Umschweife an, »ob Sie jemanden kennen, dem Sie dieses Verbrechen zutrauen würden, der womöglich einen Grund dafür haben könnte.«
    Eric Lombard schenkte Kaffee aus.
    Er hielt in der Geste inne und blickte Servaz tief in die Augen. Sein blondes Haar spiegelte sich in dem großen Spiegel hinter ihm. Er trug einen naturfarbenen Rollkragenpullover und eine graue Wollhose. Und er war braun gebrannt.
    Seine hellen Augen blinzelten nicht, als er antwortete:
    »Ja.«
    Servaz zuckte zusammen. Auch Ziegler neben ihm reagierte überrascht.
    »Und nein«, fügte er sogleich hinzu. »Das sind zwei Fragen in einer: Ja, ich kenne eine Menge Leute, die Gründe für eine solche Tat hätten. Nein, ich wüsste niemanden, der dazu imstande wäre.«
    »Könnten Sie sich etwas klarer ausdrücken«, sagte Ziegler verärgert. »Welche Gründe sollten diese Leute haben, um dieses Pferd zu töten?«
    »Um mir zu schaden, um sich zu rächen, um mich zu beeindrucken. Sie ahnen es schon: In meinem Beruf und mit meinem Vermögen macht man sich Feinde, man erregt Neid, man schnappt Konkurrenten Aufträge weg, man lehnt Angebote ab, man treibt Leute in den Ruin, man entlässt Hunderte von Menschen … Wenn ich eine Liste mit den Namen aller derer erstellen sollte, die mich hassen, hätte sie den Umfang eines Telefonbuchs.«
    »Können Sie nicht etwas präziser sein?«
    »Leider nein. Ich verstehe Ihre Überlegung: Man hat mein Lieblingspferd getötet und an der Bergstation einer Seilbahn aufgehängt, die mir gehört. Also will man mich treffen. Alles deutet auf mich hin, da bin ich Ihrer Meinung. Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer das getan haben könnte.«
    »Keine schriftlichen oder mündlichen Drohungen, keine anonymen Briefe?«
    »Nein.«
    »Ihr Unternehmen ist in fünfundsiebzig Ländern aktiv«, sagte Servaz.
    » Achtundsiebzig «, korrigierte ihn Lombard.
    »Hat Ihre Firma vielleicht indirekte Beziehungen zur Mafia, zum organisierten Verbrechen? Ich vermute, dass es Länder gibt, wo solche …
Kontakte
mehr oder minder unvermeidlich sind.«
    Wieder sah Lombard Servaz fest an, diesmal aber ohne Aggressivität. Er gestattete sich sogar ein Lächeln.
    »Sie sind ja ziemlich direkt, Commandant. Denken Sie vielleicht an den abgeschnittenen Pferdekopf in dem Film
Der Pate?
Nein, mein Unternehmen unterhält keine Beziehungen zum organisierten Verbrechen. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Ich sage nicht, dass es nicht einige Länder gibt, wo wir die Augen vor gewissen Machenschaften verschließen müssen, in Afrika und in Asien, aber es handelt sich dabei, ganz offen gesagt, um Diktaturen – nicht um Mafia-Organisationen.«
    »Stört Sie das nicht?«, fragte Ziegler.
    Lombard zog eine Augenbraue hoch.
    »Geschäfte mit Diktatoren zu machen?«, schob sie nach.
    Lombard lächelte abermals nachsichtig – aber es war das Lächeln eines Monarchen, der nicht so recht wusste, ob er über die Frechheit eines seiner Untertanen lachen oder ihn auf der Stelle enthaupten lassen sollte.
    »Ich glaube nicht, dass die Antwort auf diese Frage Ihnen bei Ihren Ermittlungen weiterhelfen wird«, antwortete er. »Und Sie sollten auch wissen, dass ich entgegen dem Anschein nicht allein am Ruder sitze: In vielen Bereichen haben wir Partner, und der wichtigste ist der französische Staat. Es gibt manchmal ›politische‹ Aspekte, auf die ich keinen Einfluss habe.«
    Direkt, aber, wenn’s drauf ankommt, auch die leeren Phrasen auf Lager, dachte Servaz.
    »Etwas würde ich gern verstehen. Wie ist es möglich, dass niemand das Geringste gehört oder gesehen hat, weder im Reitzentrum noch im Kraftwerk? Man kutschiert ein totes Pferd nicht mitten in der Nacht einfach so herum.«
    Lombards Gesicht

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