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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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Servaz tief in die Augen blickte. Ihre Nasenflügel zitterten, als witterte sie einen unangenehmen Geruch.
    »Nein, mein Mann war Apotheker, kein Gangster.«
    »Hat er Drohungen oder merkwürdige Anrufe erhalten?«
    »Nein.«
    »Hat er Methadon ausgegeben?«
    Sie sah ihn mit einer Mischung aus Ungeduld und Gereiztheit an.
    »Haben Sie noch viele solche Fragen? Mein Ehemann hatte nichts mit Drogensüchtigen zu tun. Er hatte keine Feinde, er war nicht in irgendwelche zwielichtigen Dinge verwickelt. Er war einfach ein Schwachkopf und Säufer.«
    Chaperon wurde bleich. Ziegler und Servaz wechselten einen Blick.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Sie sah sie mit wachsendem Widerwillen an.
    »Nichts anderes als das, was ich gesagt habe. Diese Tat ist abscheulich. Ich habe keine Ahnung, wer zu so etwas fähig ist und erst recht nicht, aus welchem Motiv. Für mich gibt es nur eine Erklärung: Einem dieser Verrückten, die da oben eingesperrt sind, ist es gelungen, auszubrechen. Damit sollten Sie sich befassen, statt Ihre Zeit hier zu verplempern«, fügte sie bitter hinzu. »Falls Sie eine trauernde Witwe erwartet haben sollten, haben Sie sich vergeblich bemüht. Mein Mann mochte mich nicht besonders, und ich habe ihn auch nicht geliebt. Ich habe ihn sogar zutiefst verachtet. Unsere Ehe war schon lange nur noch eine Art …
modus vivendi.
Aber deshalb habe ich ihn nicht umgebracht.«
    Einen kurzen, verstörenden Moment lang glaubte Servaz, sie stünde im Begriff, den Mord zu gestehen – ehe ihm aufging, dass sie genau das Gegenteil sagte: Sie hatte ihn nicht umgebracht, obwohl sie Gründe dafür gehabt hätte. Selten hatte er in einer Person so viel Kälte und Feindseligkeit erlebt. So viel Arroganz und Gleichgültigkeit brachten ihn aus der Fassung. Einen Moment lang war er unsicher, wie er sich ihr gegenüber weiter verhalten sollte. Offensichtlich gab es Dinge in Grimms Leben, bei denen man nachbohren musste – nur fragte er sich, ob jetzt der richtige Zeitpunkt war.
    »Warum haben Sie ihn verachtet?«, fragte er schließlich.
    »Das habe ich Ihnen doch gerade gesagt.«
    »Sie haben gesagt, Ihr Mann sei ein Schwachkopf gewesen. Wie kommen Sie zu dieser Aussage?«
    »Ich bin nun wirklich die Person, die das am besten beurteilen kann, oder?«
    »Drücken Sie sich bitte klarer aus.«
    Sie war kurz davor, pampig zu werden. Aber als sie Servaz’ Blick begegnete, besann sie sich. Sie stieß den Rauch ihrer Zigarette aus, starrte ihn in einer Geste der stummen Herausforderung an und antwortete dann:
    »Mein Mann hat Pharmazie studiert, weil er für Medizin nicht intelligent genug und zu faul war. Er hat die Apotheke mit dem Geld seiner Eltern gekauft, die ein gutgehendes Geschäft hatten. Erstklassige Lage mitten im Zentrum von Saint-Martin. Aber wegen seiner Faulheit und weil ihm alle erforderlichen Fähigkeiten abgingen, ist es ihm nie gelungen, diese Apotheke rentabel zu führen. Saint-Martin hat sechs Apotheken. Seine war mit Abstand die, die am wenigsten Kunden anlockte. Die Leute kamen nur, wenn sie nicht anders konnten, oder per Zufall: Touristen, die ein Aspirin brauchten. Selbst ich vertraute ihm nicht, wenn ich ein Medikament brauchte.«
    »Wieso haben Sie sich dann nicht scheiden lassen?«
    Sie lachte höhnisch.
    »Glauben Sie vielleicht, ich könnte in meinem Alter noch einmal ganz von vorn anfangen? Dieses Haus ist groß genug für zwei. Jeder von uns hatte sein Revier, und wir haben die Grenzen respektiert. Außerdem bringt es meine Arbeit mit sich, dass ich viel unterwegs bin. Das macht … machte alles einfacher.«
    Servaz dachte an eine juristische Redewendung:
Consensus non concubitus facit nuptias:
»Das Einvernehmen, nicht das Bett macht die Ehe.«
    »Jeden Samstagabend hatte er seine Pokerrunde«, sagte er und wandte sich an den Bürgermeister. »Wer hat daran teilgenommen?«
    »Ich und ein paar Freunde«, antwortete Chaperon. »Das habe ich doch bereits Ihrer Kollegin gesagt.«
    »Wer war gestern Abend da?«
    »Serge Perrault, Gilles und ich.«
    »Ist das die übliche Runde?«
    »Ja.«
    »Spielen Sie um Geld?«
    »Ja, um kleine Summen. Oder um Essen. Er hat nie einen Schuldschein unterschrieben, falls Sie das denken sollten. Im Übrigen hat Gilles sehr oft gewonnen: Er war ein ausgezeichneter Spieler«, ergänzte er mit einem Lächeln in Richtung der Witwe.
    »Ist während der gestrigen Partie irgendetwas Besonderes passiert?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht. Ein

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