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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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einen Anruf von seiner Ex-Frau Alexandra. Es ging um Margot. Servaz war sofort beunruhigt. Alexandra teilte ihm mit, ihre Tochter habe beschlossen, mit dem Klavierspielen und dem Karate aufzuhören – zwei Hobbys von Kindesbeinen an. Sie hatte keine triftigen Gründe für ihre Entscheidung genannt: Sie hatte ihre Mutter lediglich wissen lassen, dass dieser Entschluss für sie unverrückbar feststand.
    Alexandra war ratlos. Seit einiger Zeit hatte sich Margot verändert. Ihre Mutter hatte den Eindruck, dass sie ihr etwas verschwieg. Sie konnte mit ihrer Tochter nicht mehr so offen sprechen wie früher. Servaz ließ seine Ex-Frau ihr Herz ausschütten, während er sich fragte, ob sie das bei Margots Stiefvater auch schon getan hatte oder ob der außen vor gelassen wurde. Ohne sich über seine eigene Engherzigkeit etwas vorzumachen, ertappte er sich bei der Hoffnung, die zweite Möglichkeit treffe zu. Dann fragte er:
    »Hat sie einen Freund?«
    »Ich glaube, ja. Aber sie will nicht darüber sprechen. Das passt gar nicht zu ihr.«
    Anschließend fragte er Alexandra, ob sie Margots Sachen durchsucht hatte. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie das mit Sicherheit getan hatte. Und tatsächlich bejahte sie die Frage. Allerdings hatte sie nichts gefunden.
    »Mit all diesen E-Mails und SMS kann ja man ihre Post nicht mehr ausspionieren«, bemerkte Alexandra in bedauerndem Tonfall. »Ich mache mir Sorgen, Martin. Versuch, mehr herauszufinden. Vielleicht vertraut sie sich ja dir an.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich werde versuchen, mit ihr zu sprechen. Bestimmt steckt nichts dahinter.«
    Aber er sah den traurigen Blick seiner Tochter wieder vor sich. Die Schatten unter den Augen. Und vor allem den blauen Fleck auf der Wange. Und er spürte, wie sich sein Magen erneut zuschnürte.
    »Danke, Martin. Und dir, geht es dir gut?«
    Er wich der Frage aus und erzählte ihr von den aktuellen Fällen, allerdings ohne in die Details zu gehen. Als sie noch verheiratet waren, hatte Alexandra manchmal erstaunlich treffende Intuitionen und eine erfrischend neue Sicht auf die Dinge gezeigt.
    »Ein Pferd und ein nackter Mann? Das ist ja wirklich bizarr. Glaubst du, dass das noch weitergeht?«
    »Das befürchte ich«, gestand er. »Aber sprich mit niemandem darüber. Auch nicht mit deinem Luftschiffer«, fügte er hinzu, wobei er sich wie immer weigerte, den Piloten, der ihm seine Frau weggenommen hatte, bei seinem Namen zu nennen.
    »Diese Leute haben ja wohl etwas ziemlich Übles auf dem Kerbholz«, sagte sie, nachdem er den Geschäftsmann und den Apotheker erwähnt hatte. »Und sie haben es wohl zusammen angestellt. Jeder hat etwas zu verbergen.«
    Insgeheim stimmte Servaz ihr zu.
Du weißt, wovon du sprichst, wie?
Fünfzehn Jahre lang waren sie verheiratet gewesen. Wie viele Jahre hatte sie ihn mit ihrem Piloten betrogen? Wie viele Male hatten sie eine gemeinsame Zwischenlandung für ein »Treffen auf Wolke sieben « benutzt – dieser Ausdruck passte ja wohl für eine Stewardess und einen Kapitän? Und jedes Mal kam sie nach Hause und führte ihr Familienleben fort, als ob nichts gewesen wäre, jedes Mal mit einem kleinen Geschenk für jeden. Bis zu dem Tag, an dem sie den Sprung gewagt hatte. Um sich zu rechtfertigen, hatte sie ihm gesagt, Phil habe keine Alpträume und schlaflosen Nächte – und er lebe nicht »mitten unter den Toten«.
    »Warum ein Pferd?«, fragte er. »Wo ist der Zusammenhang?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie gleichgültig – und er verstand, was diese Gleichgültigkeit bedeutete: dass die Zeit, wo sie sich über seine Fälle austauschten, vorbei war. »Der Polizist bist du«, fügte sie hinzu. »Du, ich muss los. Versuch, mit Margot zu reden.«
    Sie legte auf. Wann genau hatte ihre Beziehung einen Knacks gekriegt? Ab wann hatten sie sich auseinandergelebt? Ab dem Zeitpunkt, als er immer mehr Zeit im Büro und immer weniger Zeit zu Hause verbracht hatte? Oder schon vorher? Sie hatten sich auf der Universität kennengelernt und kein halbes Jahr darauf geheiratet, gegen den Willen ihrer Eltern. Damals waren sie noch Studenten; Servaz wollte Literatur und Latein unterrichten wie sein Vater und den »großen modernen Roman« schreiben; Alexandra war bescheidener und studierte Tourismus. Dann war er zur Polizei gegangen. Offiziell aus einem spontanen Impuls heraus. In Wahrheit wegen seiner Vergangenheit.
    »Diese Leute haben ja wohl etwas ziemlich Übles auf dem Kerbholz, und sie haben es wohl zusammen

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