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Schwarzer Schmetterling

Schwarzer Schmetterling

Titel: Schwarzer Schmetterling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Minier
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hob er an, während er sich setzte, »ich bin ein wenig … schroff gewesen … Ich weiß nicht, wieso … Schließlich waren Ihre Fragen ganz berechtigt … Bitte verzeihen Sie mir …«
    Sie musterte ihn aufmerksam. Es schien ihm wirklich leidzutun. Sie fühlte sich unbehaglich und nickte zögernd. Sie hatte keine Lust, darauf zurückzukommen. Nicht einmal seine Entschuldigung wollte sie hören.
    »Kein Problem … Hatte ich schon ganz vergessen …«
    »Umso besser. Ich muss Ihnen seltsam vorkommen …«
    »Überhaupt nicht. Meine Fragen waren ja ziemlich …
frech.
«
    »Stimmt«, sagte er heiter. »Sie sind nicht auf den Mund gefallen.«
    Er biss kräftig in sein Croissant.
    »Was ist gestern unten im Dorf passiert?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln. »Ich habe ein paar Gespräche aufgeschnappt: Offenbar ist etwas Schlimmes passiert …«
    »Ein Mann ist tot, ein Apotheker aus Saint-Martin …«
    »Wie ist das passiert?«
    »Er hing unter einer Brücke.«
    »Oh, ich verstehe …«
    »Mhmm«, sagte er mit vollem Mund.
    »Was für eine schreckliche Art, sich das Leben zu nehmen!«
    Er hob den Kopf und schluckte den Bissen, den er gerade kaute.
    »Es war kein Suizid.«
    »Ach nein?«
    Er blickte ihr tief in die Augen.
    »Mord.«
    Sie fragte sich, ob er scherzte. Lächelnd musterte sie sein Gesicht. Nein, offenbar nicht … Ihr Lächeln verschwand. Ein leichter kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
    »Das ist ja schrecklich! Ist das sicher?«
    »Ja«, sagte er und beugte sich zu ihr, damit sie ihn hören konnte, ohne dass er in dem Stimmengewirr um sie herum lauter sprechen musste.
»Und das ist noch nicht alles …«
    Er beugte sich noch etwas weiter zu ihr hin. Sie fand, dass er ihr mit seinem Gesicht ein wenig zu nahe kam. Auf keinen Fall wollte sie von Anfang an Gerüchten Vorschub leisten. Sie wich leicht zurück.
    »Nach allem, was man hört,
war er bis auf ein Cape und Stiefel nackt …
Und er soll misshandelt, gefoltert worden sein … Rico hat ihn gefunden. Ein Comiczeichner, der jeden Morgen joggt.«
    Diane verdaute die Information schweigend.
Ein Mord im Tal … Eine Wahnsinnstat, einige Kilometer von der Klinik entfernt …
    »Ich weiß, woran Sie denken«, sagte er.
    »Ach, wirklich?«
    »Sie sagen sich: die Tat eines Wahnsinnigen, und hier gibt es viele geisteskranke Mörder.«
    »Ja.«
    »Es ist unmöglich, hier rauszukommen.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Es hat noch nie einen Ausbruch gegeben?«
    »Nein.« Er schluckte einen weiteren Bissen herunter. »Und jedenfalls fehlt niemand.«
    Sie trank einen Schluck Cappuccino und wischte die Schokolade auf ihren Lippen mit einer Papierserviette ab.
    »Da bin ich ja beruhigt«, scherzte sie.
    Diesmal lachte Alex.
    »Ja, ich gebe zu, dass es schon zu normalen Zeiten hier ziemlich beängstigend ist, wenn man neu ist. Und dann auch noch diese schreckliche Geschichte … Nicht gerade das, was einem hilft, sich zu entspannen. Tut mir leid, dass ich so schlechte Nachrichten überbringen muss!«
    »Sofern Sie ihn nicht umgebracht haben …«
    Er lachte auf, so laut, dass sich einige Köpfe umwandten.
    »Ist das der schweizerische Humor? Wunderbar!«
    Sie lächelte. Zwischen seinem Abgang gestern und seiner guten Laune heute wusste sie noch immer nicht, woran sie bei ihm war. Aber er war ihr recht sympathisch. Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf die Menschen um sie herum.
    »Ich habe gehofft, dass mich Dr. Xavier dem gesamten Personal vorstellen würde. Bis jetzt hat er das nicht getan. Nicht leicht, sich hier hineinzufinden … niemand reicht einem die Hand …«
    Er sah sie mit einem freundlichen Lächeln an und nickte sanft mit dem Kopf.
    »Ich verstehe. Hören Sie zu, ich schlage Ihnen Folgendes vor: Heute Morgen kann ich nicht, ich hab eine Arbeitssitzung mit meinem therapeutischen Team. Aber etwas später werde ich einen Rundgang mit Ihnen machen und Sie dem Rest des Teams vorstellen …«
    »Das ist sehr nett von Ihnen.«
    »Nein, das versteht sich von selbst. Keine Ahnung, wieso Xavier und Lisa es noch nicht getan haben.«
    Sie sagte sich, dass dies in der Tat eine gute Frage war.
     
    Der Rechtsmediziner und Dr. Cavalier waren gerade dabei, einen der Stiefel mit Hilfe eines Rippenmessers und eines Abstandshalters aufzuschneiden.
    »Ganz offensichtlich gehörten diese Stiefel nicht dem Opfer«, erklärte Delmas. »Sie waren ihm wenigstens drei Nummern zu klein. Sie wurden gewaltsam eingeschlagen. Ich weiß nicht, wie

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