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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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im Sinne Helmuts sein, des obersten PR-Manns der Bank, mit dem sie sich ab und zu traf.
    Gegen Viertel vor zwei rief Ahrendt sie noch einmal zu sich. Der Abteilungsleiter empfing sie mit Trauermiene und wies auf seinen Fernseher.
    Die Glotze zeigte n-tv, im Laufband die Aktienkurse: Die Mitteldeutsche Kali AG war um 8,6 Prozent eingebrochen.
    »Was ist da los?«, fragte Hanna verwundert.
    »Es hat dir noch keiner gesagt?«
    »Was denn?«
    »Der Gesamtvorstand …«
    Hanna spürte, wie der Boden unter ihr wegsackte. Sie ahnte plötzlich, was nun folgte.
    »Dingendorff und Co. haben den Kredit … na ja …«
    »Abgelehnt?«
    Der Abteilungsleiter räusperte sich, das Ganze war ihm sichtlich unangenehm. »Und der Markt reagiert prompt, wie du siehst.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Du hast wirklich einen sehr guten Job gemacht, Hanna. Daran gibt’s nichts zu rütteln und ich weiß das absolut zu schätzen.«
    Keine Erwähnung in der Fachpresse. Keine Anerkennung, kein Bonus. Die Heidenarbeit, der Stress der letzten Wochen, die weitgehende Aufgabe ihres Privatlebens …
    »Und wie soll ich das dem Kunden vermitteln?«
    »Sorg dich nicht, Hanna, der Vorstand hat den Kalikonzern schon informiert.«
    Nicht einmal dafür bin ich noch gut, dachte Hanna und kam sich so klein vor, gedemütigt und nutzlos. »Aber warum? Der Deal war wasserdicht. Guter Ertrag bei minimalem Risiko. Ein solches Geschäft ist selten heutzutage!«
    »Der Gesamtvorstand ist leider anderer Meinung. Die Mitteldeutsche Kali AG hätte sich mit der Übernahme vielleicht verhoben.«
    »Aber das stimmt nicht!«
    »Geh davon aus, dass der Vorstand weiß, was er tut. Vielleicht liegen ihm Zahlen vor, die du nicht kennst.«
    »Unsinn.«
    Ahrendt hob die Arme – eine Geste der Ratlosigkeit. »Es hat keinen Sinn, dass wir jetzt streiten. Der Beschluss steht fest.«
    »Ich will wissen, wie ein solcher Scheißbeschluss zustande kommen konnte!«
    »Keine Ahnung, Hanna. Beruhig dich doch.« Ahrendt sortierte ein paar Schnellhefter neu, die seinen Tisch bedeckten, stapelte sie auf einen Fleck, obenauf eine Analyse US-amerikanischer Gewerbeimmobilien. Es wirkte sinnlos, als müsse er seinen Händen irgendeine Beschäftigung geben.
    Die Zahl auf dem Bildschirm war korrigiert worden. Das Minus betrug bereits 15,3 Prozent.
    »Jetzt wird die Mitteldeutsche selbst zum Übernahmekandidaten!«
    »Wir können einer Marktbereinigung nicht im Weg stehen.«
    Red keinen Scheiß, dachte Hanna. Sie war sich sicher, dass der Wert des Konzerns in Kürze noch weiter in den Keller rasseln würde. Wie war die Information so schnell nach draußen gelangt? Klar, dass der Markt die Kreditverweigerung als Misstrauenserklärung wertete und die Mitteldeutsche ab sofort als Pleitekandidaten einstufte.
    »Die RheinBank schneidet sich ins eigene Fleisch«, stellte Hanna fest. »Wir halten 4,9 Prozent der Mitteldeutschen. Wusstest du das nicht? Die sind nun auf absehbare Zeit deutlich weniger wert.«
    »Das lass mal das Problem des Vorstands sein. Die werden schon eine Lösung dafür haben.«
    »Wir werden von Idioten geführt!«
    »Hör auf, Hanna. Nimm es sportlich. Du bist die Beste in meiner Abteilung. Ich mache dich früher oder später zur Teamleiterin, du wirst sehen.«
    Für das Lob konnte sie sich nichts kaufen. Und die Versprechung war allzu vage. In absehbarer Zeit würde kein Posten zu vergeben sein. Hanna hätte schreien können vor Wut.
    Ahrendt versuchte, sie in den Arm zu nehmen.
    Hanna stürmte aus dem Büro. Das fehlte noch, dass der Kerl sie tröstete.
10.
    Als Dominik seinen Honda durch die Einfahrt lenkte, erschien sie ihm wie ein Schlund zwischen hohen, weißen Mauern. Die Behörde hatte den Neubau neben die Kläranlage auf die Rheinwiesen setzen lassen. Die Anlage war großzügig bemessen, im Gegensatz zum Standort des Präsidiums waren Parkplätze hier keine Mangelware.
    Dominik schloss den Wagen ab und betrat das Gebäude. Vierzehn Uhr, er war pünktlich.
    Und nervös.
    Schießstand Nummer vier war ein langer Schlauch mit hellgrau gestrichenen Wänden. Im Rücken der Regieraum mit dem großen Fenster, vor sich hatte Dominik den Geschossfang, auf den ein Beamer bunte, geometrische Formen projizierte. Weiße Linien auf dem glatten Boden markierten die Distanz zum Ziel.
    Dominik hatte gehofft, den Test allein absolvieren zu können, doch mit ihm traten drei weitere Kollegen an, begleitet von zwei Trainern, einem Mann und einer Frau.
    Der Mann gab die Einweisung:

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