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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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blockierte. Als er endlich im Atelier stand, stellte er fest, dass es Nelly war, die in ihrem Blut auf den Dielen lag.
    Der Täter floh durch ein Fenster nach draußen. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, dann war der Kerl verschwunden.
    Während sich Dominik um seine Frau kümmerte und per Funk nach Verstärkung rief, nahm Jochen die Verfolgung auf. Dominik vernahm Schüsse und hoffte inständig, dass sein Kollege getroffen hatte. Jochen Urban, ein ruhiger Typ, fünfzehn Jahre älter – in Dominiks Augen besaß er alle Erfahrung der Welt.
    Doch der Kerl, der Nelly überfallen hatte, entkam.
    Innerhalb weniger Minuten flackerte Blaulicht überall in der Straße. Sanitäter schoben Nelly in den Rettungswagen. Dominik begleitete sie in die Klinik, wo er Blut spendete, bis er selbst ohnmächtig wurde. Nach stundenlanger Operation starb Nelly im Morgengrauen, ohne noch einmal das Bewusstsein erlangt zu haben.
    Elf tiefe Stichverletzungen zählte das rechtsmedizinische Gutachten später auf. Die Tatwaffe war ein illegales Butterflymesser mit Zwanzigzentimeterklinge. Der Täter hatte es im Atelier zurückgelassen wie auch die Beute: eine Mülltüte mit knapp zweihundert Euro Bargeld, etwas Modeschmuck, der im Fenster gelegen hatte, und zwei Flaschen Aldi-Champagner aus Nellys Kühlschrank.
    Aufgrund der Fingerabdrücke stand die Identität des Mörders rasch fest: Luca Asanovic, in der Szene auch unter dem Namen ›Jimmy‹ bekannt und mehrfach vorbestraft – Drogendelikte, Diebstahl, Körperverletzung. Bislang kein großer Fisch. Auf dem Lichtbild, das der Akte beigeheftet war, erkannte Dominik den Täter zweifelsfrei wieder.
    Aufenthaltsort unbekannt.
    Dominik wusste, warum sich Nelly am späten Abend noch in ihrem Laden aufgehalten hatte: Sie wollte einen Blazer für seine Mutter fertignähen, die am Samstag ihren fünfzigsten Geburtstag feierte.
    Aus der geplanten Party wurde eine Art Trauerfeier. Dominik brachte Jochen mit. Sie blieben nur eine Stunde. Dann setzten sie ihre Suche nach Jimmy alias Luca Asanovic fort. Dass sie an dem Wochenende dienstfrei hatten, spielte keine Rolle.
    Zahlreiche Beamte unterstützten sie. Dass die Frau eines Kollegen umgebracht worden war, kam dem Mord an einem von ihnen gleich. Wer einen Informanten in der Szene hatte, quetschte ihn aus. Als der Sonntagmorgen dämmerte, erhielt Dominik den entscheidenden Hinweis.
    Die Ackerstraße unweit des Hauptbahnhofs. Stare zeterten in den Bäumen, als Dominik und Jochen aus ihrem Auto stiegen. Die Information: Jimmy wohne hier, im dritten Stock über einer chemischen Reinigung.
    Ein BMW-Roadster parkte in zweiter Reihe vor der einzigen Reinigungsklitsche weit und breit. Der Motor knisterte. Die Haube war warm. Nicht das typische Gefährt eines Junkies und Kleindealers, aber inzwischen trauten die Polizisten Asanovic alles zu.
    Seit vierundfünfzig Stunden war Nelly nun tot, keine drei davon hatte Dominik geschlafen. Ein Mix aus Pillen und Red Bull hielt ihn auf den Beinen. Er funktionierte wie eine Maschine, ohne groß nachzudenken.
    Jochen machte sich mit seinem Werkzeug an der Haustür zu schaffen. Dominik kontrollierte die Fenster im dritten Stock. Schwaches Licht, wie von Kerzen. Sie betraten das Haus und schlichen die Stufen hinauf. Nur ein trüber Schimmer drang von draußen durch die Fenster, die Beleuchtung im Treppenhaus funktionierte nicht.
    Dann: drei Türen, eine davon ohne Namensschild. Dominik presste das Ohr dagegen.
    Eine krude Mischung aus Hip-Hop und Metal wummerte dahinter.
    Ein fragender Blick Jochens. Dominik nickte und zog seine Waffe.
    Jochen wollte sich gegen die Tür werfen. Im selben Moment schwang sie auf, Jochen fiel polternd in den Flur der Wohnung, wo ein Kerl die Klinke losließ, genauso erschrocken wie die beiden Polizisten. Er wich in den Gang zurück. Dominik glaubte, Asanovic erkannt zu haben, und rannte hinterher.
    Schummrige Beleuchtung und süßlicher Geruch. Zerschlissene Lampions, bunte Girlanden und Luftschlangen, die Dominiks Gesicht streiften – Reste irgendeiner Party. Der aggressive Sound war von Schüssen und amerikanischen Polizeisirenen durchsetzt. Dominiks Herz klopfte hoch in den Hals.
    Er musste damit rechnen, dass der Kerl bewaffnet war und ihn jederzeit attackierte, womöglich irre von den Drogen, die er nahm.
    Kein Asanovic im ersten Zimmer. Dominik hastete zur nächsten Tür, verhedderte sich in Dekokram und glaubte, von irgendwo Getrappel zu vernehmen. Dann rappte eine Frau und die

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