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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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Hörer drang. Verunsichert fügte er hinzu: »Sie werden mit meiner Berichterstattung zufrieden sein.«
    »Na gut. Die Akkreditierung kriegen wir hin.«
    »Danke.«
    »Dafür müssen Sie mir noch eine Sache flüstern. Wer hat Ihnen den Floh in den Pelz gesetzt?«
    »Aber, Herr Frantzen, kein seriöser Journalist verpfeift seine Quelle!«
    »Ach was. Raus mit der Sprache, wenn Sie mit der Kanzlerin fliegen wollen.«
    »Das können Sie nicht von mir verlangen. Ich hab’s der jungen Frau versprochen.«
    »Etwa Hanna Kaul?«
    »Woher …«
    Freizeichen – Frantzen hatte aufgelegt.
    Willi Böhmer hielt den Hörer noch einige Sekunden in der Hand. Dann wischte er den Anflug von schlechtem Gewissen beiseite – der hübschen Bankerin würden schon keine Nachteile entstehen.
    Böhmer nahm seinen besten Anzug aus dem Schrank und wählte die geblümte Fliege. Der Gedanke an China beflügelte ihn. Vier Tage mit der Kanzlerin. Mit Dingendorff und weiteren Spitzenkräften der deutschen Wirtschaft. Ich hab’s noch drauf, sagte er sich.
    Die Kündigung würde seinen Kollegen treffen, den mit den Kindern. Im Grunde hatte er den Mann noch nie leiden können.
17.
    Als Lilly ihre Wohnungstür aufschloss, vernahm sie das leise Surren des Druckers.
    Sie trug ihren Einkauf in das Schlafzimmer und räumte die neuen Shirts in den Schrank. Schick und nicht zu teuer. Eines davon würde sie am Montag tragen – sie hatte um zehn Uhr ein Bewerbungsgespräch bei Green & Partner, einer renommierten Düsseldorfer Werbeagentur, die einen Junior Art Director suchte.
    Ein unbefristeter Vertrag, zu schön, um wahr zu sein. Sie würde wieder einen Korb kassieren, aber was blieb ihr übrig, als hinzugehen? Du hast keine Chance, also nutze sie – ein Standardspruch ihres früheren Freundes Udo, der schließlich Tattoo-Stecher geworden war.
    Lilly ging ins Wohnzimmer und gab Patrick einen Kuss. Der Laptop, den sie vor wenigen Stunden dem neuesten Otto abgenommen hatten, war aufgeklappt und mit Lillys Laserdrucker verkabelt.
    Drei Mal hatten sie bislang zugeschlagen. Für die schicke Tasche vom Montag hatte der Eigentümer immerhin zweihundert Euro ›Finderlohn‹ abgedrückt. Die Beute vom vorgestrigen Raubzug war dagegen ein kompletter Reinfall gewesen. Ein passwortgeschütztes Notebook, Kataloge für Kaminöfen – und nichts, was den Besitzer verriet.
    »Was erreicht?«, fragte Lilly.
    »Bis jetzt nur seine Mailbox.«
    »Was druckst du aus?«
    »Weiß nicht. Ich glaub, wir haben die Mafia beklaut.«
    »Wie bitte?«
    Ein dicker Stapel lag bereits im Ausgabefach, mindestens vierzig Blätter. Lauter Fotos, wie Lilly erkannte.
    »Mir kommt das Zeug komisch vor«, antwortete Patrick. »Irgendwie illegal.«
    »Also zu heiß für uns.«
    »Im Gegenteil. Das Material ist eine prima Rückversicherung. Der Otto muss tun, was wir sagen, sonst lassen wir ihn auffliegen. Ganz einfach.«
    Lilly nahm den Packen und blätterte. »Was genau soll daran illegal sein?«
    Patrick zuckte mit den Schultern. »Wenn der Otto harmlos ist, bezahlt er erst recht.«
    »Zweihundert Euro. Und dafür das ganze Risiko.«
    »Bitte, Lilly, ich weiß, worauf du hinauswillst, aber komm mir nicht wieder mit deiner Bonnie-und-Clyde-Nummer. Bewaffneter Raubüberfall wäre noch viel riskanter. Wie sollten wir überhaupt an Knarren rankommen?«
    »Das Häuschen meiner Eltern ist voll davon. Vergiss nicht, dass ich aus einer Familie von Sportschützen stamme. In meinem Heimatkaff gibt es nur den Verein und die Kirche. Wobei das Schützenfest jedem christlichen Feiertag den Rang abläuft.«
    »Schluss jetzt. Ich will nichts davon hören. Wir machen es auf meine Art.«
    »Schon gut.« Noch ein Kuss. »Aber so würde es dir schon gefallen, nicht?«
    Lilly zeigte ihrem Freund das Poster, das sie in einem Antiquariat entdeckt hatte. Ein Pin-up aus einem Heft namens konkret, mehr als vierzig Jahre alt. Die Frau trug nichts als Stiefel und eine Maschinenpistole.
    Patrick verdrehte die Augen.
    »Ist immer noch meine Wohnung«, erklärte Lilly. »Kann ich dekorieren, wie ich will.«
    Patricks Handy klingelte. Er kontrollierte das Display.
    »Ich glaub, das ist sein Rückruf«, sagte Patrick. »Dieses Mal lasse ich mich nicht herunterhandeln. Zweitausend ist das Mindeste. Wir werden uns ein MacBook mit allen Programmen kaufen und unsere eigene Designfirma aufmachen. Nie wieder Praktika!«
    »Jetzt geh schon ran«, mahnte Lilly.
    Patrick gehorchte. Nach wenigen Sekunden zeigte er den erhobenen Daumen

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