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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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fröstele sie. »Fragt sich nur, wofür.«
41.
    Jochen Urbans Zimmer war ein Verschlag am Ende eines breiten Schlauchs von Großraumbüros, vollgestellt mit Kisten, Schränken und metallenen Regalen. Unter dem Schreibtisch schlängelten sich unzählige Kabel. Ein Faxgerät ratterte auf einem PC-Gehäuse, Archivkästen aus Pappe stapelten sich an der Stelle, wo bei Dominiks letztem Besuch noch ein Sessel für Gäste gestanden hatte.
    Er wunderte sich jedes Mal, wie sein Freund in diesem Chaos zurechtkam. Während Urban Ermittlungen stetig expandierte, hauste die Zentrale in der gleichen Flingeraner Hinterhof-Fabriketage wie beim Start der Firma vor drei Jahren.
    Jochen wirkte mal wieder gestresst, seit Kurzem gehörte auch eine Firma für Hausverwaltung und Gebäudereinigung zu seinem Imperium.
    Die Angelrute in der Ecke wirkte wie ein Fremdkörper. Davor lag ein seltsames, in sich zusammengesunkenes Ungetüm – grünliche Gummistiefel, die in eine Art Hose mit breiten Trägern übergingen. Sportutensilien, die den Eindruck erweckten, Jochen könne sich zwischendurch zurücklehnen und seinen Erfolg genießen.
    »Warst du mal wieder in der Eifel?«, fragte Dominik.
    »Jep.«
    »Weshalb ich gekommen bin – hast du’s?«
    Das Telefon klingelte. Ronaldo, der zu Jochens Füßen lag, hob kurz den Kopf, dann döste er weiter. Jochen kramte in einer Schublade und gab Dominik den Detektor. Das Ding erinnerte an ein Walkie-Talkie, mit Stummelantenne und Drehregler.
    »Darf ich dich noch etwas fragen, Jochen?«
    »Klar, mein Junge, entschuldige, also mit diesem Knopf schaltest du …«
    »Nein, ich meine nicht den Wanzensucher. Mit dem Teil kenne ich mich aus.«
    »Verstehe. Du willst immer noch wissen, wer am Freitag außer dir dran war, die hübsche Bankerin zu observieren.« Jochen tippte in die Tastatur, schrieb etwas vom Monitor ab und schob den Zettel herüber.
    Dominik las zwei Namen, die ihm nichts sagten, samt Adressen. »Danke.« Er faltete das Blatt und steckte es ein. »Wenn ich Glück habe, ist die Geschichte ausgestanden. Wir glauben zu wissen, wer Patrick Neidel umgebracht hat.«
    »Gratuliere.«
    »Ich wollte dich eigentlich etwas ganz anderes fragen.«
    »Rück raus damit.«
    »Deine Tochter – wie lange ist das jetzt her?«
    »Nächsten Monat vier Jahre. Im Dezember wird sie neunzehn, wo auch immer sie ist. Wieso bohrst du in dieser Wunde?«
    »Gestern Abend ist wieder ein Mädchen verschwunden.«
    Das Telefon klingelte aufs Neue. Jochen entschuldigte sich und nahm das Gespräch an. Dabei wandte er sich ab, seine Hand spielte mit einem Kugelschreiber.
    Dominik erinnerte sich, dass die zuständigen Sachbearbeiter vom KK 12 auch in Lisa Urbans Fall nicht allzu viel unternommen hatten, zumal bald nach dem Verschwinden die beiden Ansichtskarten eingetroffen waren, in denen Lisa mitteilte, dass es ihr gut ginge. In der zweiten Nachricht erwähnte sie einen Freund und eine geplante Weltumsegelung.
    Um einen schlechten Scherz auszuschließen, hatte Jochen die Karten von einem Grafologen prüfen lassen, der die Schrift als authentisch bewertete. Immer wieder waren Jochen und seine Frau Christiane nach Amsterdam gefahren, um nach ihrer Tochter zu fahnden – vergebens.
    Zunächst hatte das Paar den Anschein vermittelt, als könnte es seinen Kummer gemeinsam meistern. Inzwischen lebte Christiane von Jochen getrennt und warf ihm vor, er habe die Tochter mit übertriebener Strenge und Kontrollsucht in die Flucht getrieben. Einmal hatte ihr ein Privatsender die Bühne geboten, das Mädchen zur Rückkehr aufzufordern – eine Aktion der Verzweiflung, tränenreich und vermutlich quotenträchtig, aber ohne Wirkung. Von Jochen wusste Dominik, dass sich Christiane in psychiatrischer Behandlung befand.
    Jochen selbst hatte sich ebenfalls verändert. Er wirkte verschlossener als früher, manchmal auch verbittert. Die Firma war an die Stelle der Familie getreten. Eigentlich sollte er ausgehen und sein Leben genießen, dachte Dominik, während er seinem Freund beim Telefonieren zusah. Dann wurde ihm klar, dass er nicht anders handelte. Wie lange war das her, dass sie zuletzt die Kneipenszene unsicher gemacht hatten und gemeinsam versackt waren?
    Jochen legte auf, kritzelte etwas in einen Kalender und fragte: »Ihr habt also den Mörder eurer Brandleiche?«
    »Ich denke, ja.« Dominik berichtete von Sax, dessen Laptop der Ermordete gestohlen hatte, und vom Ende des pädophilen Handelsvertreters unter den Rädern eines ICE. Zwar

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