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Schwarzer Schwan

Schwarzer Schwan

Titel: Schwarzer Schwan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Eckert
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ihre schwarzen Locken ausgiebig ein. Als sie sich aufrichtete, hatte die Frisur noch mehr Volumen.
    »Wie sehe ich aus?«
    »Ich könnte fast schwach werden. Und einen Spürhund brauchen wir auch.«
    Das Telefon klingelte.
    »Ich hasse Interviews«, sagte die Kollegin.
58.
    Hanna hatte sich den Nachmittag freigenommen, um ihrer Schwester beizustehen. Endlich nahm die Polizei das Verschwinden Leonies ernst, sie hatte die Medien informiert. Hanna wusste, dass sie das Dominik zu verdanken hatten.
    Zeitungen riefen an, Radiosender luden Britta ins Studio. Hanna spielte die Fahrerin und musste ebenfalls in das eine oder andere Mikro sprechen. Der Höhepunkt würde ein Interview der Aktuellen Stunde im WDR sein. Hanna brachte Brittas vernachlässigte Frisur in Ordnung und suchte nach Kleidung, die seriös und unauffällig wirkte. Die Leute sollten nicht darauf achten, wie Britta aussah, sondern darauf, was sie sagte.
    Mit der Konzentration auf solche Kleinigkeiten versuchte Hanna, ihr Gefühlschaos in den Griff zu bekommen.
    Am Vormittag war sie zu normaler Arbeit kaum fähig gewesen. Um nicht ständig über Leonies Schicksal oder die Wanzen in ihrer Wohnung grübeln zu müssen, hatte sie weiter in Sachen Kali und Helios Investments recherchiert. Jüngste Gerüchte munkelten zudem von einer Neustrukturierung des RheinBank-Konzerns. Viele Kollegen fragten sich, ob der Vorstand beabsichtigte, die Verwaltung der Schrottpapiere, die sich auch in der RheinBank angehäuft hatten, in eine Bad Bank auszulagern. Bis weit in das Jahr 2007 war mit verbrieften Immobilienkrediten ein schwunghafter Handel betrieben worden. Allerdings hatte sich das Institut relativ geschickt verhalten: Als sich abzeichnete, dass die Immobilienpreise in den USA einbrechen und mit Subprime-Darlehen bald nur noch Verluste zu machen sein würden, schwatzte man einen Großteil der Papiere der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB auf und begann umgehend, auf den Absturz derselben Derivate zu wetten. So war die RheinBank glimpflich davongekommen – während die IKB in der Folge pleite ging und von der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau mit zehn Milliarden Euro aus Steuermitteln durchgefüttert werden musste.
    Inzwischen boomte das Derivate-Geschäft aber wieder. Was die RheinBank noch immer an Schrottpapieren hielt, wurde neu verpackt auf den Markt geworfen. Hanna war froh, dass sie damit nichts zu tun hatte. Nicht einmal die Kundenberater wurden eingeweiht, dass zahlreiche Fonds nach wie vor auf US-Hypotheken beruhten.
    Bad Bank – das passt nicht, fand Hanna.
    Zum Mittagessen hatte sie sich mit Marita Bräutigam verabredet, einer befreundeten Kollegin aus dem Investment. Sie trafen sich in Nuy’s Sawadee, einem Thai-Imbiss in der Altstadt. Obwohl sich das Lokal unweit der RheinBank befand, verirrten sich Kollegen nur selten hierher. Rasch kamen Hanna und Marita auf die Gerüchte um die RheinBank-Zukunft zu sprechen.
    Die Freundin verriet, dass der Vorstand um Dingendorff plane, eine Reihe unabhängiger Investmentfonds aufzukaufen, mit der hauseigenen Abteilung zu fusionieren und als eigene Tochterfirma zu etablieren. Marita gehörte einer Strategiegruppe an, die das Ganze vorbereitete und kochte schier über vor Stolz über das, was sie in den letzten Wochen geschafft hatte und was noch kommen würde.
    »Unser Stab wächst täglich und schon im Herbst soll es losgehen, aber …«, die Kollegin blickte sich kurz um, dann zwinkerte sie, »… kein Wort zu niemandem. Das Projekt ist noch inoffiziell.«
    Hanna machte eine Geste, als verschließe sie ihre Lippen und werfe den Schlüssel fort.
    »Stell dir vor«, fuhr Marita fort. »Einige der exklusivsten und rentabelsten Fonds Europas unter einem Firmendach zusammengefasst – und ich bin vielleicht als Abteilungsleiterin dabei.«
    »Gratuliere!«
    Marita schwärmte weiter. Albrecht, Kladden, von Finck – allein die fünfhundert reichsten Deutschen saßen auf einem Vermögen von rund fünfhundert Milliarden Euro. Diese Leute peilte Dingendorff als Zielgruppe neuer Produkte an. Und natürlich all die Scheichs und Oligarchen, die ihren Reichtum vermehren und nicht bloß für Jachten, Partys und Fußballvereine verpulvern wollten.
    Schließlich würde ein Börsengang der neuen Tochterfirma eine gigantische Summe in die Kriegskasse der RheinBank spülen.
    Hanna musste an ihre Privatrecherchen denken, an Pelican Trust und Dingendorffs Verwicklung. Sie fragte: »Wenn ihr die besten Fonds vereint – dann

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