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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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wenn man mit einem Araber verhandeln will, zumal es den Amerikanern in der Mehrzahl an der Raffinesse fehlt, die nötig ist, um solche Reden interessant zu machen. In diesem Büro gibt es keine Wanzen. Niemand hört mit, was Sie mir erzählen. Sagen Sie mir, was Sie wollen.«
»Ich möchte, daß dem Chef der Nachrichtenabteilung der El-Fatah ein Brief überbracht wird.«
»Und wer ist dieser Chef?«
»Ich weiß es nicht. Sie werden es herausfinden. Man hat mir gesagt, daß Sie nahezu alles in Beirut erreichen können. Der Brief wird auf kunstvolle Art mehrfach versiegelt sein, und er muß ungeöffnet in die Hände des Empfängers gelangen.«
»Ja, das will ich wohl glauben.« Muzis Augen waren verhangen wie die Augen einer Schildkröte.
»Sie denken an eine Briefbombe«, sagte Lander. »Das ist es nicht. Sie können mir aus drei Meter Entfernung zusehen, wenn ich den Briefbogen ins Kuvert stecke. Sie können das Kuvert selbst zukleben, und danach bringe ich die Siegel an.«
»Ich verhandle mit Menschen, die an Geld interessiert sind. Leute mit politischen Ideen können oft ihre Rechnungen nicht bezahlen, oder sie töten einen, weil ihnen nichts Besseres einfällt. Ich glaube nicht -«
»Zweitausend Dollar jetzt, zweitausend, wenn die Botschaft ordnungsgemäß beim Empfänger eingetroffen ist.« Lander legte das Geld wieder auf den Schreibtisch. »Und noch etwas. Ich würde Ihnen empfehlen, bei einer Bank in Den Haag ein Nummernkonto zu eröffnen.«
»Zu welchem Zweck?«
»Um dort eine Menge libysches Geld einzuzahlen, falls Sie beschließen sollten, sich zur Ruhe zu setzen.«
Eine Zeitlang herrschte Schweigen. Schließlich fuhr Lander fort: »Sie müssen verstehen, daß der Brief gleich beim erstenmal in die richtigen Hände gelangen muß. Er darf nicht durch andere Hände gehen.«
»Da ich nicht weiß, was Sie eigentlich wollen, tappe ich im dunkeln. Man könnte gewisse Nachforschungen anstellen, gewiß, aber selbst Nachforschungen sind gefährlich. Sie wissen, daß es innerhalb der El-Fatah Splittergruppen gibt, die untereinander zerstritten sind.«
»Leiten Sie den Brief an den ›Schwarzen September‹ weiter«, sagte Lander.
»Nicht für 4000 Dollar.«
»Wieviel?«
»Die Nachforschungen werden schwierig und kostspielig sein, und selbst dann kann man nie sicher sein -«
»Wieviel?«
»Für 8000 Dollar, zahlbar sofort, würde ich mein möglichstes tun.«
»Viertausend jetzt und viertausend hinterher.«
»Achttausend jetzt, Mr. Hopkins. Hinterher kenne ich Sie nicht mehr, und Sie werden nie wieder hierherkommen.«
»Einverstanden.«
»Ich fahre in einer Woche nach Beirut. Ich will Ihren Brief erst unmittelbar vor meiner Abreise in Empfang nehmen. Sie können ihn am siebten abends hierherbringen. Er wird in meiner Gegenwart versiegelt. Sie können mir glauben, ich will gar nicht wissen, was darin steht.«
Der Brief enthielt Landers wirklichen Namen und seine Adresse. Lander schrieb, daß er der palästinensischen Sache einen großen Dienst erweisen könne. Er bat um eine Zusammenkunft mit einem Vertreter des »Schwarzen September« irgendwo in der westlichen Welt. Und er legte einen Barscheck über 1500 Dollar zur Deckung etwaiger Unkosten bei.
Muzi nahm den Brief und die 8000 Dollar mit einem so feierlichen Ernst entgegen, daß es fast an eine Zeremonie grenzte. Es war eine seiner Eigenheiten, daß er, wenn seine Forderungen erfüllt wurden, auch sein Wort hielt.
Eine Woche später bekam Lander eine Ansichtskarte aus Beirut. Es stand keine Nachricht darauf. Er überlegte, ob Muzi das Kuvert wohl selbst geöffnet und dem Brief seinen Namen und seine Adresse entnommen hatte.
Die dritte Woche brach an. Lander mußte vier Flüge von Lakehurst aus unternehmen. Und zweimal in dieser dritten Woche hatte er, als er zum Flugplatz fuhr, das Gefühl, daß ihm jemand folgte. Aber er war sich nicht sicher. Am Donnerstag, dem 15. August, startete er zu einem nächtlichen Reklameflug über Atlantic City, bei dem die computergesteuerte Leuchtschriftanlage an den langen Seitenwänden des Luftschiffs Werbebotschaften ausstrahlte.
Als er nach Lakehurst zurückkehrte und in seinen Wagen stieg, bemerkte er, daß unter dem linken Scheibenwischer eine Karte steckte. Verärgert stieg er wieder aus und zog sie heraus. Er nahm an, es handle sich um eine Reklamekarte, und musterte sie im Licht der Kuppellampe. Es war ein Gutschein für einen Besuch in Maxie’s Swim Club in der Nähe von Lakehurst. Auf der Rückseite stand: »Morgen um 15

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