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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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der Inhalt meiner Brieftasche in Ihren Augen zufriedenstellend?«
»Sie sollten froh sein, daß ich sie durchsucht habe. Ich glaube nicht, daß Sie gern mit einer Anfängerin verhandeln würden.«
»Wieviel wissen Sie über mich?«
»Ich weiß, wie Sie Ihren Lebensunterhalt verdienen. Ich weiß, daß Sie in Gefangenschaft waren. Sie leben allein, Sie lesen bis spät in die Nacht, und Sie rauchen eine ziemlich minderwertige Sorte Marihuana. Ich weiß, daß Ihr Telefon nicht angezapft ist, zumindest nicht an dem Kabelverzweiger in Ihrem Keller oder an dem, der sich an dem Telefonmast draußen vor Ihrem Haus befindet. Ich weiß nicht mit Sicherheit, was Sie wollen.«
Früher oder später würde er es ihr doch sagen müssen. Aber auch ganz abgesehen von seinem Mißtrauen dieser Frau gegenüber war es schwer, es auszusprechen, ebenso schwer, wie sich einer verstümmelnden Operation zu unterziehen. Also gut.
»Ich will zwölfhundert Pfund Plastiksprengstoff in der Super Bowl explodieren lassen.«
Sie sah ihn an, als hätte er ihr unter Qualen eine sexuelle Perversion eingestanden, die ihr besonderes Vergnügen bereitete. Ruhiges und freundliches Mitgefühl, unterdrückte Erregung. Willkommen daheim.
»Sie haben keinen Plastiksprengstoff, nicht wahr, Michael?«
»Nein«, sagte er, und er sah weg, als er die entscheidende Frage stellte: »Können Sie es beschaffen?«
»Das ist eine große Menge. Es kommt darauf an.«
Mit einer jähen Bewegung, bei der die Wassertropfen um seinen Kopf flogen, wandte er ihr wieder das Gesicht zu. » Das will ich nicht hören. Das ist das einzige, was ich nicht hören will. Sprechen Sie geradeheraus!«
»Wenn ich überzeugt bin, daß Sie es schaffen, wenn ich meinem Kommandeur versichern kann, daß Sie es tun können und tun werden, dann ja, dann kann ich den Plastiksprengstoff beschaffen. Dann werde ich es tun.«
»In Ordnung. Das ist eine klare und ehrliche Antwort.«
»Ich möchte alles sehen. Ich komme mit zu Ihnen.«
»Warum nicht?«
Sie fuhren nicht gleich zu Landers Haus. Er war wieder für einen Leuchtreklameflug eingeteilt, und er nahm Dahlia mit. Es war im allgemeinen nicht üblich, bei nächtlichen Reklameflügen Passagiere mitzunehmen, da die meisten Sitze aus der Gondel entfernt werden mußten, um Platz für den Computer zu schaffen, der die achttausend Lichter an den Längsseiten des Luftschiffs steuerte. Aber wenn man ein wenig zusammenrückte, gab es genügend Platz. Farley, der Copilot, hatte bei zwei früheren Gelegenheiten, ohne zu fragen, seine Freundin aus Florida mitgebracht und konnte sich deshalb, als Lander mit Dahlia erschien, nicht gut weigern, der jungen Dame seinen Platz zu überlassen. Er und der Programmierer leckten sich bei ihrem Anblick lüstern die Lippen und amüsierten sich während des Fluges im hinteren Teil der Gondel mit anzüglichen Pantomimen, wenn Dahlia und Lander nicht hinsahen.
Manhattan leuchtete und funkelte in der Dunkelheit wie ein riesiges Schiff aus glitzernden Diamanten. Sie flogen in achthundert Meter Höhe über das Häusermeer hinweg und glitten, leicht sinkend, auf den Lichtkreis des Shea-Stadions zu, wo die Mets ein nächtliches Spiel austrugen. Und jetzt wurden die Seiten des Luftschiffs zu großen, aufblitzenden Reklametafeln, über die sich die Buchstaben bewegten. »Nicht vergessen, Citro essen. Reich an Vitamin C«, lautete die erste Botschaft. »Wer Winston raucht, hat -« Dieser Spruch riß mitten im Satz ab, und der Techniker hantierte fluchend mit seinem Lochstreifen herum.
Hinterher sahen Dahlia und Lander zu, wie das Bodenpersonal in Lakehurst im Flutlicht der Scheinwerfer den Blimp für die Nacht festmachte. Besonders aufmerksam beobachteten sie, wie die Männer in ihren Overalls den Computer aus der Gondel herausholten und die Sitze wieder hineinstellten.
Lander zeigte ihr das starke Geländer, das rings um das untere Ende der Kabine lief. Dann führte er Dahlia zum Heck der Gondel, und sie sahen zu, wie der Turbogenerator, der die Glühlampen mit Strom versorgte, losgemacht wurde. Der Generator, ein stromlinienförmiges, schweres Gebilde, das wie ein breitmäuliger Barsch aussah, war mit einer starken Dreipunkthalterung ausgerüstet, die sich als sehr nützlich erweisen würde.
Farley kam mit seinem Fahrtenbuch auf die beiden zu. »He, ihr werdet doch nicht etwa hier die ganze Nacht verbringen?«
Dahlia sah ihn mit einem ausdruckslosen Lächeln an. »Es ist alles so schrecklich aufregend für mich.«
»Ja, ja.« Farley

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