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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Bord: zusätzliche Rollen mit Leine, einen leichten Mast, zwei Schrotflinten mit langem Lauf, eine weitere mit abgesägtem Lauf, ein Schnellfeuergewehr, eine auf vier hohle Schwimmkörper gezurrte kleine Plattform, einige Seekarten - obwohl das Kartenschap gut bestückt war - und ein paar sorgfältig verschnürte Bündel, die unter anderem auch Verpflegung enthielten.
    Lander zurrte jeden Gegenstand fest. Selbst wenn das Boot gekentert wäre, hätte nichts herausfallen können.
Er drückte auf einen Schalter an der Wand des Bootshauses, und die große, dem Wasser zugewandte Schwingtür hob sich quietschend und ließ das graue Winterlicht herein. Er kletterte auf die Schiffsbrücke. Zuerst erdröhnte der Backborddiesel, dann der auf der Steuerbordseite. Blauer Rauch stieg im Dämmerlicht des Bootshauses auf. Landers Augen wanderten über das Armaturenbrett, während die Motoren warm liefen.
Auf Landers Wink hin warf Dahlia die Achterleinen los und kam zu ihm auf die Brücke. Er schob langsam die Gashebel nach vorn, das Wasser schwoll am Heck wie ein Muskel an, die Auspuffgase gurgelten unter Wasser, und das Boot fuhr langsam in den Regen hinaus.
Als sie den Toms River hinter sich gelassen hatten, gingen Lander und Dahlia in die geheizte Kajüte zur unteren Ruderanlage hinunter. Sie wollten durch die Bucht zum Barnegat Inlet und dann auf die offene See hinausfahren. Der Wind kam von Norden, und die See war kabbelig. Mühelos durchschnitt das Boot die Wellen. Langsam fegten die Scheibenwischer die feinen Regentropfen fort. Es waren keine anderen Boote in Sicht. Die lange, sandige Landzunge lag, in feinen Nebel gehüllt, an Backbord vor der Bucht, und auf der anderen Seite konnten sie an der Mündung des Oyster Creek einen Schornstein ausmachen.
In weniger als einer Stunde hatten sie das Barnegat Inlet erreicht. Der Wind hatte auf Nordost gedreht, und der Seegang wurde stärker. Lander lachte, als sie auf die ersten schweren Brecher des Atlantik stießen und das Wasser sich schäumend über den Bug ergoß. Für die Fahrt durch die Meerenge waren sie wieder auf die Flybridge gestiegen, und kalter Gischt stach ihnen ins Gesicht.
»Weiter draußen sind die Wellen nicht so hoch«, sagte Lander zu Dahlia, die sich mit dem Handrücken das Gesicht abwischte.
Sie sah, daß er die Fahrt genoß. Er fand es wundervoll, das Boot unter sich zu haben. Es faszinierte ihn, von den Elementen getragen zu werden. Er gab etwas Ruder, um leicht den Winkel, in dem das Boot die Wellen schnitt, zu ändern, und versuchte, mit seinem kinästhetischen Wahrnehmungsvermögen die wechselnden Kräfte, die auf den Schiffsrumpf einwirkten, zu erfühlen. Das Land blieb jetzt auf beiden Seiten zurück, und an Steuerbord kam das Leuchtfeuer von Barnegat in Sicht.
Sie entfernten sich von der Küste und gelangten aus dem leichten Regen in wäßriges Wintersonnenlicht, und Dahlia sah, als sie sich umwandte, die kreisenden Möwen, die sich strahlend weiß vor der grauen Wolkenbank hinter ihnen abhoben. Genauso waren sie über dem Strand von Tyr gekreist, wo sie als kleines Mädchen im warmen Sand gestanden hatte, die Füße klein und braun unter dem zerfetzten Saum ihres Rocks. Sie war zu lange durch zu viele Gänge in Michael Landers labyrinthischer Welt gewandert. Sie fragte sich, wie die Anwesenheit Muhammad Fasils die Beziehung zwischen ihnen beeinflussen würde, falls Fasil noch am Leben war und wirklich hinter der Hundert-Meter-Tiefenlinie mit dem Sprengstoff auf sie wartete. Sie mußte sofort mit Fasil sprechen. Es gab Dinge, die Fasil begreifen mußte, ehe er vielleicht einen verhängnisvollen Fehler beging.
Als sie sich wieder zur See wandte, beobachtete Lander sie, die eine Hand am Ruderrad. Die Meeresluft hatte ihre Wangen gerötet, und ihre Augen glänzten. Sie hatte den Kragen ihrer Schaffelljacke hochgeschlagen, und ihre Levis-Jeans spannten sich jedesmal über ihren Hüften, wenn sie sich auf dem rollenden Boot bewegte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Lander, die beiden schweren Dieselmotoren im Griff, genoß das Gefühl, das Boot zu beherrschen. Er warf den Kopf zurück und lachte und lachte. Es war ein echtes Lachen, und Dahlia sah ihn überrascht an. So hatte sie ihn nicht oft lachen hören.
»Weißt du, du bist eine richtige Dynamit-Lady!« sagte er und fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Augen.
Sie sah aufs Deck hinunter, dann hob sie wieder den Kopf, lächelte und sah ihn fest an. »Dann laß uns das Dynamit mal

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