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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Explosion. Um Viertel vor zehn wurde erstmals Muzis Name genannt. Es war geschafft. Lander war erleichtert. Man konnte ihn nicht mehr mit dem Plastiksprengstoff in Verbindung bringen, die letzte denkbare Spur war verwischt. Der Tag begann vielversprechend. Lander hörte Dahlia in die Garage kommen. Sie brachte ihm eine Tasse Kaffee. »Gute Neuigkeiten«, sagte er.
    Sie hörte genau zu, als die Nachrichten wiederholt wurden. Sie aß gerade einen Pfirsich. »Ich wünschte, sie würden auch den Namen des Verletzten nennen. Wenn wir Glück haben, ist es der Grieche.«
    »Wegen des Griechen mache ich mir keine Sorgen«, sagte Lander. »Er hat mich nur ein einziges Mal gesehen, und er hat nicht gehört, worüber wir gesprochen haben. Muzi hat ihn wie einen Domestiken behandelt. Ich glaube nicht, daß er ihn in irgend etwas eingeweiht hat.«
    Lander hielt bei der Arbeit inne und sah zu ihr hinüber, wie sie da an der Wand lehnte und sichtlich den Pfirsich genoß. Es gefiel ihm, wie sie sich den kleinen Freuden des Alltags hingab. Es bestärkte ihn in dem Gefühl, daß sie unkompliziert war, ungefährlich und ungezwungen, daß sie ihn nicht lauernd beobachtete. Anfangs, als sie zu ihm gekommen war, hatte er sich oft unvermittelt nach ihr umgedreht, immer darauf gefaßt, einen Ausdruck von Bosheit oder Verschlagenheit oder Abscheu auf ihrem Gesicht zu entdecken. Aber sie war immer dieselbe, war immer unbekümmert und freundlich ihm gegenüber.
    Dahlia wußte das alles. Sie schien interessiert zuzusehen, als er sich wieder dem Gewirr von Drähten zuwandte, an denen er gerade arbeitete. In Wirklichkeit machte sie sich Sorgen.
    Fasil hatte gestern fast den ganzen Tag lang geschlafen und war noch immer nicht aufgestanden. Der Erfolg seines Sprengsatzes würde ihn in Hochstimmung versetzen, und sie mußte dafür sorgen, daß er das nicht zu deutlich zeigte. Dahlia bedauerte, daß Fasil seine Ausbildung beendet hatte, ehe die chinesischen Instruktoren 1969 in den Libanon gekommen waren. Von ihnen hätte er Selbstverleugnung lernen können, eine Tugend, die man ihn bei seiner Ausbildung in Nord-Vietnam nicht gelehrt hatte. Sie beobachtete, wie Landers schlanke Hände geschickt mit dem Lötkolben hantierten. Fasil hatte bei Lander einen beinahe tödlichen Fehler gemacht, und sie mußte aufpassen, daß das nicht noch einmal passierte. Sie mußte Fasil begreiflich machen, daß das Unternehmen hier, in Landers Haus, ein blutiges Ende finden konnte, wenn er nicht sehr vorsichtig war. Es ging nicht ohne Fasil, der schnell und rücksichtslos zu reagieren verstand. Wenn kurz vor dem entscheidenden Augenblick der Sprengstoff am Luftschiff angebracht wurde, konnte man auf Fasils Muskelkraft und seine Schußsicherheit einfach nicht verzichten. Aber sie mußte ihn unter Kontrolle halten.
    Fasil war zwar ihr Vorgesetzter, aber für diese Mission hatte ihr Hafez Nadscheer persönlich die Leitung übertragen. Außerdem war sie der Schlüssel zu Lander, und Lander war unersetzlich. Andererseits war Hafez Nadscheer tot, und Fasil lebte nicht mehr in seiner Furcht. Im übrigen war Fasil in seiner Einstellung den Frauen gegenüber nicht sehr fortschrittlich. Alles wäre wesentlich einfacher gewesen, wenn sie alle drei Französisch miteinander gesprochen hätten.
    Wie viele gebildete Araber verhielt sich Fasil völlig anders, wenn er in westlichen Kreisen Französisch sprach. Dann behandelte er die anwesenden Damen höflich, wie es sich gehörte. In Kreisen traditionsbewußter Araber dagegen kam der ihm angeborene sexuelle Chauvinismus bei ihm durch. Dann war eine Frau für ihn nur Dienerin, Lasttier, ein Wesen, das seinen Sexualtrieb so wenig in der Gewalt hatte wie eine läufige Hündin.
    Fasil mochte noch so weltgewandt und in seinen politischen Überzeugungen noch so radikal sein - in seinen Emotionen lebte er noch, wie Dahlia deutlich spürte, in der Zeit seines Großvaters, in der Zeit der Beschneidung der Mädchen und anderer blutiger Rituale, denen man die Töchter unterwarf, damit sie keine Schande über die Familie brachten. Wenn er sie, Dahlia, mit »Genossin« anredete, schwang immer ein verächtlicher Unterton in seiner Stimme mit.
    »Dahlia.« Landers Stimme holte sie aus ihren Gedanken zurück. Ihr Gesichtsausdruck zeigte nicht die geringste Veränderung. Das war etwas, was sie sorgfältig gelernt hatte. »Gib mir bitte die kleine Drahtzange.« Seine Stimme war ruhig, seine Hände zitterten nicht. Gute Vorzeichen für einen Tag, der

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