Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
man ihn ersetzen, aber das ist nicht das gleiche. Darf ich Ihnen vielleicht etwas erklären, Mr. Lander? Muzi wurde beseitigt, weil er Sie gesehen hat. Er kannte Ihr Gesicht und -« Fasils arabische Zunge konnte sehr geschickt sein, wenn er wollte. Er zögerte gerade lange genug, daß Lander in Gedanken die Worte »Ihre Hand« vorwegnehmen konnte, und fuhr dann, anscheinend aus Takt, fort - »Ihren Akzent. Außerdem sind wir beide von unseren Wunden gezeichnet.« Er griff sich an die Narbe auf seiner Wange. Lander sagte nichts, Fasil sprach weiter. »Es gibt also einen Mann, der Dahlia vom Sehen kennt. Er weiß vermutlich, wo er ihr Bild finden und feststellen kann, wer sie ist.«
»Wo denn?«
»In der Ausländerkartei der Einwanderungsbehörde. Obwohl ich mir auf dem Foto kaum ähnlich sehe«, sagte sie. »Und auch in den Jahrbüchern der Amerikanischen Universität in Beirut...«
»Universitätsjahrbücher? Na hör mal, auf die Idee würde er doch nie ...«
»Es wäre nicht das erste Mal, Michael. Sie wissen, daß viele von uns dort und an der Universität in Kairo angeworben werden. Meist sind die Bilder längst aufgenommen und die Jahrbücher schon lange veröffentlicht, wenn jemand von den Studenten sich der Bewegung anschließt. Er wird schon nachsehen.«
»Wenn er weiß, wer Dahlia ist, wenn er ein Foto von ihr kriegt, wird ihr Bild überall verbreitet«, fügte Fasil hinzu. »Und wenn es so weit ist, daß Sie zuschlagen wollen, werden überall Geheimdienstleute herumwimmeln, zumal wenn der Präsident das Spiel besucht.«
»Er wird es besuchen, er wird es besuchen. Er hat ausdrücklich gesagt, daß er es besuchen wird.«
»Dann kommt der Geheimdienst bestimmt auch zum Flugplatz. Und das sind dann Leute, die Dahlias Bild und möglicherweise auch mein Bild gesehen und vielleicht eine Personenbeschreibung von Ihnen gelesen haben«, sagte Fasil. »Und das alles wegen Kabakov ... falls wir ihn am Leben lassen.«
»Ich will nicht riskieren, daß man Sie oder Dahlia faßt«, erklärte Lander. »Andererseits wäre es unsinnig, wenn ich ihn selbst umbrächte.«
»Das ist auch nicht nötig«, sagte Dahlia. »Dafür haben wir unsere Leute.« Sie log.
    Im Long Island College Hospital mußte Rachel Bauman sich an zwei FBI-Kontrollstellen ausweisen, ehe sie mit Moschevsky das Krankenzimmer, in dem Kabakov lag, betreten konnte.
    Kabakov wachte auf, als die Tür sich leise öffnete. Rachel ging durch das dunkle Zimmer und legte ihre Hand an seine Wange. Sie fühlte, wie seine Wimpern ihre Hand streiften, und da wußte sie, daß er wach war.
    »David, ich bin es«, sagte sie.
    Sechs Stunden später kam Corley wieder ins Krankenhaus. Die Besuchszeit hatte begonnen, Menschen mit Blumensträußen gingen durch die Flure oder standen mit besorgtem Gesicht vor den Türen mit dem Schild »Kein Zutritt. Bitte nicht rauchen. Patient unter Sauerstoffzelt«.
    Corley sah Moschevsky auf einer Bank vor Kabakovs Zimmertür sitzen. Der Israeli aß gerade einen doppelten Hamburger. Neben ihm saß ein Mädchen von ungefähr acht Jahren in einem Rollstuhl. Auch sie aß einen Hamburger.
    »Schläft er noch?«
»Er badet gerade«, sagte Moschevsky mit vollem Mund. »Guten Morgen«, sagte das Kind.
»Guten Morgen. Was meinen Sie, wann er fertig ist, Moschevsky?«
    »Wenn die Schwester ihn abgeschrubbt hat«, sagte das Kind. »Es kitzelt. Sind Sie mal von einer Schwester gewaschen worden?«
    »Nein. Moschevsky, sagen Sie der Schwester, sie soll sich beeilen. Ich muß ...«
»Wollen Sie mal abbeißen?« fragte das Kind und hielt Corley den Hamburger hin. »Mr. Moschevsky und ich haben sie uns holen lassen. Das Essen hier ist schrecklich. Mr. Moschevsky wollte nicht, daß Mr. Kabakov auch einen bekommt. Und Mr. Kabakov war ganz böse deswegen.«
»Aha«, sagte Corley und kaute am Daumennagel.
»Ich bin auch so verbrannt wie Mr. Kabakov.«
»Das tut mir aber leid.«
Sie beugte sich in ihrem Rollstuhl etwas zur Seite, um sich eine Handvoll Pommes frites aus der Tüte zu nehmen, die auf Moschevskys Knien lag. Corley öffnete die Tür, steckte seinen Kopf hinein, redete kurz mit der Schwester und machte die Tür wieder zu.
»Ich habe mir beim Kochen einen Topf heißes Wasser übergegossen«, sagte das Kind.
»Wie bitte?«
»Ich habe gesagt, ich habe mir beim Kochen heißes Wasser übergegossen.«
»Oh, das tut mir aber leid.«
»Ich habe zu Mr. Kabakov gesagt - ihm ist nämlich dasselbe passiert - ich habe zu ihm gesagt, daß die meisten Unfälle zu Hause

Weitere Kostenlose Bücher