Schwarzer Sonntag
Bombenattentat von 1971 wurde gerade durchgegeben.
Das Bombenattentat fand am 15. August statt, hieß es in dem Telex, während der großangelegten Rekrutierungskampagne der El-Fatah in Damaskus. Man wußte, daß sich damals drei Guerillaführer in Damaskus aufhielten:
Fakhri al-Amari, Anführer der Gruppe, der den jordanischen Ministerpräsidenten Wasfi el-Tel ermordet und sein Blut getrunken hatte. Amari hielt sich derzeit angeblich in Algerien auf. Nachforschungen liefen.
Abdel Kadir, der einmal einen israelischen Schulbus mit einer Bazooka beschossen hatte. Er kam 1973 ums Leben, als seine Bombenfabrik bei Cheikh Saad in die Luft flog. In dem Telex hieß es noch, es sei wohl überflüssig, Kadirs Ende eingehender zu beschreiben, da Kabakov seinerzeit dabei gewesen sei.
Muhammad Fasil alias Yusuf Halef alias Sammar Tufiq. Vermutlich der Urheber des Massakers von München und einer der vom Mossad am dringendsten gesuchten Männer. Fasil habe zuletzt angeblich in Syrien operiert. Der Mossad habe zunächst geglaubt, er habe sich in Damaskus aufgehalten, als Kabakov die Beirut-Aktion durchführte, aber neuere, noch unbestätigte Meldungen lauteten dahin, daß er sich in den letzten drei Wochen in Beirut aufgehalten habe. Der israelische Geheimdienst bemühe sich bei Quellen in Beirut und anderswo, den gegenwärtigen Aufenthaltsort Fasils herauszubekommen.
Fotos von al-Amari und Fasil wurden über Satellit an die israelische Botschaft in Washington gefunkt und sollten von dort an Kabakov weitergeleitet werden. Die Negative sollten folgen. Kabakov stöhnte. Wenn sie Negative schickten, mußten die Fotos schlecht sein - so schlecht, daß die Funkbilder nicht viel nützen würden ... Aber es war immerhin etwas. Er wünschte, er hätte mit seiner Bitte, die Russen um Hilfe zu ersuchen, noch gewartet. »Muhammad Fasil«, murmelte Kabakov. »Ja, das sieht dir ähnlich. Hoffentlich bist du diesmal selbst gekommen.«
Er ging wieder in den Regen hinaus und fuhr nach Brooklyn. Moschevsky und die drei Israelis von der Einsatzgruppe durchkämmten die Bars von Cobble Hill, die Schnellgaststätten und Spielhallen, um eine Spur von Muzis griechischem Gehilfen zu entdecken. Vielleicht hatte der Grieche den Amerikaner gesehen. Kabakov wußte, daß der FBI diesen Boden auch schon beackert hatte, aber seine Männer sahen nicht wie Polizeibeamte aus, sie paßten besser in das Völkergemisch dieses Viertels und konnten Unterhaltungen in mehreren Sprachen belauschen. Kabakov bezog Stellung in Muzis Büro und durchsuchte die Papiere, die der Importeur hinterlassen hatte - ein unglaubliches Rattennest. Er hoffte, einen Hinweis auf den Amerikaner oder auf Muzis Kontaktmänner im Nahen Osten zu finden. Wenn es zwischen dem Golf von Aden und Istanbul einen Menschen gab, der über die Mission des »Schwarzen September« in den Vereinigten Staaten Bescheid wußte, und wenn es Kabakov gelang, den Namen dieses Mannes ausfindig zu machen, würde er versuchen, ihn zu entführen. Oder bei dem Versuch sterben.
Am späten Abend hatte er zwar herausgefunden, daß Muzi mindestens drei verschiedene Buchführungen hatte, aber sonst hatte er kaum etwas entdeckt. Verdrossen kehrte er in Rachels Wohnung zurück.
Rachel war seinetwegen aufgeblieben. Sie kam ihm irgendwie verändert vor, und als er sie ansah, war er nicht mehr verdrossen. Die Trennung tagsüber hatte beiden etwas klargemacht.
Sehr sanft wurden sie Liebende. Und wenn sie sich von nun an liebten, dann immer mit großer Zärtlichkeit, als fürchteten sie beide, sie könnten das schützende Zelt, das ihre Gefühle um das Bett gewoben hatten, zerreißen.
»Ich bin albern«, sagte Rachel einmal, als sie friedlich an seiner Seite lag. »Aber es ist mir gleich.«
»Mir erst recht«, sagte Kabakov. »Willst du eine Zigarre?«
Botschafter Tell rief um 7 Uhr morgens an. Kabakov stand gerade unter der Dusche. Rachel öffnete die Badezimmertür und rief seinen Namen in den Dampf. Kabakov kam schnell heraus, während Rachel noch in der Türöffnung stand. Er wikkelte sich ein Handtuch um und patschte zum Telefon. Rachel feilte intensiv an ihren Fingernägeln.
Kabakov schwante nichts Gutes. Wenn der Botschafter von den Russen etwas erfahren hätte, würde er nicht das normale Telefon benutzt haben. Tells Stimme klang ruhig und sehr sachlich.
»Major Kabakov, wir haben von der New York Times eine Sie betreffende Anfrage bekommen. Und ein paar lästige Fragen nach dem Vorfall auf der Leticia. Ich würde
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