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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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hinten zur Bordküche, wo man gerade die Verpflegung an Bord nahm. Der Stewardess zulächelnd stieg er durch die offene Ladeluke auf die ausgefahrene Plattform des Versorgungswagens. Die Plattform surrte langsam abwärts, und der Wagen fuhr in die Wagenhalle zurück. Kabakov kletterte heraus und stieg in die Limousine um, in der Corley und Moschevsky ihn erwarteten.
    Offiziell hatte Kabakov die Vereinigten Staaten verlassen. Inoffiziell war er wieder zurückgekommen. Er mußte jetzt sehr vorsichtig sein. Wenn ihm Fehler unterliefen, würde es auf sein Land zurückfallen. Kabakov hätte gern gewußt, was bei dem Arbeitsessen des israelischen und des amerikanischen Außenministers gesprochen worden war. Natürlich würde er nie Einzelheiten darüber erfahren, aber offenbar hatten sie die Situation eingehend erörtert. Die ihm erteilten Weisungen waren die gleichen wie zuvor: Verhindern Sie das arabische Unternehmen. Seine Leute waren mit Ausnahme Moschevskys zurückgezogen worden. Kabakov sollte inoffiziell als Berater der Amerikaner fungieren. Er war ziemlich überzeugt davon, daß zwischen den beiden Außenministern der letzte Teil seiner Instruktionen nicht besprochen worden war. Wenn er seine Kompetenzen als Berater überschreiten mußte, sollte es keine Mitwisser geben.
    Auf der Rückfahrt nach Manhattan herrschte in dem Wagen ein beklommenes Schweigen. Ein Schweigen, das Corley schließlich brach: »Tut mir leid, daß das passiert ist, alter Knabe.«
    »Ich bin nicht Ihr alter Knabe, alter Knabe«, sagte Kabakov mit ruhiger Stimme.
    »Die Leute vom Zoll haben das Plastikding gesehen und brannten darauf, die Burschen einzusperren. Wir mußten sie einfach einsperren.«
    »Macht nichts, Corley. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen, alter Knabe. Hier, sehen Sie sich das mal an.« Kabakov gab ihm eines der Fotos, die man ihm beim Verlassen der Botschaft ausgehändigt hatte. Die Abzüge waren noch feucht.
    »Wer ist das?«
»Muhammad Fasil. Da, lesen Sie die Beschreibung.« Corley stieß einen Pfiff aus. »München! Wie wollen Sie wissen, daß er es ist? Die Besatzung der Leticia wird auf höheren Befehl behaupten, ihn nie gesehen zu haben. Darauf können Sie Gift nehmen.«
    »Das macht nichts. Lesen Sie weiter. Am Tag nach unserem Überfall war Fasil in Beirut. Eigentlich hätten wir ihn zusammen mit den anderen erwischen müssen, aber wir haben nicht damit gerechnet, daß er da war. Er bekam einen Streifschuß an der Wange ab. Der Libanese auf dem Frachter hatte eine Narbe auf der Wange. Das hat Fawzi gesagt.«
    Das Foto war bei schlechter Beleuchtung in einem Café in Damaskus aufgenommen worden und ziemlich verschwommen.
    »Sobald Sie das Negativ haben, können wir es mit dem NASAComputer verbessern«, sagte Corley. »So werden auch die Bilder von dem Mariner-Projekt aufgebessert.« Corley machte eine Pause. »Hat irgend jemand vom State Department mit Ihnen geredet?«
    »Nein.«
»Aber Ihre Leute haben mit Ihnen geredet.«
»Corley, ›meine Leute‹ reden immer mit mir.«
»Über Ihre Zusammenarbeit mit uns, meine ich. Sie haben Ihnen klargemacht, daß Sie uns bei unseren Überlegungen beraten sollen, daß wir aber die Arbeit allein machen. Stimmt’s?«
    »Stimmt. Sie können sich auf was gefaßt machen, alter Knabe.«
    Das Auto setzte Kabakov und Moschevsky vor der israelischen UN-Vertretung ab. Sie warteten, bis es außer Sichtweite war, und nahmen dann ein Taxi zu Rachels Wohnung.
    »Corley weiß sowieso, wo wir sind«, sagte Moschevsky. »Ja, aber ich möchte nicht, daß der Saukerl denkt, er kann jedesmal bei uns hereinplatzen, wenn ihm danach ist«, sagte Kabakov. Aber er dachte, während er das sagte, weder an Corley noch an Rachels Wohnung. Er dachte an Fasil, Fasil, Fasil.
    Muhammad Fasil dachte ebenfalls intensiv nach. Er lag in Landers Gästezimmer im Erdgeschoß auf dem Bett. Fasil hatte eine Leidenschaft für Schweizer Schokolade, und er aß gerade ein Stück. Im Einsatz begnügte er sich mit der kargen Verpflegung der Fedajin, aber wenn er allein war, zerrieb er gern Schweizer Schokolade, bis sie schmolz, und leckte sie dann von den Fingern. Fasil hatte noch mehr solche geheimen kleinen Leidenschaften. Er war auch sonst durchaus fähig, Leidenschaften zu entwickeln, und hatte auch durchaus Gefühle, aber sie gingen nicht sehr tief. Tief in ihm gab es vielmehr eine verborgene Kälte, in der wilde Gegensätze einander bekämpften. Er war sich schon sehr früh seiner selbst bewußt geworden, und er hatte

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