Schwarzer Sonntag
es begrüßen, wenn Sie herkämen. Ich werde kurz nach drei Zeit für Sie haben, falls es Ihnen paßt.«
»Ich werde da sein.«
Kabakov fand die Times auf Rachels Türvorleger. Seite eins: Israelischer Außenminister zu Nahost-Gesprächen in Washington. Das kann warten. Lebenshaltungskosten. General Motors muß Lkws wegen Produktionsfehler zurückrufen. Seite zwei. Oh, zum Teufel. Hier ist es:
Araber von israelischen Agenten in New York gefoltert, behauptet Konsul Von Margaret Leeds Finch
Wie der libanesische Konsul am Dienstagabend erklärte, wurde letzte Woche ein libanesischer Seemann auf einem libyschen Handelsschiff im New Yorker Hafen von israelischen Agenten gefoltert und verhört. Kurz darauf wurde der Betreffende von der Zollfahndung wegen Verdachts auf Schmuggel festgenommen.
In einer scharf formulierten Protestnote an das State Department behauptet Konsul Yussuf el-Amedi, Mustafa Fawzi, Erster Offizier auf dem Frachter Leticia, sei von zwei Männern, die sich als Israelis ausgewiesen hätten, geschlagen und mit elektrischen Stromstößen gefoltert worden. Er sagte, er wisse nicht, was die Agenten gesucht hätten, und verweigerte jede Stellungnahme zu dem Verfahren wegen Beihilfe zum Schmuggel, das gegen Fawzi anhängig ist.
Ein israelischer Sprecher wies die Beschuldigung entschieden zurück und erklärte, es handele sich um »einen plumpen Versuch, die amerikanische Öffentlichkeit gegen Israel aufzuhetzen«.
Dr. Carl Gillette, Amtsarzt der Strafvollzugsbehörde, untersuchte Fawzi im Bundes-Untersuchungsgefängnis in der West Street und fand keinerlei Anzeichen für körperliche Mißhandlungen.
Konsul Amedi sagte, Fawzi sei von Major David Kabakov von der israelischen Abwehr und von einem anderen, unbekannten Mann angegriffen worden. Kabakov ist der israelischen Botschaft in Washington attachiert.
Die Leticia wurde inzwischen von den Behörden beschlagnahmt ...
Den Rest des Artikels überflog Kabakov nur noch. Die Zollbehörde hatte über die Untersuchung der Leticia nichts verlauten lassen, und die Zeitung kannte die Verbindung zu Muzi Gott sei Dank noch nicht.
»Sie werden nach Israel zurückbeordert«, sagte Botschafter Tell.
Um Kabakovs Mundwinkel zuckte es. Ihm war, als hätte man ihm in den Magen getreten.
Mit der Spitze seines Kugelschreibers schob Tell die Papiere auf seinem Schreibtisch hin und her. »Da Fawzi libanesischer Staatsbürger ist, wurde seine Verhaftung routinemäßig dem libanesischen Konsul gemeldet. Das Konsulat verschaffte ihm einen Anwalt. Der Anwalt handelt offenbar nach Anweisungen aus Beirut, und Fawzi tut, was er ihm sagt. Man informierte die Libyer, da der Frachter unter libyscher Flagge fährt. Als Ihr Name ins Spiel kam, hat man zweifellos die El-Fatah und Oberst Gaddafi alarmiert. Ich habe Fawzis angebliche Aussage noch nicht gesehen, aber sie soll äußerst farbig sein. Anatomisch sehr genau. Haben Sie ihn mißhandelt?«
»Das war gar nicht nötig.«
»Die Libanesen und die Libyer werden so lange protestieren, bis man Sie zurückruft. Wahrscheinlich werden auch die Syrer in den Protest mit einstimmen. Gaddafi hat mehr als einen arabischen Diplomaten gekauft. Ich bezweifle, ob irgendeiner von ihnen weiß, warum Sie wirklich hier sind. Nur Gaddafi ist vielleicht informiert.«
»Was sagt das State Department?« Kabakov fühlte Übelkeit in sich aufsteigen.
»Man wünscht in dieser Sache keine diplomatischen Verwicklungen. Man will es totschweigen. Offiziell sind Sie hier als Vertreter Israels nicht mehr erwünscht.«
»Diese feisten Idioten! Sie verdienen ...« Kabakov biß sich auf die Lippen.
»Wie Sie wissen, Major Kabakov, steht diese Woche der Tadelsantrag der Vereinigten Arabischen Republik gegen Israel auf der Tagesordnung der UN - wegen der Aktion gegen die Fedajin-Lager in Syrien im letzten Monat. Die Situation sollte jetzt nicht durch eine weitere Verstimmung verschärft werden.«
»Was ist, wenn ich meinen amtlichen Auftrag niederlege und einen gewöhnlichen Paß bekomme? Dann könnte Tel Aviv sich notfalls von mir distanzieren.«
Botschafter Tell hörte nicht zu. »Wenn die Araber ihr Vorhaben ausführen, was Gott verhüten möge, würden die Amerikaner vielleicht in Wut geraten und ihre Unterstützung für Israel verdoppeln. Ein verführerischer Gedanke«, sagte er. »Aber wir wissen beide, daß es anders kommen wird. Man wird vor allem denken, daß es nur deshalb zu dem Massaker kam, weil die Vereinigten Staaten Israel geholfen haben. Weil sie sich in
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