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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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abheben. Der Blimp mußte losfliegen, und zwar sofort. Die Möglichkeit von Regen hatte er einkalkuliert und deshalb die Bombenhülle so konstruiert, daß er bei schlechtem Wetter einen Teil zurücklassen konnte. Es war schade, daß man bei Aldrich kein ausgemustertes Navy-Luftschiff statt des kleinen Blimp benutzte, dachte Lander. Er hatte bei der Navy Luftschiffe geflogen, die bei Vereisung ohne weiteres die Last von sechs Tonnen Eis getragen hatten. Wenn das Luftschiff wärmere Schichten erreichte, glitten die großen Eisplatten an den Seiten herunter und fielen in glitzernden Kaskaden donnernd in die Tiefe. Aber diese längst abgewrackten Luftschiffe waren achtmal so groß gewesen wie der Aldrich-Blimp.
    Die Balance mußte perfekt sein, gleich ob die ganze oder nur drei Viertel der Bombenkapsel an der Gondel hingen. Dazu waren zusätzliche Montagevorrichtungen am Rahmen erforderlich. Diese Änderungen hatten Zeit gekostet, wenn auch nicht so viel, wie Lander befürchtet hatte. Bis zum Super Bowl-Spiel hatte er noch etwas über einen Monat Zeit. Die letzten zwei Wochen würden zu einem großen Teil mit Flügen über Football-Stadien draufgehen. Ihm blieben noch ungefähr siebzehn Arbeitstage, genug für eine weitere Verbesserung.
    Er legte eine 13 mal 18 cm große und fast 1,5 cm dicke Glasfaserplatte auf seine Werkbank. Die Platte war innen mit einem Drahtgeflecht verstärkt und wie die Schale eines Wassermelonenschnitzes geformt. Er erwärmte ein Stück von dem Plastiksprengstoff und rollte es zu einer gleich großen länglichen Platte aus. Er achtete darauf, daß die Stärke dieser Platte von der Mitte nach den beiden Enden hin gleichmäßig an Dicke zunahm.
    Diese Plastikplatte legte Lander auf die konvexe Seite der Glasfaserplatte. Das Ganze sah nun aus wie ein aufgeworfenes Buch, dem der eine Einbanddeckel fehlt. Über den PlastikSprengstoff legte er drei Lagen Gummituch, die er aus einer Gummiunterlage zurechtgeschnitten hatte. Darüber wiederum spannte er ein Stück dünnes Segeltuch, das mit Luftgewehrbolzen gespickt war. Die spitz zulaufenden Geschosse waren mit der flachen Unterseite auf den Stoff geklebt und standen noch dichter als die Nägel auf einem Fakirbett. Als er das so mit Bolzen besetzte Segeltuch straff über die konvexe Oberfläche des Sprengsatzes gezogen hatte, standen die scharfen Spitzen der Geschosse wie Igelstacheln leicht auseinander. Deshalb war er auf die gerundete Form verfallen. Sie war notwendig, damit die Geschosse bestimmten, vorberechneten Flugbahnen folgten. Lander hatte die ballistischen Berechnungen mit großer Sorgfalt vorgenommen. Die Form der Geschosse sollte sie im Flug stabilisieren - ähnlich wie die stählernen Flechettes, die man in Vietnam benutzt hatte.
    Nacheinander befestigte er nun noch drei weitere Lagen mit Geschossen gespickten Segeltuchs auf dem Gebilde. Die vier Lagen waren mit insgesamt 944 Geschossen besetzt. Aus 60 Meter Distanz, so hatte er berechnet, mußten sie eine Fläche von rund 93 Quadratmeter durchsieben. Praktisch würde also auf je 1000 Quadratzentimeter eines der Geschosse auftreffen mit der Durchschlagskraft einer Gewehrkugel. In der gesamten Streuzone würde nichts am Leben bleiben. Und dies war nur das kleine Testmodell. Die eigentliche Bombe, die unter dem Blimp hängen würde, war an Gewicht und Oberfläche dreihundertundsiebzehnmal so groß und enthielt für jeden der 80985 Zuschauer, die das Tulane-Stadion faßte, durchschnittlich 3,5 Geschosse.
    Fasil betrat die Werkstatt, als Lander gerade die Außenhülle befestigte, eine Glasfaserschicht von der gleichen Stärke wie das Gehäuse der großen Bombe.
    Lander schwieg.
Fasil beachtete den Gegenstand auf der Werkbank scheinbar gar nicht, doch er erkannte, worum es sich handelte, und war entsetzt. Er sah sich einige Minuten in der Werkstatt um, vorsichtig darauf bedacht, nichts zu berühren. Als ausgebildeter Techniker konnte er nicht umhin zu bewundern, wie sauber und wie zweckmäßig die große Bombe konstruiert war.
»Diese Reynolds-Legierung ist schwer zu schweißen«, sagte er und klopfte auf den Rahmen aus Metallrohren. »Ich sehe hier kein Heliarc-Gerät, haben Sie den Rahmen anderswo machen lassen?«
»Ich habe mir übers Wochenende ein paar Sachen in der Firma ausgeliehen.«
»Der Rahmen ist ja sogar spannungsgemindert. Sie haben aber auch keine Raffinesse ausgelassen, Mr. Lander.« Das sollte ein scherzhaftes Kompliment für Landers handwerkliches Können sein. Fasil war zu

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