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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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entführen und in ein befreundetes Land zu fliegen. Aber der Lakefront Airport, ein kleiner Privatflugplatz am Ufer des Lake Pontchartrain, wurde nicht von Langstreckenmaschinen angeflogen. Er konnte allenfalls ein Privatflugzeug in seine Gewalt bringen, das vielleicht bis Kuba kam. Aber damit war ihm nicht viel geholfen. Er konnte sich nicht darauf verlassen, daß ihm die kubanische Regierung Asyl gewährte. Fidel Castro ging mit Flugzeugentführern sehr unsanft um und würde ihn angesichts des zu erwartenden Aufruhrs in der amerikanischen Öffentlichkeit nach dem Massaker vermutlich ausliefern. Außerdem würde er, Fasil, keine Geiseln an Bord haben und kaum den amerikanischen Jagdflugzeugen entkommen, die sofort von den nahe gelegenen Stützpunkten an der Küste aufsteigen würden.
    Nein, er hatte nicht das geringste Verlangen, in einem brennenden Cockpit in den Golf von Mexiko zu stürzen. Das war zu sinnlos und dumm. Fasil war fanatisch genug, um freudig zu sterben, wenn es nötig war, aber er wollte nicht um einer Dummheit willen sterben.
    Selbst wenn es ihm gelang, den International Airport von New Orleans zu erreichen, würde er keine Linienmaschine finden, die ohne aufzutanken nach Libyen fliegen konnte, und eine Zwischenlandung war immer riskant.
    Amerika würde in solche Aufregung geraten, wie seit Pearl Harbor nicht mehr. Fasil erinnerte sich noch an die Worte des japanischen Admirals nach dem Überfall: »Ich fürchte, wir haben einen schlafenden Riesen geweckt und ihn mit äußerster Entschlossenheit erfüllt.«
    Es war überaus fraglich, ob er überhaupt in New Orleans starten konnte, denn höchstwahrscheinlich würde wenige Minuten nach der Explosion der gesamte zivile Flugverkehr stillgelegt werden.
    Fasil war klar, daß sein Platz in Beirut war, daß er die neue Armee von Freischärlern führen mußte, die sich nach seinem Triumph um ihn scharen würde. In New Orleans zu sterben war geradezu Verrat an der Sache.
    Also. Lander war eindeutig für die technische Durchführung des Unternehmens qualifiziert. Und er, Fasil, war inzwischen auch fest davon überzeugt, daß Lander dazu entschlossen war. Dahlia schien ihn unter Kontrolle zu haben. Blieb nur noch das Problem, wer das Unternehmen auf dem Flugplatz sicherte. Wenn Fasil geeignete Leute dafür fand, war er hier entbehrlich. Er konnte mit einem Mikrofon in der Hand in Beirut abwarten. Eine Satellitenschaltung nach New York würde sein Bild und sein Statement innerhalb von Minuten weltweit im Fernsehen verbreiten. Er konnte eine Pressekonferenz geben. Er würde mit einem Schlag der berühmteste Araber der Welt sein.
    Alles was man für die Aktion in New Orleans brauchte, war eine Handvoll erfahrener Killer. Sie mußten im letzten Augenblick eingeflogen und Dahlias Befehl unterstellt werden, und sie durften erst unmittelbar vor der Aktion erfahren, worin ihr Auftrag bestand. So etwas ließ sich arrangieren. Fasils Entschluß war gefaßt. Er würde den Bau der Bombe bis zuletzt überwachen und dafür sorgen, daß sie sicher nach New Orleans gelangte. Dann würde er abreisen.
    In Fasils Augen kam Lander entnervend langsam mit der riesigen Bombe voran. Lander hatte die Höchstmenge an Sprengstoff angefordert, die das Luftschiff unter günstigsten Wetterbedingungen tragen konnte. Er hatte eigentlich nicht damit gerechnet, daß er diese Menge auch bekam. Und jetzt, da sie da war, wollte er sie auch verwenden. Die Schwierigkeiten waren Gewicht und Wetter - wie würde das Wetter am 12. Januar in New Orleans sein? Der Blimp konnte bei jedem Wetter fliegen, bei dem Football gespielt werden konnte, aber Regen bedeutete zusätzliches Gewicht, und New Orleans hatte im vergangenen Jahr 1950 mm Regen gehabt - weit mehr als alle übrigen Gebiete der USA. Schon wenn die große Hülle des Luftschiffs mit Tau benetzt war, wog es 315 Kilogramm mehr, und entsprechend verminderte sich die statische Hubkraft. Lander hatte den Auftrieb sehr sorgfältig berechnet und wollte das Luftschiff bis zum äußersten belasten, wenn es sich mit seinem tödlichen Ei in den Himmel hob. An einem klaren Sonnentag konnte er auf den »Überhitze«-Effekt bauen - zusätzliche Hubkraft, wenn das Helium in der Hülle wärmer war als die Luft draußen. Regen konnte jedoch alles verderben, wenn er keine Vorsichtsmaßnahmen traf. Bis der Blimp mit der Bombe startklar war, würden vermutlich schon ein paar Leute vom Bodenpersonal erschossen worden sein, und dann mußte er so schnell wie möglich

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