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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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dem Schluß gekommen, es sei seine Pflicht, mit dem Amerikaner gut auszukommen.
»Wenn der Rahmen sich verzieht und die Glasfaserhülle reißt, könnte jemand die Geschosse sehen, wenn wir die Bombe aus dem Lastwagen holen«, sagte Lander mit monotoner Stimme.
»Ich dachte, Sie würden jetzt allmählich auch den Sprengstoff unterbringen. Uns bleibt ja nur noch ein Monat.«
»Ich bin noch nicht soweit. Ich muß erst noch etwas testen.«
»Kann ich Ihnen dabei behilflich sein?«
»Kennen Sie den Brisanzwert von diesem Material?«
Fasil schüttelte bedauernd den Kopf. »Es ist noch ganz neu.«
»Haben Sie schon mal gesehen, wie etwas davon detoniert ist?«
»Nein. Man hat mir gesagt, daß es mehr Sprengkraft hat als C-4. Sie haben gesehen, wie es in Muzis Wohnung gewirkt hat.«
»Ich habe nur ein Loch in der Mauer gesehen, und daraus kann ich nicht genug schließen. Der häufigste Fehler, der bei Bomben, die gegen Menschen gerichtet sind, gemacht wird, besteht darin, die Geschosse zu nahe an der Sprengladung anzubringen. Sie werden dann bei der Explosion beschädigt. Denken Sie daran, Fasil. Wenn Sie es noch nicht wissen sollten, wissen Sie es jetzt. Lesen Sie dieses Handbuch, dann wissen Sie alles darüber. Ich kann Ihnen die Fachausdrücke übersetzen. Ich möchte nicht, daß diese Geschosse bei der Detonation zerfetzt werden. Es liegt mir nicht daran, 75 Heime für Gehörbeschädigte mit Insassen zu füllen. Ich weiß nicht, wie stark die Isolierschicht zwischen den Geschossen und dem plastique sein muß.«
»Sehen Sie doch nach, wieviel man bei einer Claymore-Mine braucht ...«
»Das ist kein Anhaltspunkt. Wir haben es hier mit größeren Entfernungen und weit mehr Sprengstoff zu tun. Eine Claymore ist so groß wie ein Schulbuch. Unsere Bombe ist so groß wie ein Rettungsboot. Eine so große Bombe hat noch nie jemand gebaut.«
»In welcher Position über dem Stadion wollen Sie die Bombe zünden?«
»Über der Fünfzig-Yard-Linie, in genau 30 Meter Höhe, längs zum Spielfeld. Sie sehen, die Krümmung der Bombenhülle entspricht genau der Form des Stadions mit seinen Tribünen.«
»Also ...«
»Also muß ich mich auch darauf verlassen können, daß die Geschosse im richtigen Bogen streuen und nicht in Klumpen durch die Luft sausen. Ich habe noch etwas Platz im Gehäuse. Ich kann die Rundungen notfalls noch verstärken. Die Sache mit dem Abstand und der Streuung finde ich heraus, wenn wir das Ding hier detonieren lassen«, sagte Lander und klopfte mit der Hand auf das Modell, das auf der Werkbank lag.
»Da ist doch mindestens ein halbes Kilo plastique drin.«
»Ja.«
»Wie wollen Sie das Ding in die Luft jagen, ohne die Aufmerksamkeit der Behörden zu erregen?«
»Das drehe ich schon.«
»Sie hätten die Polizei auf dem Hals, ehe Sie noch die Ergebnisse analysieren können.«
»Keine Sorge.«
»Das ist...« Er hätte beinahe »Wahnsinn« gesagt, hielt aber rechtzeitig inne. »Das ist sehr riskant.«
»Verlassen Sie sich auf mich, Araber.«
»Darf ich Ihre Berechnungen sehen?« Fasil hoffte, ihm würde etwas einfallen, um das Experiment zu stoppen.
»Bitte sehr. Bedenken Sie aber, daß dies kein maßstabgerechtes Modell der großen Bombe ist. Nur die beiden Biegungen zur Streuung der Geschosse sind die gleichen.«
»Ich werde es bedenken, Mr. Lander.«
Fasil sprach mit Dahlia, die gerade den Müll nach draußen brachte. »Rede du mit ihm«, sagte er auf arabisch. »Wir wissen, daß das Ding auch so funktionieren wird. Die Sache mit dem Test ist viel zu riskant. Er wird noch alles verpatzen.«
»Es könnte sein, daß es nicht ganz perfekt funktioniert«, sagte sie auf englisch. »Es muß absolut einwandfrei funktionieren.«
»Es braucht nicht so perfekt zu sein.«
»Für ihn schon. Für mich auch.«
»Für unsere Mission, für das, was wir vorhaben, genügt es auch so.«
»Genosse Fasil, wenn Michael Lander am 12. Januar in der Gondel auf den Knopf drückt, wird es die letzte Tat seines Lebens sein. Er wird nicht mehr erleben, was danach kommt. Ich auch nicht, wenn er mich da oben braucht. Wir müssen also wissen, was danach kommt, verstehst du das?«
»Ich verstehe nur, daß du langsam immer mehr so redest wie er und nicht mehr wie wir.«
»Dann fehlt es dir an Intelligenz.«
»Im Libanon würde ich dich dafür töten.«
»Wir sind hier nicht im Libanon, Genosse Fasil. Wenn wir den Libanon je Wiedersehen sollten, kannst du es ja versuchen. «

14
    R ACHEL B AUMAN saß im Halfway House in der Bronx an einem Schreibtisch

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