Schwarzer Sonntag
Kinder übertönte seine Stimme. »Doc, ich wollte Sie nur fragen, ob Sie diese Burschen kennen? Ich weiß, daß Sie glauben, Sie kennen sie, aber kennen Sie sie wirklich? Dr. Bauman, das sind zwei ganz schwere Jungs. Es gibt verschiedene schwere Jungs, solche und solche. Da kenne ich mich zufällig aus. Und die hier sind von der schlimmeren Sorte. Die geben sich nicht mit einer Damenhandtasche zufrieden. Die sehen nicht so aus, als ob sie lange fackeln. Es gefällt mir nicht, daß Sie mit solchen Typen zusammen sind, verstehen Sie
- außer Sie sind mit ihnen verwandt, dann können Sie nichts dafür.«
Rachel legte ihm die Hand auf den Arm. »Vielen Dank, Eddie. Ich weiß, was Sie sagen wollen. Aber ich kenne die beiden schon lange. Es sind Freunde von mir.«
Man hatte einen Tümmler ins Becken gelassen, damit der Wal Gesellschaft hatte. Er versteckte gerade eifrig Fischstückchen im Abfluß, während der Wal von dem Pfleger abgelenkt wurde. Der Wal glitt an dem Unterwasserfenster vorbei, brauchte volle zehn Sekunden, um es zu passieren, und sein kleines Auge blickte durch das Glas auf die Leute, die sich vor dem Fenster unterhielten.
»Dieser Jerry Sapp, von dem man mir erzählt hat, hat vor ein paar Jahren eine Sache in Kuba gemacht«, sagte Stiles zu Kabakov. »Kuba! Er unterlief den Küstenradar bei Puerta Cabanas. Er hatte ein paar Kubaner aus Miami dabei.« Stiles blickte von Kabakov zu Rachel und dann wieder zurück. »Sie hatten an der Küste etwas zu erledigen, verstehen Sie, und fuhren mit einem von diesen Schlauchbooten, einem Avon oder Zodiac, durch die Brandung und holten eine Kiste ab. Ich weiß nicht, was darin war, wirklich nicht, aber der Bursche ist nicht wieder nach Florida zurückgekommen. Vor Bahia Honda kam ihm ein kubanisches Patrouillenboot in die Quere, und er ist dann gleich nach Yucatàn rübergefahren. Er hatte einen großen Plastiksack als Reservetank auf dem Vorderdeck.«
Kabakov hörte zu, mit den Fingern auf das Geländer trommelnd. Der Wal war jetzt ruhig und ließ sich an der Wasseroberfläche treiben. Sein großer Schwanz wies nach unten, und die Schwanzflossen hingen drei Meter tief im Wasser.
»Diese Kinder machen einen ganz verrückt«, sagte Eddie. »Können wir nicht rausgehen?«
Sie standen im dunklen Gang des Raubfischhauses und sahen zu, wie die langen grauen Schatten der Haie unaufhörlich kreisten, während kleine Fische zwischen ihnen herumflitzten.
»Ich habe mich jedenfalls immer gefragt, wie dieser Bursche es fertiggebracht hat, auch nur in die Nähe von Kuba zu kommen. Seit der Schweinebucht sind die unglaublich gut mit Radar ausgerüstet. Der Mann, den Sie suchen, sagen Sie, ist dem Radar der Küstenwache entkommen. Also genau die gleiche Geschichte. Ich hab mich nun ein bißchen nach diesem Sapp umgehört. Er war vor ungefähr zwei Wochen bei Sweeney’s in Asbury Park. Aber seitdem hat ihn niemand mehr gesehen. Er hat ein Sportfischerboot von Shing Lu aus Hongkong. Es ist ganz aus Holz.«
»Wo hatte er das Boot liegen?« fragte Kabakov.
»Ich weiß nicht. Keiner schien es zu wissen. Ich meine, man kann nicht allzu direkt fragen, verstehen Sie? Aber der Barkeeper von Sweeney’s nimmt Nachrichten für Sapp entgegen. Ich nehme an, er kann ihn irgendwie erreichen. Wenn es sich um ein Geschäft handelt.«
»Auf was für ein Geschäft würde er anbeißen?«
»Kommt darauf an. Er ist sich klar darüber, daß man hinter ihm her ist. Wenn er die Sache, für die Sie sich interessieren, selbst erledigt hat, weiß er natürlich, daß man hinter ihm her ist. Und wenn es ein Chartergeschäft war, wenn er das Boot nur verliehen hat, weiß er es ebenfalls, weil er dann bestimmt die ganze Zeit den Funkverkehr der Küstenwache abgehört hat. Würden Sie doch auch tun, oder?«
»Wie würden Sie sich verhalten, wenn Sie dieser Mann wären?«
»Ich würde das Boot einen Tag lang von einem sicheren Versteck aus beobachten, um mich zu vergewissern, daß es nicht überwacht wird. Dann würde ich es neu anmalen, wenn ich einen Platz hätte, wo ich so etwas machen kann. Ich würde die richtige Zulassungsnummer wieder aufmalen und das Aussehen ändern - ich würde einen Aufbau zum Thunfischangeln montieren. Und dann würde ich mich zwischen die Luxusyachten mischen, die an der Küste entlang nach Florida schippern«, erklärte Eddie. »Diese reichen Typen fahren am liebsten im Schwarm.«
»Nennen Sie mir eine lohnende Sache, weit weg von hier, die ihn reizen könnte«, sagte Kabakov.
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