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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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wusste.
    Ihr Körper war bereit. Und ihr Körper würde warten müssen. Ruth würde warten müssen. Drei Jahre, vier. Anna hatte es ihr erklärt. All das sah Rachaela, folgte Ruth in ihren Gedanken, Tag und Nacht.
    Strichen Mutter und Tochter gleichzeitig über ihren Körper, erreichten sie beide zusammen den Höhepunkt, fielen mit einem stummen Schrei zurück in morbide Einsamkeit wie eine Person?
    Vielleicht lag Ruth auch tugendhaft in ihrem Bett.
    Vielleicht brachten ihr Dorian oder Stephan oder George das Schachspielen bei.
    Möglicherweise war sie noch in der Küche und buk Pasteten.
    Rachaela hatte nur eine einzige Zeichnung von Adamus gefunden, die vom Wind über die Heide gefegt worden war. Das Gesicht barg eine gewisse Ähnlichkeit, doch dem Körper hatte sie keine Gestalt geben können. Der Körper hatte Ruth letztendlich besiegt.
    Unten auf dem Strand vollführte Onkel Camillo seine Bocksprünge, sein weißes Haar flatterte wie eine Fahne um ihn herum. Er wirkte wie ein Hund, der die See angriff, nur um sofort wieder zurückzuweichen.
    Weiter entfernt auf der Klippe sah Rachaela Ruth mit dem schwarzen Kater. Der Kater sauste hierhin und dorthin, wahrscheinlich auf der Jagd nach Schmetterlingen. Von ihrem Standpunkt aus wirkte er wie ein junges, schlankes Kätzchen, Ruth rannte in ihrem Kleid aus dem Jahre neunzehnhundertzehn hinterher und klatschte ab und zu in die Hände.
    Als sie sich umwandte, sah Rachaela, wie Camillo vom Strand zu ihr hochkletterte.
    Sie beobachtete ihn dabei, wie er die gefährlichen Stufen bewältigte, ohne auch nur einmal auszugleiten.
    Er blickte hoch und winkte ihr zu.
    Er kam auf die Heide und sah Ruth.
    » Äh«, er spuckte auf dem Gras aus. » Dieses fürchterliche Kind.«
    » Warum hast du ihr eine Mausefalle geschenkt?«
    » Um eine Ratte zu fangen«, sagte Camillo. » Hab ich das?«
    » Ruth ist die Hoffnung der Familie«, sagte Rachaela. » Aber sie ist nicht mehr ihr Liebling. Sie wird nicht jahrelang warten.«
    » Zucker für das Pferd«, sagte Camillo. » Armes Pferd. All die Meilen und nicht einmal ein Apfel.«
    Rachaela wandte sich von ihm ab und blickte zu Ruth hinüber. Der Kater hatte sich zwischen den Ginstersträuchern niedergelassen. Ruth kniete neben ihm und streichelte seinen Kopf.
    » Sie sieht aus wie ein normales kleines Mädchen mit seinem Haustier«, sagte Rachaela. » Von hier aus.«
    » Füchsin«, erwiderte Camillo. » Die Bestie des Teufels. Weißt du, was sie gemacht hat?«
    » Nein, Camillo. Was?«
    » Sie hat einen Hammer. Sie ist zu dem Zimmer mit den Kleidern gegangen und hat das Schloss aufgebrochen. Sie hat ihr rotes Kleid herausgeholt und bewahrt es jetzt in ihrem roten Zimmer auf. Ich habe es gesehen.«
    Rachaela dachte an den Hammer, den sie auf dem Dachboden nicht gefunden hatte, der Hammer, mit dem sie das Fenster zu Adamus’ Turm einschlagen wollte.
    » Sie verkleidet sich gerne«, sagte Rachaela.
    » Das Verlobungskleid.«
    Ruth saß neben dem Kater. Sie schien sich lebhaft mit ihm zu unterhalten, so wie sie sich früher mit Emma unterhalten hatte, als sie noch … als sie noch ein Kind gewesen war.
    » Der Hexenkessel brodelt«, sagte Camillo.
    Rachaela starrte ihn an.
    » Was wird passieren?«
    » Armes Pferdchen, und kein Zucker.«
    » In welchem Land warst du damals?«, fragte sie. » Das Pferd, die Wälder und der Schnee, die brennende Stadt.«
    » Russland«, antwortete er.
    » Das habe ich mir schon gedacht. In welchem Jahr?«
    » Siebzehnhundertdrei.«
    » Jetzt sagst du mir die Wahrheit, und ich glaube dir.«
    » Das ist nicht die Wahrheit«, widersprach Camillo, » es ist nur eine Antwort. Besser, du lernst den Unterschied.«
    » Siebzehnhundertdrei«, sagte sie. » Also bist du jetzt fast dreihundert Jahre alt.«
    » Unerträglich«, antwortete er. » Ich erinnere mich an meine Kindheit und meine Jugend. Aber der ganze Rest ist ein einziges Nichts.«
    » Wird Ruth so lange leben wie du?«
    » Wenn du es glaubst. Länger.«
    » Nein, ich habe mich geirrt. Ich glaube dir kein Wort.«
    Einzig Anna war zum Dinieren erschienen, sonst niemand, bis auf Rachaela und Ruth.
    Cheta zerteilte und servierte die Pastete.
    Ruth begann zu essen. Plötzlich spuckte sie den Bissen zurück auf den Teller. Rachaela erinnerte es daran, wie Camillo auf das Gras gespuckt hatte, und warf ihr Besteck auf den Tisch.
    » Sie ist schlecht«, sagte Ruth. » Es schmeckt fürchterlich.«
    Rachaela, die nicht gegessen hatte, beobachtete sie.
    Anna

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