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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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zurück, und Carlo, der von Rachaela aufgehalten worden war, begrub den Kater unter der Friedhofseibe. Ruth stand in ihrem scharlachroten Gewand neben dem Grab und weinte. Rachaela hatte sie nicht mehr weinen sehen, seit sie ein Baby war. Es waren äußerst physische, gequälte Tränen, die in einem schmerzerfüllten Schluckauf endeten. Rachaela konnte sie nicht trösten, sie wusste nicht wie, besaß sie doch für solche Sachen keinerlei Mechanismus. Schließlich hatte der Spaten den Kater mit Erde bedeckt, und Carlo verließ die Stelle unter dem Baum. Ruth stand weinend neben dem Grab, zerdrückte ihren antiken, roten Rock mit den Händen, eine trostlose, verlassene Gebärde. Eine Gestalt aus einer griechischen Tragödie.

18
    Während des Nachmittags lag Rachaela in ihrem Bett unter dem Mosaik des Fensters. Ihr war so heiß, sie konnte es nicht ertragen, sich zu bewegen. Sie fragte sich, ob Ruth auch heute zum Mittagessen im Esszimmer erschienen war. Rachaela konnte in der Hitze keinen Bissen zu sich nehmen, doch sie hatte nach Cheta geläutet, und Michael war erschienen, um ihr ein Glas Wasser zu bringen. Sie hatten noch nicht einmal Orangensaft für Ruth besorgt, ganz zu schweigen von den sprudelnden, fruchtigen Getränken, die Rachaelas Kühlschrank stets gefüllt hatten.
    Sie konnte den Anblick der schluchzenden Ruth neben dem Grab des toten Katers nicht aus ihren Gedanken vertreiben.
    Irgendetwas würde jetzt passieren.
    Vielleicht würde Ruth in ihrem Zimmer auftauchen: » Mami, es gefällt mir nicht mehr hier.«
    Rachaela machte Pläne für die Reise und die Flucht, so wie sie das schon einmal getan hatte. Ihre Gedanken bewegten sich jedoch nicht über den Zeitpunkt hinaus, zu dem sie Ruth sicher in den Zug nach London verfrachtet hatte.
    In London würde sie sich etwas einfallen lassen müssen.
    Sie wollte Ruth nicht, Ruth war eine Last, doch sie wollte auch nicht, dass Ruth ihren Platz neben Adamus einnahm. Wenn sie Ruth wegbrachte, würde sie ihr etwas schulden, doch womit würde sie bezahlen? Eine andere Art der Panik wartete in London.
    Darüber würde sie sich den Kopf zerbrechen, wenn sie dort angekommen waren, wenn sie diesen Wahnsinn verlassen hatten und sich nur noch um ihre eigene Verrücktheit Gedanken machen mussten.
    Der Nachmittag zog sich in drückender Schwüle dahin.
    Spätestens beim Abendessen, wenn nicht schon vorher, würde etwas passieren.
    Sie aßen jetzt sehr spät, warteten immer, bis die Sommersonne untergegangen war.
    Wenn sie sich nur irgendwie vor der kochenden Hitze des Fensters schützen könnte. Der Schlangenmensch in seiner Rüstung brannte auf ihrem Körper wie glühende Ziegel, seine Hand, die den Apfel hielt, flammte auf ihrer Leiste. Und genau hier hatte sie mit dem Teufel gelegen …
    Denk nicht daran. Sie verdrängte es aus ihren Gedanken.
    Die Uhren tickten. Sie wurde schläfrig.
    Würde Ruth vor ihrer Tür erscheinen? Sie kam nicht.
    Was machte Ruth gerade?
    Rachaela schlief.
    Als sie sich schließlich erhob, war der vor Hitze brodelnde Nachmittag schon fast vorüber. Das Fenster hatte sich in bleierne Schatten gehüllt, und das Weiß darin vergilbte allmählich zu Elfenbein. Ihr Schädel brummte. Sie schluckte einige Schmerztabletten und ließ sich ein kühles Bad ein.
    Auf dem Korridor fiel ein eigenartiger, neuer Schatten auf ihr Gesicht. Sie blickte hoch. Das Fenster von Kain und Abel, das im westlichen Licht weich schimmerte, trug ein zusätzliches schwarzes Mal. Auf das untere Ende der Scheibe, über die vor dem Altar liegenden Trauben und den Weizen, war ein schwarzes Kreuz gemalt worden.
    Wer von den Scarabae hatte das getan? Welches neue obskure Ereignis kündigte sich jetzt wieder an?
    Sie ging ins Bad und legte sich in das kühle Wasser, doch das Kreuz hing über ihrem Kopf wie ein Damoklesschwert.
    Nachdem sie sich eine halbe Stunde lang abgekühlt hatte, zog sie sich widerwillig an und kehrte in ihr Schlafzimmer zurück. Das Kreuz warf seinen diagonalen Schatten auf den Teppich, als sie am Fenster vorbeikam.
    Ein unwiderstehlicher Drang brachte sie dazu, auch die anderen Gänge zu untersuchen, bevor das Tageslicht verschwunden war. Auf sämtliche Fenster waren ähnliche Kreuze gemalt worden, manchmal sogar über die Gesichter der darauf abgebildeten Figuren, jedoch immer weit unten.
    Sie lief auf den Treppenabsatz zu, und der Prinz des Hochzeitsfestes über den Stufen sah noch genauso aus wie zuvor, doch dieses Fenster war auch sehr weit oben.
    Die Urnen

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