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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Aber nicht Ruth.«
    » Wir werden sehen.«
    Rachaela zuckte die Achseln. Sie rührte die Kaninchenpastete nicht an. Anna aß schweigend.
    Sollte Rachaela die Gelegenheit wahrnehmen und in das blutige Schlafzimmer gehen, um Ruth jetzt zu konfrontieren? Nein, denn Ruth war noch nicht reif. Die Dinge standen schlecht, aber noch nicht schlecht genug. Ruth musste Adamus hassen lernen, bevor Rachaela sie packen und von hier fortbringen konnte.
    Am Morgen erwachte Rachaela mit einer seltsamen Anspannung in ihrem Körper, als hätte sie die ganze Nacht wie eine sprungbereite Feder auf irgendein Ereignis gewartet. Sie badete, zog sich an und ging ohne Frühstück nach unten, lief durch das leere Wohnzimmer und Esszimmer in den Wintergarten, der vor riesigen gelben und kastanienbraunen Blumen fast überquoll, und begab sich direkt hinaus in den Garten. In dem morgendlichen Licht schien der dunkle Eibenbaum mit zitronengelben Troddeln gesprenkelt, und die grüne Pappel glitzerte strahlend. Die Zeder wirkte blau, und die roten Rosen, die an ihr emporkletterten, verliehen ihr ein Aussehen, als würde sie lichterloh brennen. Die Eichen hatten ihre dichten, grünen Dächer geschlossen. Rachaela vernahm das hartnäckige Rauschen der See, zu laut, um nur eine Stimme in ihrem Kopf zu sein.
    Vor der Monduhr lag der schwarze Kater zusammengerollt auf dem Gras, und Ruth kniete neben ihm. Sie berührte den Kater nicht. Als sie Rachaela kommen hörte, hob Ruth den Kopf.
    » Er will nicht aufwachen«, sagte sie.
    Rachaela betrachtete den Kater. Er lag nicht wie sonst in seiner ruhenden, schlaffen Stellung, sein Körper wirkte hart und steif. Eine heiße Brise strich über das lange Fell hinweg und zerzauste es.
    Sie ging auf den Kater zu und berührte seinen Kopf und seinen Rücken. Der Körper war kalt.
    » Es tut mir leid, Ruth. Er ist tot.«
    » Nein.«
    » Er muss sehr alt gewesen sein, denn er war schon da, als ich das erste Mal hergekommen bin. Er ist ganz sanft im Schlaf gestorben.«
    » Ich will nicht, dass er tot ist.«
    » Nein, ich weiß. Er war ein lieber Kater.«
    » Ich will es nicht«, sagte Ruth. Sie streichelte den Kater grob.
    » Wach auf.«
    Rachaela ließ sie allein und machte sich auf die Suche nach Carlo. Sie fand ihn vor der Tür mit Schal und Sonnenbrille, er zupfte ganz in der Nähe Unkraut aus einem Rasenstück.
    Vielleicht hatte er den Befehl erhalten, sie im Auge zu behalten, wenn Ruth und Rachaela zusammen waren.
    » Carlo, Ruth hat den Kater gefunden, und ich fürchte, er ist tot.«
    Carlo streckte sich.
    Er ließ Hacke und Spaten liegen und lief über den Rasen, zwischen den Bäumen hindurch, auf Ruth zu. Rachaela folgte ihm. Sie erinnerte sich daran, wie er damals genauso schweigend mitgekommen war, um Sylvian abzuholen. Carlo beugte sich über den Kater und stieß ihn vorsichtig an.
    » Er schläft«, sagte Ruth. Carlo schwieg, doch er zog den Kater am Nackenfell hoch und ließ den Kopf wieder zurückfallen.
    » Lass das«, sagte Ruth.
    Rachaela beruhigte sie: » Das fühlt er nicht mehr.« Sie fügte hinzu: » Sie werden den Körper wahrscheinlich verbrennen. Die Scarabae verbrennen ihre Toten.« Ruth warf sich über den Kater.
    » Nein! Nein! Wagt es ja nicht, ihn zu verbrennen!«
    Rachaela wandte sich an den schweigsamen Carlo: » Würdest du den Kater begraben, Carlo, bitte.«
    » Noch nicht«, schrie Ruth.
    » Es ist sehr heiß«, beschwichtigte Rachaela sie. » Er liegt schon die ganze Nacht hier draußen.« Sie fuhr fort, und hasste sich im selben Augenblick für ihren Euphemismus: » Er ist jetzt nicht mehr hier, Ruth. Sein Körper muss so schrecklich müde und voller Schmerzen gewesen sein, wo er doch immer nur noch geschlafen hat, aber jetzt ist er endlich frei.«
    » Wo ist er denn?«, fragte Ruth rauh.
    » Ich weiß es nicht.«
    » In der Schule haben sie gesagt, alles, was stirbt, kommt in den Himmel.«
    » Vielleicht ist er auch dort.« Rachaela verabscheute sich für diese Antwort.
    » Außer die bösen Wesen. Die kommen in die Hölle. Ziegenböcke kommen in die Hölle. Er war ihr Kater. Er wird in die Hölle kommen.«
    » Vielleicht ist die Hölle gar nicht mal so übel.« Es hatte eigentlich witzig klingen sollen.
    Carlo hatte sie schon wieder verlassen, wahrscheinlich, um einen Spaten zu holen.
    Ruth stand auf: » Er darf es nicht tun, bevor ich zurück bin. Du musst ihm sagen, dass er warten soll, Mami.«
    » In Ordnung.«
    Ruth rannte davon.
    Sie kehrte in ihrem roten Verlobungskleid

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