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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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wurde nicht von ihnen verdächtigt.
    Sie bemerkte, wie sie die anderen lautlos beim Namen nannte, Livia, Anita, Unice, Miriam, Jack, Eric, George und Teresa, Sascha, Miranda und Stephan. Und dort waren auch Cheta und Maria, die aussahen wie erblindete Gespenster, und Carlo und Michael. Und Anna.
    Stephan sagte: » Muss sie wohl zuerst niedergeschlagen haben, und es erst dann, als sie gefallen war, zu Ende gebracht haben.«
    » Alices Nadel«, sagte Miranda. » Stärke fünf.«
    » Wie?«, fragte George.
    » Hat sie mit dem Hammer niedergeschlagen. Und dann die Nadel mit dem Hammer hineingeschlagen«, sagte Jack.
    » Gut durchdacht«, sagte Miriam.
    » Ist auf sie zugelaufen mit der Nadel in der einen Hand und hat den Hammer in der anderen Hand verborgen«, ließ sich Sascha vernehmen.
    » In diesem roten Kleid«, sagte Unice, » dem Verlobungskleid. Und Anna hat gesagt, du darfst dieses Kleid nicht tragen.«
    » Und dann hat sie sie niedergeschlagen«, sagte Miranda.
    » Seht nur, wie genau der Hammer angesetzt wurde«, sagte Teresa. » Sie wusste, was sie tat.«
    » Erinnert ihr euch an Onkel Camillo«, warf Miranda mit hoher, quäkender Stimme ein, » wie er sie in dieser Nacht mit der Faust niedergeschlagen hatte und dann ihr ganzes Blut getrunken hat?«
    » Still«, befahlen die alten Stimmen.
    » Das hier ist schlimm genug«, sagte George.
    » Lasst die Vergangenheit ruhen«, sagte Stephan, und dann: » Anna, Anna.«
    » Ist sie wirklich tot?«, fragte Miranda.
    » Tot«, erwiderte Stephan.
    Er hob den Blick und richtete ihn auf Rachaela. Stephan war wie benommen, doch seine Augen blickten scharf. Sie bohrten sich in Rachaelas Gesicht.
    » Deine Tochter«, sagte er, » hat Anna das angetan.«
    » Das kannst du nicht wissen«, widersprach Rachaela. Doch sie wusste, dass er die Wahrheit sprach. » Jeder von uns hätte es tun können.«
    » Aber keiner von uns würde so etwas tun. Nicht einmal du. Mord liegt uns im Blut, doch nur bei wenigen von uns tritt das wirklich zutage.«
    » Wie bei Camillo«, sagte Rachaela. » Ihr habt von Camillo gesprochen. Er hat schon einmal getötet. Warum nicht jetzt?«
    » Das war nicht Camillo. Camillo ist zu gleichgültig, als dass er jetzt noch einen Mord begehen würde. Aber sie ist stark und eigenwillig.«
    » Wir müssen sie finden«, sagte Sascha.
    Und sie drängten sich zusammen wie Annas verborgenes, allmählich stockendes Blut.
    » Sie wird sich verstecken«, sagte Unice.
    » Aber das Haus ist unser«, sagte Jack. » Sie kann sich nirgends verstecken, wo wir sie nicht finden würden.«
    » Wir müssen es Adamus sagen.«
    Es war Miriam, die das gesagt hatte. Die anderen hoben ihre Köpfe wie Kreaturen der Nacht, die von einer Beute Witterung aufgenommen hatten.
    » Ja … Adamus«, sagte Stephan. Er wandte sich zu Michael um: » Geh in den Turm. Sag es ihm.«
    Michael nahm eine Lampe auf und ging sofort durch den Bogengang aus dem Zimmer.
    Rachaela ertappte sich, weil sie Michael folgte.
    Irgendetwas wollte sie zurückhalten, hatte jedoch keine Macht über sie. Keiner von den anderen gönnte ihr einen Blick.
    Wie sie vermutet hatte, benutzte Michael die Treppe, die über den Korridor in den Salomeanbau führte. Rachaela lief ein paar Schritte hinter ihm. Er sprach nicht mit ihr, benahm sich, als wäre sie nicht vorhanden.
    Sie kamen an dem Fenster mit der blutrünstigen Szene vorbei, auf dem der Kopf des Täufers, mit dem Salome tanzte, nur noch als schwarzer Schemen zu sehen war, liefen die Treppe hinunter und erreichten die Tür am Ende des Ganges.
    Michael zog einen Schlüssel hervor und öffnete die Tür.
    Er bestieg die Treppe innerhalb des Turmes, und Rachaela folgte ihm.
    Ihr Herz klopfte laut.
    In dem oberen Raum stand Adamus neben dem Klavier, als hätte er sie, zumindest Michael, erwartet.
    Vielleicht hatte er Marias Schrei durch die angrenzende Wand hindurch hören können und war dadurch auf ihr Kommen vorbereitet. Hatte Anna nicht geschrien?
    Er war ganz in Schwarz gekleidet. Angemessene Trauerkleidung für Annas Begräbnis.
    » Mr. Adamus«, sagte Michael. » Etwas …«
    » Anna ist ermordet worden«, sagte Rachaela. Sie schlug mit den Worten zu wie Ruth mit ihrem Hammer und ihrer Nadel.
    Adamus reagierte nicht. Sein Gesicht schien zu schmelzen und sich dann wieder zu regenerieren.
    » Michael«, sagte er.
    » Ja, Mr. Adamus, Miss Anna ist ermordet worden.«
    » Sie sagen, dass dein Kind es getan hat«, sagte Rachaela. » Ruth.«
    » Wie?«, fragte er, genau

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