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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Esszimmer. Der Tisch war leer, und Maria polierte ihn gerade gemächlich.
    » Guten Morgen, Maria.«
    » Guten Morgen, Miss Rachaela.« Maria fuhr wie in Trance mit ihrer Arbeit fort.
    Rachaela ging auf den Vorhang zu und zog ihn zurück, die Tür dahinter war geschlossen.
    Würde sie sich immer noch zu dem Wintergarten öffnen, oder wäre er auf geheimnisvolle Weise verschwunden? Als sie die Tür öffnete, war sie plötzlich im brutalen Weiß des Tageslichtes gebadet. Ihr schwindelte, und sie hätte sich beinahe ihre Augen zugehalten. Tageslicht – schon ungewohnt. So schnell hatte das Haus sie geblendet und in seinen krankhaften Bann gezogen.
    Sie vernahm ein Stöhnen, und als sie den Kopf wandte, sah sie Maria mit blinden Augen aus dem Raum hasten. Rachaela drängte in das kristallklare Leuchten des Gartens hinaus und zwang ihre Augen, sich langsam an das strahlende Licht zu gewöhnen. Nach zwei oder drei Minuten kehrte ihr Sehvermögen zurück. Sie stand still und genoss das helle Licht. Auch die Pflanzen blühten auf, denn die Sonne schien heute, und der gläserne Raum war schon ziemlich warm.
    Rachaela bahnte sich einen Weg durch den Blätterwald, bog die grünen Federn des Riesenfarns und die außerhalb der Saison blühenden Trompetenlilien auseinander.
    Obwohl die Tür zum Wintergarten am Abend auch geschlossen war – was den Pflanzen gewiss nicht sonderlich behagen konnte –, fand sie diese jetzt nur angelehnt vor. Auch die Haustüren blieben nach Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Die Nacht war in dem Haus willkommen, nicht so der Tag.
    Auf dem Steinfußboden neben dem Türeingang lagen Lilienblüten. Nein. Keine Blüten. Kräftige, weiße Federn waren wie eine Opfergabe überall auf dem Boden verstreut worden. Und sie sah auch Blut.
    Sie musste an die Katze denken, die Anna erwähnt hatte. Die Federn waren jedoch riesig, große Schwanzfedern, und sicherlich würde die Katze nichts von dieser Größe angreifen. Möglicherweise eine große Möwe. Rachaela verdrängte die beunruhigenden Gedanken an die weißen Federn. Sie wollte sich an diesem Tag von nichts ablenken lassen, riss die Tür weit auf, schloss sie hinter sich und trat hinaus in die frische Luft.
    Der Wintertag war kalt, aber nicht eisig. Die Sonne balancierte am hellblauen Firmament zwischen zarten, schaumigen Wölkchen. Die Kiefern formten eine schwarze Wand. Auf dieser Seite des Hauses hatte sie sich weit vorgewagt und bildete hinter den winkligen Streben ihre Terrasse, die über die Steilkante der Klippe auf die See hinunterblickte. Der Pfad war gut zu übersehen und sehr breit. Ziemlich sicher, genau wie Anna gesagt hatte. An seinen Rändern wuchsen wilde Blumen, wie flammende Sterne; Blumen, die hier eigentlich gar nichts verloren hatten, da der Frühling noch in weiter Ferne lag. Die Klippe machte einen Buckel, und bevor sie abfiel, ging es um eine Kurve. Durch einige Spalten im Fels konnte man die Wellenbrecher erspähen, die zweihundert Meter in der Tiefe an den Felsen zerbarsten.
    Von der Klarheit des Lichts und der Frische der Luft angeregt, lief Rachaela den Pfad entlang. Die Aussicht auf das Meer war schwindelerregend.
    Sie wusste um die Todessehnsucht, die ein gähnender Abgrund auf Menschen ausüben konnte, auch um die Leichtigkeit, mit der man sich fallen lassen konnte, und hielt sich an die sichere Mitte des Pfades.
    Sie bog um eine Kurve, und danach führte der Weg direkt zwischen dicht wachsenden Kiefern weiter.
    Sie blickte zum Haus zurück. Blassgrau lag es dort, von Regenschauern und anderen Wettereinflüssen fleckig und feucht. Die Dächer mit ihren emporgereckten Zinnen, der Rauch der Schornsteine mit ihren Brüstungen, der Gürtel aus Wetterfahnen, von denen jede einzelne in eine andere Richtung wies. Die Kuppel des Turmes war gerade noch zu sehen. Selbst die Fenster konnten diese starre Fassade nicht durchbrechen, obwohl einige fast bis auf den Boden hinunterreichten. Sie bildeten ein undurchsichtiges Hexengebräu aus Dunkelheit. Hier und da erstrahlte in einem von ihnen ein inneres Leuchten in gähnendem Rosa oder mattem Grün, das wie abgestandenes Wasser aussah, oder in dem Blau alter Medizinfläschchen. Doch wirkten sie eher wie Edelsteine, nicht wie Öffnungen.
    Bleib draußen, schienen diese Fenster zu sagen.
    Ein geizendes Haus, abweisend und unbeherrscht. Es brodelte regelrecht in dem grauen Totenkopf seiner Mauern.
    Rachaela bewunderte es. Es übte eine magische Anziehung auf sie aus. Das, was ihr am wenigsten

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