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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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den Garten. Komm.«
    Stephan eilte Anna voraus, um die schon angelehnte Tür, die Rachaela bereits am Abend zuvor entdeckt hatte, weit für sie aufzureißen. Sie führte in einen Wintergarten mit gigantischen Pflanzen. Farne ragten bis hinauf zu dem Glasdach. Das Glas war geriffelt und reich verziert, ansonsten jedoch klar. Der Kopf eines steinernen Löwen stand inmitten der Blumenkübel.
    » Hier entlang«, Anna öffnete eine zweite Tür, die in die freie Nacht hinausführte.
    Rachaela keuchte vor Erleichterung. Die Luft war angefüllt mit dem Geruch von Blättern und Frost, dem nächtlichen Atem der riesigen Bäume.
    Über dem Land hing ein runder Mond, ein heiler Kristalllüster. Mit seinem blauweißen Schein beleuchtete er einen wild wuchernden und ungezähmten Fantasiegarten. Eine Eibe, eine Pappel und eine Zeder breiteten ihre riesenhaften Äste über ihren Köpfen aus; Eichen ragten empor wie Säulen, die den Himmel stützen wollten. Ein Dach aus kahlen Zweigen, die im Sommer einen Sonnenschirm aus Laubwerk bildeten. An den Bäumen wucherten Efeuranken, und wilde Rosensträucher wuchsen an der Zeder hinauf. Die See brauste und donnerte unermüdlich gegen die Mauern der Nacht.
    » Am Ende des Gartens befindet sich ein kleines Tor. Ein Pfad führt die Klippe entlang. Er ist ziemlich sicher, wenn man vorsichtig ist«, erklärte Anna. Sie hob ihr Gesicht voller Falten und Krater dem Balsam des Mondes entgegen.
    » Kannst du die Kiefern riechen?«, fragte sie. » Es sind schreckliche Bäume, sie würden alles überwuchern, wenn sie nur könnten. Carlo reißt sie im Garten aus und mäht auch den Rasen im Sommer.« Sie huschte umher wie eine alternde Fee. Die anderen wagten sich murmelnd und säuselnd hinter Rachaela in den Garten. Stephan bahnte sich seinen Weg durchs Gebüsch, um die Rosen zu inspizieren, Dorian und Peter posierten grotesk auf dem rauen Gras. Sylvian blieb im Türrahmen stehen.
    Es gab auch eine Monduhr im Garten, ein Halbmond, der aussah wie ein Totenkopf. Die Uhr konnte jedoch die Zeit nicht angeben, es gab keine Ziffern.
    Rachaela schob sich durch die Rosenranken auf das Tor zu. Sie versuchte es zu öffnen und fand es unverschlossen. Draußen eröffnete sich ihr die freie Nacht, die Klippe mit ihren Knäueln aus wilden Blumen; eine Terrasse aus Kiefernbäumen. Die See unterhalb der Klippe war glatt wie silbriges Zigarettenpapier.
    Ozon, Salz, Kohlenstoff, Dioxyd.
    Hinter ihr standen die Alten, von ihrer Freude angenehm gerührt, betrachteten sie sie mit hungrigen Augen in blassen, faltigen Gesichtern.
    Sie erwachte und erschrak über die grellen Schockfarben des Fensters, die sich in ihre Augen brannten. Die Turmuhr behauptete, es wäre zehn.
    Rachaela kam der Gedanke, dass sie wie gewohnt um halb acht erwachte, wie in den Tagen von Mister Gerard und dem Laden. Zehn bedeutete somit also halb acht, und das halb neun der schwarzen Uhr mit den Engeln bedeutete ebenfalls halb acht. Diese Logik stimmte sie fröhlich. Es bedeutete einen Triumph über das Haus. Sie schlug die Laken zurück und mit ihnen den Körper des goldenen Teufels, der sich, während sie schlief, über ihr ausgebreitet hatte. Heute brauchte sie keine Entdeckungsreise durch die Korridore und Räume des Hauses. Die Freiheit des Gartens und des Klippenpfades lag vor ihr. Sie würde sich gar nicht erst mit dem Frühstück aufhalten, wie sie das auch in ihrem früheren Leben oft getan hatte. Sie vermisste ihren Kaffee. Vielleicht würde ihr Cheta eine Dose löslichen Kaffee von dem mysteriösen, sieben Meilen entfernten Lieferwagen mitbringen können.
    Es wäre ein Spaß, Cheta und Carlos mit ihrer eigenen neckischen Liste loszuschicken, Sachen, die die Alten nie brauchten – Batterien und Tampons.
    Im unteren Teil des Hauses war wahrscheinlich noch niemand. Dorian und Peter nahmen ihr Frühstück im Morgenzimmer ein, wo immer das auch sein mochte.
    Sie lief nach unten. Die zwei hohen Fenster reflektierten ihre violetten Urnen und safrangelben Sonnenuntergänge auf den schachbrettgemusterten Bodenfliesen. Die hölzerne Nymphe wachte auf ihrem Posten.
    Einem Impuls folgend, näherte sie sich der eisenumrahmten Tür. Sie rüttelte daran, doch fand sie verriegelt. Als sie sich den Aufbau des Hauses ins Gedächtnis zurückrief, schien es ihr, als müsse diese Tür in den Turm führen. Dass sie verschlossen war, passte nur allzu gut in das kapriziöse Mysterium dieser Kirche der blinden Spiegel.
    Rachaela ging durch das Wohnzimmer ins

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