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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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würden sie wohl in der Dunkelheit heimsuchen, wie die Mäuse. Sie stellte sich vor, wie Onkel Camillo sich mit kalter Seemöwe vollstopfte.
    Es gab Gläser mit eingelegtem Fisch und Eingemachtes, dunkelbraun und malvenfarben.
    Auf dem Tisch lagen zwei rotgrüne Kohlköpfe und ein großes Messer. Die undurchlässigen weißen Fenster wurden von Blättern aus kohlfarbenem Glas beherrscht; Öllampen standen bereit, die Essensvorbereitungen zu beleuchten.
    Eine seltsame Unterwasserküche.
    Und hier standen sie, die zwei Reisenden, zögernd, in ihrer alpinen Kleidung und mit ihren schwarzen Schutzbrillen.
    » Ein herrlicher Morgen«, tönte Rachaela und öffnete die Tür. Draußen lag ein gefliester Korridor, und natürlich, eine zweite Tür.
    » Gehen wir?«
    Sie folgten ihr, und wie zwei widerspenstige Hündchen schlichen sie durch die zweite Tür hinein in das feindliche, blasse Sonnenlicht. Nach dem Sturm war das Wetter die ganze Woche lang ziemlich gut gewesen.
    Der Sturm hatte sowieso nicht mit der Gewalt zugeschlagen, wie sie befürchtet hatte. Der Traum hatte sich zusammen mit ihm verflüchtigt. Am Morgen, als sie erwachte und sich daran erinnerte, war sie noch lange im Bett geblieben und hatte darüber nachgedacht.
    Es konnte kein Zweifel bestehen, dass es ein Traum gewesen war, der Donnerhall, die Wucht der Blitze, der Mann, der in ihrem Zimmer gesessen hatte.
    Später war sie aufgestanden und hatte den Sessel untersucht, als ob auf ihm irgendein physischer Eindruck hinterlassen worden sein könnte.
    Doch in Wahrheit hatte sie sofort gewusst, dass es ein Traum war. Sie waren schon oft in ihren Tagträumen aufgetaucht, der große Mann und das Treffen im tosenden Sturm. Natürlich musste sie hier solche Träume haben. Und natürlich hatte sie ihren Vater aus den Gliedmaßen und dem Körper des Hauses erschaffen. Er war das Phantomwesen ihrer Jugend, der böse, schwarze Wolf, der den ungewollten Samen in das Leben ihrer Mutter geblasen hatte.
    Egal wie vernünftig sie es jedoch auch bedachte, die Wirklichkeit des Traums hatte den folgenden Tagen einen seltsamen Anstrich verliehen. Wenn sie sich nachts ins Bett legte, fragte sie sich, ob er wieder auftauchen würde. Ihre Träume beschränkten sich jedoch auf den gewöhnlichen Unsinn. Sie träumte von der Buchhandlung und von Mister Gerard, der die Regale mit Keksen bestückte, oder von den Wohnungen, die von einem Bulldozer dem Erdboden gleichgemacht wurden, und von Fledermäusen, die den Überresten entfleuchten.
    Vor dem Haus verlief der Pfad an der Klippe entlang, führte danach in den Wald zurück und auf die Heide zu.
    Cheta übernahm die Führung. Carlo folgte ihr, und Rachaela folgte Carlo.
    Drei wagemutige Forschungsreisende an diesem klaren, kalten Morgen.
    Sie marschierten eineinviertel Stunden durch ihr schon fast vertrautes Gebiet und wandten sich dann dem Landesinneren zu, hinunter in den Kiefernwald und die stacheldrahtartigen Schützengräben des Ginsters.
    Cheta und Carlo sprachen weder miteinander noch mit Rachaela. Das wollte sie auch gar nicht. Vögel zwitscherten im Dickicht. Über ihren Köpfen segelten Möwen. Hier, weit ab von der Erhabenheit des Meeres, wirkte die Landschaft nackt und öde.
    In den Felsspalten konnten sich seltsame Kreaturen verborgen halten. Es war ein Ort, an den ein Ritter kommen würde, um Drachen zu bekämpfen.
    Eine halbe Stunde später tauchte eine Straße vor ihnen auf, kaum mehr als ein Feldweg, die ziellos durch das Land zog. Cheta und Carlo spazierten in der Mitte der Fahrbahn weiter. Sie hatten keine Angst vor plötzlichem Verkehr.
    Kahle Hecken begrenzten die Straße, und Streifen wilder Wiesen, einst Felder, traten gelegentlich hinter ihnen zum Vorschein.
    Einsame Bäume, vom Wind gekrümmt, ragten empor. Aus den nackten Sträuchern flatterten plötzlich Krähen in die Luft, und die drei kamen an den finsteren Mauern eines abgebrannten Bauernhauses vorbei.
    Noch eine weitere Straße, die in ein Tal führte, und dort lag das Dorf.
    Rachaela verspürte glücklicherweise keine Müdigkeit, denn sie musste ja auch den Rückweg bewältigen, der allein fast drei Stunden dauern würde. Anna hatte vielleicht doch nicht übertrieben mit der Entfernung.
    Das Dorf war eine Enttäuschung. Graue Steinhäuser säumten beide Seiten der jungfräulichen Straße. Dunkle Winterfelder erstreckten sich auf den Hügeln, auf einem stand ein verrosteter, defekter Traktor. Überall standen Schwadronen verlassener Autos mit eingedellten

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