Schwarzer Tanz
Dächern, auf deren Motorhauben tintenschwarze Krähen hockten.
Sie liefen den Fußweg hinunter und kamen an einem dunkelbraunen, kleinen Gasthof vorbei, an dem ein knarrendes Schild hing: Die Eremitage.
Im Dorf gab es einen freien Platz, und dort wartete auch schon der große, blaue Lieferwagen auf die Geschäfte.
Niemand sonst war zum Einkaufen erschienen. Die Bewohner des trostlosen Dorfes schienen ihre Einkäufe wohl schon erledigt zu haben und wieder in ihren armseligen Steinhäusern verschwunden zu sein.
Hinter dem Lieferwagen lugte eine Telefonzelle hervor. Schon aus einiger Entfernung konnte Rachaela erkennen, dass der Hörer an dem Kabel herunterhing. Bunte Drähte quollen hervor. Sie empfand eine plötzliche Furcht, was sie jedoch nicht überraschte. Die Telefonzelle, hier in diesem abgelegenen Niemandsland, war von Vandalen zerstört worden.
Es war anzunehmen, dass zumindest einige der Häuser auch Telefone hatten.
Sie stellte sich vor, wie sie in dieses steinerne Dorf zurückkehrte und an eine Tür nach der anderen klopfte, ohne dass sich eine öffnete, und wie die Krähen mit ihren heiseren Stimmen von den verstümmelten Autos auf sie herunterkrächzen würden.
Sie gingen zur Rückseite des Lieferwagens, wo sich ein fetter Mann im Anorak und eine dünne Frau mit roter Nase und Frostbeulen an den Händen gerade erhoben.
» Da sind Sie ja«, begrüßte der Mann Carlo und Cheta mit betonter Fröhlichkeit. Anscheinend war er ihren Anblick gewohnt.
» Was können wir heute für Sie tun?«
Er hatte einen Londoner Akzent, der Stadt, die Rachaela verlassen hatte.
Cheta reichte ihm ihre Liste hoch.
» Nur das Übliche«, sagte der Mann, nachdem er einen kurzen Blick darauf geworfen hatte.
» Die Dame benötigt auch einige Dinge«, sagte Cheta.
Der Lieferwagenmann blickte mit listigen Augen auf Rachaela, und sie verspürte die vertraute, alte Scham aus ihrer Kindheit, um intime Sachen bitten zu müssen, doch da standen die fröhlich bunten Tampaxschachteln groß und breit zwischen Seife und Brot.
Die Frau packte Mehl und Butter, Zucker und Toilettenpapier in die Leinentasche, die Cheta unter ihrem Mantel hervorgezogen hatte.
Der Mann hievte zwei riesige Ölkanister auf den Tresen und stellte sie für Carlo beiseite. Rachaela hatte geglaubt, sie würde ihre Einkäufe selbst tragen müssen, und sich zurückgehalten. Doch Carlo übernahm ihre Plastiktüte. Er war der Diener der Scarabae.
Cheta fragte: » Könnten Sie das nächste Mal wieder von dem Brandy mitbringen? Zwei Flaschen?«
» Wenn ich ihn kriegen kann.« Der Mann addierte alle Waren und nannte einen Preis. Cheta bezahlte aus einem Bündel brauner Noten.
Woher bezogen die Scarabae nur ihr Geld?
Rachaela wurde nicht zum Bezahlen aufgefordert, was sie erleichterte, jedoch nicht überraschte.
Cheta und Carlo wandten sich von dem Lieferwagen ab, beladen wie die Packesel auf Postern des Tierschutzvereins gegen die Brutalität an Eseln. Es gab weder Aufschub noch Rast, geschweige denn ein geselliges Schwätzchen.
Der fette Mann und die Frau mit den Frostbeulen zogen sich zurück, als sie über die Straße gingen.
Rachaela konnte sich ihre Unterhaltung vorstellen.
» Na, das war vielleicht was.«
» Wer war sie?«
» Ein junges Ding aus der Sippe.«
» Keine Sonnenbrille.«
Das Abenteuer des Dorfes und des demolierten Telefons war vorüber. Jetzt gab es nur noch den Dreistundenmarsch zurück zum Haus. Eine Welle der Erschöpfung übermannte Rachaela.
Was würden sie tun, wenn sie zurückbliebe und sich auf einem Stein ausruhte?
Nun, geduldig unter ihrer Last auf sie warten. Es tat ihr nicht leid, das Dorf zu verlassen. Es war deprimierend und enttäuschend.
Die Krähen lachten zwischen den toten Autos.
Von der abstrakten Willkür der Ereignisse geschlagen, stapfte Rachaela durch die Heide zurück zum Haus der Scarabae, hundemüde und all ihrer Widerstandskraft beraubt. Während ihrer Abwesenheit war ihr Bett sorgfältig gemacht worden. Sie gab sich niemals damit ab, warf die Laken einfach zusammen und schüttelte die Kissen auf, damit sie das Gesicht des Teufels widerspiegeln konnten.
Sie ließ sich Badewasser ein und streckte sich in der Wanne aus, während aus dem Radio Mozart klang. Es war ein Klavierkonzert. Es schien ihr, als hätte sie auch in ihren Träumen Klaviermusik im Haus wahrgenommen … Ihre sorgfältig aufgezogene Armbanduhr zeigte halb vier.
Um halb fünf stieg sie aus der Wanne und ging in ihr Zimmer. Sie zog
Weitere Kostenlose Bücher