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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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ist sehr klug. Du hast keine Ahnung, wie schön sie früher einmal war. Ich muss dir Bilder zeigen. Fast so schön wie du.«
    Eine eisige Hitzewelle durchfuhr ihren Körper bei diesen Worten.
    » Merkwürdig«, sagte sie, » ein Kompliment von dir.«
    » Von Komplimenten halte ich nichts, Rachaela. Eine Tatsache. Die Familie ist für ihr gutes Aussehen bekannt. Es gab Zeiten, in denen ihnen das zum Verhängnis wurde.«
    » Also billigst du sie auch. Diese Sippenmystik.«
    » Möglicherweise.«
    » Geisteskranke und Exzentriker; ihr haltet euch für etwas Besonderes.«
    » Was hat dir deine Mutter über mich erzählt?«
    Rachaela starrte ins Feuer. Sollte sie ihre Mutter jetzt verraten, diese verbitterte, mürrische Frau mit den Schwielen an den Händen.
    » Sehr wenig. Du hast ihr wenig genug gegeben.«
    » Ja, sehr wenig. Ich weiß nicht, ob sie es dir erzählt hat, Rachaela, aber ich war nur drei Nächte lang mit ihr zusammen. Zwei am Anfang. Eine Nacht drei Monate später, als sie schon mit dir schwanger war.«
    » Warum bist du zurückgekommen?«
    » Um zu sehen, ob sie schwanger war, warum sonst?«
    » Das war sie, und du hast sie verlassen.«
    » Es war vollbracht. Es gab nichts mehr zu tun.«
    » Ich glaube, damit willst du sagen, dass sie dich gehen ließen, deine hochgeschätzte Familie, damit du deine Saat aussäen kannst. Und als du das erledigt hattest, haben sie dich zurückbeordert.«
    » Ich bin zurückgegangen. Zu der Zeit habe ich die Sinnlosigkeit alles anderen erkannt. Dieses Haus ist mein Gefängnis, und doch brauche ich es. Der Rest ist Abfall. Hast du das nicht ebenfalls so empfunden?«
    » Nein«, log sie erneut, » in der Tat habe ich meine Freiheit geschätzt.«
    Er lächelte. Es war ein kaltes, abstoßendes Lächeln, das sie wünschen ließ, sie hätte geschwiegen. Er schüchterte sie ein, doch das war absurd. Er war eins mit den Scarabae, eine Kreatur dieser Farce.
    Gab es nichts, was sie ihm sagen wollte, wollte sie ihn nicht verfluchen? Aber es war unmöglich, dass er ihr Vater war. Nein, sie glaubte es nicht. Es war ein Streich, den sie ihr spielten. Sie war von seiner Gegenwart wie magnetisiert. Sie konnte den Kamin nicht verlassen, solange er noch da war. Sie hatte sich noch nie so von innen nach außen gekehrt gefühlt, so schrecklich und so leicht zu durchschauen.
    » Ich stimme dir zu«, meinte sie schließlich, » dass dieses Haus eine Art Gefängnis ist.«
    » Wohin möchtest du denn sonst gehen? Und wer hält dich davon ab? Du musst nur deinen Koffer packen und gehen.«
    » Leichter gesagt als getan. Es gibt keine Transportmöglichkeiten. Und das einzige Telefon in der ganzen Umgebung ist kaputt.«
    » Ich verstehe«, sagte er. » Sie wollen also, dass du bleibst.« Er war in Gedanken versunken. Seine Augen wirkten wie schon einmal zuvor, unbeweglich und überschattet.
    » Wusstest du das nicht?«, fragte sie.
    » Oh, ich nehme an, ich habe es vermutet. Dann hast du allerdings keine Wahl. Du wirst bleiben müssen.«
    » Wozu?«, fragte sie hastig.
    » Für das, was als Nächstes passiert. Was immer das auch sein mag.«
    » Spionier mir nicht wieder nach«, befahl sie. » Du hast kein Recht dazu.«
    » Oh, Rechte. Klemm doch einen Stuhl unter den Türknauf, wenn dich das beruhigt.«
    » Würde dich das abhalten?«
    » Ich habe dich jetzt gesehen. Ich bin zufrieden.«
    » Weil der Stammbaum der Familie weitergeführt wird.«
    » Du gehörst mir«, sagte er, » es war ganz natürliche Neugier.«
    » Ich gehöre nicht dir. Wie kannst du es wagen, etwas so Unangebrachtes zu sagen. Ich bin nichts für dich. Meine Mutter war nichts für dich.«
    » Da hast du Recht.«
    » Dann kannst du auch keine Ansprüche stellen.«
    » Das tue ich nicht. Überhaupt keine Ansprüche. Du gehörst trotzdem mir. Ich habe dich geschaffen.«
    » Blödsinn«, sagte sie kalt. » Du hast mich wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Ich bedeute dir weniger als das.«
    » Ich wollte dich zeugen«, sagte er, » und ich habe es mit vielen Frauen versucht. Der Samen der Scarabae ist widerspenstig. Er pflanzt sich besser in Inzucht fort. Aber deine dumme, seelenlose Mutter hatte, überraschenderweise, die richtigen Eigenschaften, die zu mir passten. Ich wusste es. Als ich in dieser Nacht zurückkam, wusste ich, was ich vorfinden würde.«
    » Ihr ganzes Leben lang«, stieß Rachaela hervor und hörte die falsche Verzweiflung in ihrer Stimme, » hat sie dich gehasst, dafür, was du getan hast. Es war ein

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