Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
Vom Netzwerk:
Helm das Lampenlicht reflektierte, das Visier geschlossen, so dass man nicht sehen konnte, ob er lachte.
    Rachaela verhielt in ihrem Schritt.
    Sie stand ihnen gegenüber und wartete darauf, dass einer von ihnen oder alle gleichzeitig sprechen würden.
    Wieso wussten sie es?
    Und dort, neben dem Korridor, standen sogar die vier Bediensteten, mit dem großen Carlo in ihrer Mitte. Bereit, sie festzuhalten und zum Bleiben zu zwingen?
    » Ich gehe«, sagte Rachaela laut. » Ihr werdet mich nicht aufhalten.« Sie hielt die Kerze hoch und begann, die Treppe hinunterzusteigen.
    Ein kleiner Schauer ging durch ihre Reihen, und sie verkrampfte sich, doch sie rührten sich nicht noch einmal.
    Sie war stark, und sie waren alt. Wie würde der alte Carlo auf einen Tritt gegen das Schienbein, oder einen Biss in sein Handgelenk reagieren? Sie würde auch die Kerze als Waffe benutzen können.
    Sie kam in die Halle hinunter. Sie bildeten eine Mauer vor ihr, zwischen ihr und den Türen.
    Sie ging auf das Wohnzimmer zu und lief ihnen direkt in die Arme.
    Sie dachte daran, nach ihnen zu schlagen, alte Knochen, die wie Streichhölzer brachen. Sie würde es tun, wenn nötig …
    Eric und Stephan traten beiseite. Sie ließen sie vorübergehen. Sie betrat den unbeleuchteten Raum, das Licht ihrer Kerze brach sich an den Möbelkanten. Die Tür zum Wintergarten lag genau vor ihr, halb geöffnet wie üblich während der Nacht.
    Sie folgten ihr, krochen vorwärts, ihre Kleider raschelten und knisterten, die Tritte ihrer weichen Schuhe waren kaum zu hören. Krochen ihr nach, als ob sie sich anpirschten. Doch würden sie springen?
    Sie drückte die Tür weit auf und bahnte sich einen Weg durch die riesigen Pflanzen, schwarz und weiß und grau, die sie streiften wie kraftlose, vorwurfsvolle Hände. Rachaela bog sie ungeduldig beiseite, so dass Stängel brachen und Blütenblätter wie Konfetti herabrieselten.
    Sie erreichte die Tür zur Nacht, stieß sie auf und trat über die Schwelle.
    Sie durchquerte den Garten, ging über Carlos gepflegten Rasen unter den herabhängenden Zweigen der Zedern. Jetzt nur noch das kleine Tor.
    Sie stellte die Kerze ab, ließ sie einfach weiterbrennen. Als sie das Tor hinter sich schloss, warf sie einen kurzen Blick zurück.
    Alle Scarabae – bis auf einen – drängelten sich in dem Garten. Sie beobachteten sie. Ihre düsteren, alten Gesichter verrieten nichts. Wie ältliche Kleinkinder, die ein Stück aufführten, das sie nicht verstanden, und doch um ihre Wichtigkeit wussten, betrachteten sie sie, als sie hinter dem Tor stehen blieb.
    Lebt wohl, dachte sie. Lebt wohl für immer.
    Mit einem Gefühl großer Kälte, fast Schrecken, wandte sie sich von ihnen ab, streifte ihre Blütenblätter von ihrem Mantel. Wer würde ihr diese Flucht bei Nacht glauben? Sie dachte an all die Augen, die im Kerzenlicht glitzerten. Augen wie Käfer, die durchs Gebüsch kreuchten.
    Sie widerstand der Versuchung, ein zweites Mal zurückzublicken. Rachaela lief den Pfad entlang, zwischen den Kiefern hindurch, mit dem grollenden Tosen der See zu ihrer Rechten. Die Bäume wuchsen spärlicher, und sie betrat das unbeschnittene Heideland. Das Meer warf sich zwischen die starren Schotten der Klippe. Der Monolith ragte weiß in die Dunkelheit. Ein dünner Mond, ein Rest von Wolken. Die Dunkelheit war laut von ihren eigenen nächtlichen Geräuschen.
    Jetzt musste sie sich an den Weg erinnern, den Cheta und Carlo nahmen. Sie musste das Dorf im Dunkeln finden. Sie ging über die Heide, und aus dem schwarzen Schopf der Dunkelheit tauchte ein Geschöpf auf und stellte sich ihr in den Weg.
    Es war der Kater, der Letzte in ihrem Bunde. Rachaela verlangsamte ihren Schritt, blieb jedoch nicht stehen.
    Der Kater beäugte sie. Sein Fell war glatt und geschmeidig, die Ohren hatte er aufgestellt, nicht angelegt. Kannte er sie noch, oder würde er sich jetzt, da sie eine Außenseiterin war, auf sie stürzen? War er irgendein übernatürlicher Wächter der Scarabae? Sie erreichte ihn, streckte die Hand aus, und der Kater beschnupperte sie. Sie streichelte über seinen riesigen, barbarischen Schädel.
    » Du bist ein wunderschönes Monster«, sagte sie, » wirst du mich vorbeilassen?«
    Der Kater entzog sich ihr wie ein rußiges Gespenst und schlich in Richtung Fels den Abhang hinunter.
    Aus einer Entfernung von hundert Metern hörte sie, wie er mit seinen Krallen die Erde aufwühlte. Er kümmerte sich nicht um sie.
    Nun hatte sie sämtliche Feuerproben

Weitere Kostenlose Bücher