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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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überstanden, und einzig die Reise war noch zu bewältigen.
    Während ihres Marsches empfand sie eine andere Art von Furcht. Die weite Heide war voller Stille und Leben. Beständige Geräusche, das Zwitschern unvorstellbarer Kreaturen, das plötzliche Rascheln in einem Gebüsch, Flügelschlagen. Einmal erhoben sich drei Nachtvögel in das Blauschwarz des Himmels.
    Sie störte den Rhythmus der Nacht.
    Sterne, strahlend und malerisch, so viele, lächerlich, sich vorzustellen, dass es Sonnen und Planeten waren. Die Wolke formierte sich zu einem Totenschädel unter dem Mond, riesige Augenhöhlen aus nächtlichem Blau starrten herab. Alles Mögliche konnte vom Himmel kommen. Oder aus dem Boden.
    Rachaela marschierte eisern weiter, das Gewicht auf ihrem Rücken wie die Sünden der Pilger in einer religiösen Geschichte.
    Was waren ihre Sünden? Inzucht, zum einen. Doch das Wort hatte keine Bedeutung. Tu was du willst, solange du nicht erwischt wirst. Aber da …
    Möglicherweise würde der lange Marsch ihr helfen, die Sünden abzugelten.
    Albern, darauf zu hoffen. Sie hatte unbedacht gehandelt und wurde bestraft.
    War es eine Sünde, die Scarabae zu verlassen?
    Standen sie immer noch wie Statuen in dem Garten? Hatten Anna und Stephan sie hineingeführt?
    Sie musste die Scarabae vergessen. Adamus vergessen.
    Ihre Mutter hatte es nie geschafft. Sie würde es anders machen müssen. Es war nicht schwer, sich Carlos und Chetas Route ins Gedächtnis zurückzurufen. Unbewusst hatte sie bestimmte Orientierungspunkte in ihrem Gehirn gespeichert. Sie hatte sich an der richtigen Stelle landeinwärts gewandt, davon war sie überzeugt. Doch wo war die Straße?
    Aus einem Kiefernbestand brach ein schlankes, graues Wesen hervor. Es blieb stehen und sah sie an. Die Zeichnung um seine Augen gab ihm ein wildes, wölfisches Aussehen, aber es war nur ein Fuchs, der weitaus erschreckter über diese Begegnung war als sie. Er trottete eilends davon.
    Hinter den Kiefern verlief die Straße, verlassen und in geisterhaftem Schwarz.
    Rachaela fürchtete ihr Aussehen bei Nacht. Sie ging vorsichtig auf die andere Seite. Aus der Dunkelheit könnte ein riesiges, unbeschreibliches Monster auf sie stürzen.
    Das ausgebrannte Bauernhaus tauchte auf, silbrig glänzend im Mondlicht. Unheimliche Lichter hätten in den Fenstern aufleuchten können, doch es geschah nichts. Ein schwarzer Rabe oder eine Krähe saß in der Hecke wie eine Drohung. Sie sah das Glitzern der Augen. Alles hier war Scarabae. Doch die Krähe beachtete sie nicht, flog ihr nicht mit menschlicher Stimme Geh zurück!, kreischend ins Gesicht.
    Wie sehr die Nacht ihre Fantasie anregte.
    Das Dorf könnte verschwunden sein oder ausgestorben, oder all die Einwohner könnten zu Stein geworden sein, wie ihre Häuser. Nein, das Dorf war einfach ein Dorf. Es gehorchte den Gesetzen der Normalität. Es gab Telefone, und man würde ihr die Tür öffnen, wenn sie laut genug klopfte. Sie musste nur der Straße folgen.
    Der Mond verblasste allmählich, die Wolke zerriss wie wehendes Haar oder wabernder Dunst.
    Sie konnte sich nicht an diesen Wald an der Seite der Straße erinnern. Konnte sie irgendwie den falschen Weg genommen haben, hier in diesem geraden flachen Gelände? War ein Teil des Landes abgetragen und fortgezaubert worden? Doch dort, sie erinnerte sich an diese verfallene Mauer. Hinter dieser Erhebung lag das Dorf. Wahrscheinlich.
    Sie erreichte die Anhöhe und sah, wie die Straße sich in das Tal ergoss, das Dorf auf seiner Sohle, schweigend, als wäre es seit hundert Jahren in einem See versunken.
    Die Tür des Gasthauses namens Eremitage war aus dickem Holz, ohne Klingel oder Klopfer. Vor einer schlampig gestrichenen Seitentür standen zwei armselige Töpfe voller Unkraut, und daneben gab es eine Klingel und einen Briefkasten.
    Der Himmel wurde heller, und die Sterne hatten ihren Uhrwerksglanz verloren. Die Morgendämmerung nahte.
    Erwachet, erwachet.
    Sie drückte brutal auf die Klingel, ließ ihren Finger lange darauf, und klapperte mit dem Deckel des Briefkastens.
    Nach einer langen Zeit drangen von oben gedämpfte Geräusche herab. Ein Fenster wurde erleuchtet. Wie sie vermutet hatte, war es das Beste gewesen, sie zu überrumpeln.
    Das Fenster wurde hochgeschoben. Ein kahler, doch wirrer Kopf schob sich heraus.
    » Bist du das, Sandy?«
    Rachaela räusperte sich.
    » Nein, ich brauche Ihre Hilfe. Ein Notfall. Ihr Telefon.«
    » Unten am Weg steht eine Telefonzelle«, gab das gequälte

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