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Schwarzer Tanz

Schwarzer Tanz

Titel: Schwarzer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Wesen oben zurück.
    » Kaputt«, sagte Rachaela. Als ob der Bastard das nicht wüsste. » Bitte. Es ist dringend. Ich werde dafür bezahlen.«
    » Um diese Zeit«, sagte der Mann.
    » Bitte.«
    » Kommen Sie von der Farm?«
    » Nein.«
    » Warten Sie.«
    Der Himmel war bläulich-grau, breite Streifen von Dunkelheit zogen darüber hinweg.
    Vor den Toren des Dorfes trällerten wilde Vögel ihr zügelloses Morgenständchen.
    Sie stellte sich vor, wie der Mann durch seinen Gasthof stampfte, wütend und pflichtbewusst. Wer war Sandy? Noch jemand, der sie vor Tagesanbruch aus dem Bett holte.
    Die Tür wurde aufgesperrt und einen Spaltbreit geöffnet.
    » Also, was wollen Sie?«
    » Ihr Telefon.«
    » Ich weiß nicht. Wer sind Sie?«
    » Es ist sehr dringend. Ich brauche ein Auto.«
    » Ein Auto? Was wollen Sie denn mit einem Auto?«
    Der Mann sprach mit Londoner Akzent, wie die Lieferwagenleute. Noch ein Außenseiter.
    » Es ist ein Notfall«, wiederholte Rachaela.
    » Also gut. Sie kommen besser rein.«
    Rachaela trat ein. Der Gang roch nach Bier und Schmutz.
    » Ich brauche die Nummer der Autovermietung«, sagte Rachaela.
    » Will das Telefon und will die vermaledeite Nummer und alles.«
    » Ich bin sicher, Sie haben einige Nummern.«
    » Vielleicht in der Bar. Ich muss mal nachschauen. Warten Sie hier.«
    Der Mann ging fort in seinem braunen Morgenrock. Von oben ertönte die klagende Stimme einer Frau: » Was ist los, Harry?«
    Rachaela stand in dem dunklen und trostlosen Gang. Sie starrte auf das Telefon und fühlte sich betrunken. Vielleicht lag das an dem Geruch.
    Der Mann kam zurück und hielt ihr eine Karte hin. » Das muss reichen. Ich verlange zwei Pfund für den Anruf. Sie haben fünf Minuten.«
    Rachaela nahm die Karte, öffnete ihre Tasche und legte das Geld auf den schmutzigen Tisch. Der Mann schnappte sofort gierig danach.
    » Harry!«, kreischte die Frau.
    » Was zum Teufel willst du?«
    » Was geht da unten vor sich, Harry?«
    » So’n Mädchen will telefonieren«, brüllte er. » Steh auf und mach uns Tee. Ihr Frauen«, schnauzte er Rachaela mit Abscheu an.
    Sie nahm den Telefonhörer ungläubig in die Hand und wählte die Nummer auf der Karte. Quickies.
    Es läutete. Es läutete und läutete.
    Vierundzwanzig Stunden Service, stand auf der Karte. Vielleicht machten sie auch gerade Tee oder saßen auf dem Klo.
    » Quickies Autos.«
    Rachaela hielt den Atem an.
    » Ich brauche ein Auto zum Bahnhof in der Stadt.«
    » Und wo sind Sie?«
    Wo bin ich. » Einen kleinen Moment.« Sie fragte den Mann. » Wie heißt dieser Ort?«
    » Was, der hier?«
    » Ja, das Dorf.«
    » Das wissen Sie nicht?«
    » Nein.«
    » Bidschli«, sagte er. Jedenfalls hörte es sich so an.
    » Bidschli«, sagte sie mit Nachdruck in den Telefonhörer.
    » Tut mir leid«, antwortete der Mann am anderen Ende.
    » Bidschli. Können Sie es für mich buchstabieren?«, fragte sie den Wirt.
    Er buchstabierte das Wort. Es war » P-i-t-c-h-l-e-y«.
    » Ich glaube nicht, dass ich das kenne«, sagte der Mann von der Autovermietung.
    Rachaela wandte sich selbstsicher an den ungeduldigen Gastwirt. » Würden Sie so freundlich sein, ihm eine Wegbeschreibung zu geben?«
    » Also, Sie haben vielleicht Nerven, das muss ich schon sagen. Holen mich um diese Uhrzeit aus dem Bett, und dann soll ich auch noch ’ne Wegbeschreibung geben.«
    Rachaela reichte ihm den Hörer.
    Zu ihrer Erleichterung nahm er ihn entgegen und tat, worum er gebeten worden war. Die Beschreibung hörte sich für sie unverständlich an, doch als er ihr den Hörer wieder zurückgab, sagte der Automann: » O.k., ich habe es notiert. Wird ungefähr eine Stunde dauern. Früher geht es nicht.«
    » Gut. Vielen Dank.«
    » Wo soll ich Sie abholen?«
    » Ich bin im Gasthof Eremitage.«
    » In Ordnung.«
    Quickies klinkte sich aus.
    » Das war’s dann also«, sagte der Mann.
    Seine Frau kam in einem blauen, gewebten Morgenmantel und Lockenwicklern im Haar die Treppe herunter.
    Sie begleiteten Rachaela hinaus, warfen die Tür hinter ihr zu und verriegelten sie.
    Eine Stunde, und dann vielleicht noch eine Stunde bis in die Stadt – noch reichlich Zeit, den Zehn-Uhr-fünfundvierzig nach Bleasham zu erwischen, genau wie sie es sich ausgerechnet hatte.
    Und wenn er nicht an einem Dienstag fuhr? Unsinn, schalt sie sich. Er fuhr, und sie würde rechtzeitig ankommen. Irgendwo musste irgendjemand doch einmal die Wahrheit sagen.
    Sie war entschlossen. Jetzt würde sie es verwirklichen.
    Rachaela

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