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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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betrachtete er den kahlen Schädel des Hauptscharführers, als wäge er sorgfältig das Für und Wider dieser Entscheidung ab.
    Dann hörte Rachel das Aufheulen eines Motors auf der anderen Seite der Baracke. Ein Motorrad mit leerem Seitenwagen bog in die Gasse ein und kam rutschend neben Schörner zum Stehen. Der Fahrer zog die Handschuhe aus und starrte auf die Gestalt am Boden.
    »Was gibt es, Rottenführer?« fragte Schörner.
    Der Fahrer starrte weiter Hauptscharführer Sturm an. »Sturmbannführer, es ...«
    »Reden Sie endlich, Mann!«
    »Oberscharführer Gauss, Sturmbannführer! Wir haben seine Leiche gefunden. Er ist ermordet worden! Erschossen. Mit einer automatischen Waffe!«
    »Was? Wo?«
    »In der Nähe des Hauses von Frau Kleist, wie Sie gesagt haben. Er war im Schnee vergraben. Wir mußten den halben Wald durchpflügen, aber wir haben ihn gefunden. Und Sturmbannführer, das ist nicht das Schlimmste. Wir haben vier Fallschirme gefunden, die mit ihm vergraben worden sind. Britische Fallschirme.«
    Schörner nahm den Stiefel von Sturms Hals. »Stehen Sie auf, Hauptscharführer! Nehmen Sie alle verfügbaren Männer und Hunde, und kommen Sie sofort zum Kleist-Haus.« Er sprang in den Seitenwagen. »Fahren Sie mich dorthin, Rottenführer!«
    »Zu Befehl, Sturmbannführer!«
    Sturm rappelte sich langsam auf, als der Unteroffizier den Gang einlegte.
    »Was glotzen Sie so?« wollte Schörner wissen, als wäre nichts zwischen ihnen vorgefallen. »Vielleicht befinden sich britische Kommandos in der Gegend. Alles andere kann warten!«
    Sturm nickte benommen. Zu vieles war zu schnell passiert, als daß er alles hätte fassen können. »Jawohl!« murmelte er.
    Dann lief er in die Zwinger und nahm sechs Hundeketten von den Haken an der Tür.
    Schörner warf Rachel einen kurzen Blick zu; er war eindringlich, aber Gefühle waren darin nicht zu erkennen. Nur einen Augenblick später raste das Motorrad aus der Gasse Rachel drückte Jan an die Brust und sah Frau Hagan an. Die Polin schüttelte den Kopf. »Er ist verrückt«, sagte sie. »Er hat den Verstand verloren.«
    »Jan, Jan«, sagte Rachel tröstend. »Alles ist gut.«
    »Nein, ist es nicht«, widersprach ihr Frau Hagan. »Das hier ist erst der Anfang.«
    »Was meinen Sie damit? Wird Sturm ihn melden?«
    »Das glaube ich nicht. Ich denke, die beiden werden das privat regeln. Schörner muß etwas gegen Sturm in der Hand haben, etwas, das so schlimm ist, daß Sturm Angst hat, ihn anzuklagen, weil er sich mit dir eingelassen hat. Deshalb hat er versucht, dich so zu erwischen. Was auch immer es ist, es dürfte ihn vermutlich auch davon abhalten, diesen Vorfall zu melden.«
    Die Polin rieb sich mit beiden Händen ihr graubraunes Stoppelhaar. »Es wird ihn allerdings nicht davon abhalten, Schörner umzubringen. Es wird vielleicht ein bißchen dauern, aber er wird einen Weg finden. Du bist diejenige, die sich jetzt Sorgen machen muß. Du bist die Beute, um die sie kämpfen.«
    Rachel schüttelte sich. »Gehen wir in die Baracke zurück. Ich möchte zu Hannah.«
    Sie verließen die Gasse. Rachel trug Jan auf dem Arm. »Wissen Sie, was das Schlimmste ist, das Sturm gesagt hat? Daß er verläßliche Informationen hätte, daß ich die Diamanten habe.«
    »Hast du sie?« fragte Frau Hagan geradeheraus.
    Rachel zögerte und beschloß dann, ihr Versteckspiel aufzugeben. »Ja. Es tut mir leid, daß ich Sie deswegen belogen habe.«
    Frau Hagan winkte ab. »Verwahrst du sie an der Stelle, die er genannt hat?«
    »Ja.«
    »Und wo versteckst du sie, wenn du zu Schörner gehst?«
    »Fragen Sie nicht.« Rachel ging schneller. »Ich kann nicht glauben, daß jemand mich verraten hat. Jemand, der in derselben Lage ist wie wir! Es muß mich jemand in der Toilette oder unter der Dusche beobachtet haben.«
    »Wenn ich herausfinde, wer es war«, sagte Frau Hagan sachlich, »dann erwürge ich sie mit einem Schnürsenkel.«
    »Aber wie konnte sie das nur tun?«
    Die Blocksprecherin knurrte. Es war ein Geräusch, wie man es nur im Leben voller Desillusionen hervorbringen konnte. »Ich habe es dir doch schon an deinem ersten Tag hier gesagt, Meisje. Der schlimmste Feind des Gefangenen ist der Gefangene.«

27

    »Was? Was ist?«
    McConnell wachte in der Finsternis so auf wie er früher im Krankenhaus von Atlanta aufgewacht war, mit weit aufgerissenen Augen, aber noch völlig verschlafen, und er schüttelte den Kopf, um sein Gehirn wieder in Gang zu setzen.
    Jemand rüttelte ihn am Arm.
    »Stehen

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