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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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McShane schritt um den General herum und legte Stem den Finger auf die Brust.
    »Passen Sie auf, wohin Sie da drüben treten«, sagte er. »Und achten Sie auf den Doktor, hm? Sie werden vielleicht ein heißeres Willkommen vorfinden, als man Sie hat glauben machen.«
    Der Highlander sah dem Brigadegeneral in die Augen, drehte sich um und verschwand in der Burg.
    »Wovon redet er?« verlangte Stern zu wissen.
    »Sie haben einen Mann verloren«, antwortete der General. »Das ist alles. Sie haben selbst einige verloren, stimmt's? Es war Colin Munro, der Waffenausbilder. Sie haben seine Leiche 15 Meilen weit über Land geschleppt, bis zum Übernahmepunkt. Und jetzt machen Sie weiter, ja? Wir müssen um drei Uhr früh in Schweden sein und vor dem Morgengrauen in Deutschland.«
    Stern schob McConnell zum Lastwagen. »Wir können nichts tun.«
    In dem Seesack fand McConnell nicht nur trockene Zivilkleidung mit deutschen Etiketten darin, sondern auch eine ordentlich gebügelte und gefaltete Uniform aus feldgrauer Winterwolle. Als er die silbernen SS-Runen und das Totenkopfabzeichen auf der Offiziersmütze sah, lief ihm ein Schauder über den Rücken. Sterns Uniform war ebenfalls feldgrau, mit der gefürchteten Raute und den Ärmelklappen des SD. Auf der Brust waren ein Eisernes Kreuz Erster Klasse und ein Verwundetenabzeichen befestigt. Der linke Kragenspiegel verriet den Rang des Trägers: Sturmbannführer.
    »Die Zivilkleidung oder die Uniformen?« fragte McConnell.
    »Die Uniformen«, erwiderte Stern.
    McConnell hatte sich noch nicht ganz umgezogen, als der Lastwagen bereits anrollte. Stern beugte sich über den Koffer, der McConnells Schutzanzüge enthielt, und wühlte darin herum.
    »Was machen Sie da?« fragte McConnell.
    »Dieses Fahrrad ist nicht das einzige, was ich in der Burg gestohlen habe.« Stern übertönte das Brummen des Lastwagens. »Smith muß verrückt sein, wenn er glaubt, daß ich nur mit einer MP und einer Pistole bewaffnet nach Nazi-Deutschland gehe.«
    McConnell kniete sich hin und warf einen Blick in den Koffer. Er sah einige Handgranaten, eine kleine Schachtel und ein Paket aus braunem Packpapier.
    »Was ist das für Zeug?«
    »Plastiksprengstoff, Zeitzünder in Bleistiftformat, Handgranaten.«
    »Wo haben Sie das her?«
    »Aus Vaughans privatem Arsenal. Gott sei Dank haben die Ordonnanzen Ihren Koffer nicht durchsucht.«
    »Das können sie immer noch tun.«
    »Nein. Ab jetzt tragen Sie und ich diese beiden Koffer auf Schritt und Tritt bei uns.«
    Drei Minuten später hielt der Lastwagen an. Brigadegeneral Smith tauchte an der Heckklappe auf.
    »Beeilung!« sagte er kurz. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    McConnell sprang herunter. Sie hatten neben einem Flugzeug angehalten, aber es war keine gewöhnliche Maschine. Es war ein mattschwarz gestrichener Eindecker. Aus einer Entfernung von 50 Metern war er vollkommen unsichtbar. Smiths Pilot hatte das bedrohlich wirkende Flugzeug auf einer Lichtung heruntergebracht, die nicht einmal groß genug schien, daß eine Schar Gänse darauf hätte landen können. Stern drängte sich mit den Koffern an McConnell vorbei. Plötzlich erfüllte Maschinengewehrfeuer die Nacht. Es hörte sich an wie ein Sommergewitter.
    »Himmel!« schrie McConnell. »Was ist das denn?«
    »Ins Flugzeug!« bellte der General. »Wenn wir uns beeilen, kriegen wir noch das Beste mit.«
    McConnell verstaute die Seesäcke im Flugzeug, und bevor er Luft holen konnte, flog die Lysander bereits haarscharf über den Hügelkamm. Auf Smiths Befehl hin flog der Pilot eine Schleife über Loch Lochy, damit sie einen guten Ausblick hatten. So ein Spektakel wie das unter ihm hatte McConnell noch nie gesehen. Leuchtspurgeschosse flogen in weiten Bögen durch die Nacht, wie in einer Geschichte von H.G. Wells. Um das Flugzeug herum loderten Explosionen auf, die etwa ein Dutzend Dingis auf dem See beleuchteten. Sie wirkten wie Enten auf einem Schießstand.
    »Die Franzmänner haben die Hosen jetzt bestimmt schon gestrichen voll!« rief Smith. »Charles Jungs feuern echte Kugeln nur Zentimeter an ihren Ärschen vorbei!«
    Smith befahl dem Piloten, den Kurs zu ändern und zum >Nachchecken< zu fliegen, was auch immer das heißen mochte. Als die Lysander am Ufer entlangflog, etwa 30 Meter über explodierende Mörsergranaten hinweg, sah McConnell einen Rettungswagen mit angeschaltetem Fernlicht am Ufer stehen. Im feuchten Glanz der Scheinwerfer stand eine Gestalt mit mächtigem Brustkorb. Sie hatte die

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